Andreas Giesbert (ZWO): Liebe Jacqueline, man kennt dich vor allen Dingen als Science-Fiction Fan und Autorin. Mit den Dimensionslichtern willst du nun ein Fantasyprojekt realisieren. Worum geht es denn grob in dem Buch?
Jacqueline Mayerhofer: Lieber Andreas, vielen herzlichen Dank, dass du mein Projekt vorstellst! Das freut mich wirklich sehr. Früher habe ich vorrangig Fantasy geschrieben, das hat sich dann ab 2014 geändert – denn da habe ich meine Vorliebe als Autorin für Science-Fiction entdeckt. Dass ich mich nun in die Gefilde der Fantasy wage, liegt daran, dass es sich um ein sehr altes, neu umgesetztes Projekt handelt. Darin geht es um die junge Schülerin Suna Anima, die von ihrem Alltag genervt ist, und sich nach Abenteuern sehnt. Als sich zufällig (oder vielleicht auch nicht ganz so zufällig?) ihr Traum erfüllt, sieht sie sich einer fremden Welt gegenüber. Und diese befindet sich nicht nur in einer anderen Dimension, sondern es gibt dort auch Magie, Drachen und sogenannte Wolinx (Destna ist am Cover zu sehen – in der limitierten Buchbox sogar als Figur zu erhalten).
Bei ihrer Reise und Erkundungstour der Welt Magar stößt sie auf neue Gefährten (wie beispielsweise Dominic und der Wolinx Destna) und lernt mehr über den Planeten. Sie muss feststellen, ausgerechnet in einem der sogenannten Zeitalter der Rebellion gelandet zu sein. Die Kontinente werden von einem skrupellosen, diktatorischen Magier namens Shedskororaviel unterjocht. Als Suna dann auf die harte Tour herausfindet, dass dieser auch hinter ihr her ist, weil er etwas mit sogenannten Dimensionslichtern vorhat, ist sie schon bald auf der Flucht. Dabei stößt sie immer wieder auf Edloc, einen fremden Jungen auf der Gegenseite, der sie in seinen Bann zieht. Was nicht gerade hilfreich dabei ist, zwischen ihrem Gefährten Dominic und Edloc eine klare Grenze zwischen Gut und Böse zu ziehen.
Andreas (ZWO): Warum hast du die Dimensionslichter denn in einer Fantasywelt angesiedelt und nicht im Weltall? Was erlaubt dir Fantasy, dass du mit Science Fiction nicht so gut transportieren könntest?
Jacqueline: Tatsächlich habe ich Dimensionslichter damals mit 15-16 Jahren geschrieben (nun bin ich 31 – also eine ganze Weile her!). Nachdem ich den Roman jedoch wirklich, wirklich oft umgeschrieben und auch schon zwei- bis dreimal neu geschrieben habe, dachte ich mir, jetzt oder nie. Ich hatte meine Fantasy-Trilogie also sozusagen in der "Schublade", und möchte diese nun endlich umsetzen, weil sie mir sehr am Herzen liegt. Das beantwortet mit Sicherheit die Frage, wieso plötzlich Fantasy und nicht Science-Fiction! Im Grunde finde ich Science-Fiction und Fantasy recht ähnlich. Was natürlich auch auf das Subgenre der SF ankommt. Wenn es sich eher um eine Space Opera handelt, handhaben sich meine Fantasy- wie meine SF-Welten: Einmal werden dafür neue Wörter und Planeten, einmal dort fremde Wesen und Aliens erfunden. Einmal spielt alles im Weltraum, einmal in einer mittelalterlich anmutenden Welt. Ich mag beides ganz gern.
Da es sich bei Dimensionslichter um den Auftakt einer Fantasy-Trilogie mit jahrelangem Hintergrund handelt, steht mir noch die komplette Überarbeitung bzw. Neuschreibung von Band 2 Auferweckung bevor, da der Teil ebenfalls schon in die Jahre gekommen ist. Von Band 3 existieren aktuell nur ein paar Szenen inklusive des Arbeitstitels Schattenseiten.
Andreas (ZWO): Kannst du uns mehr über Magar verraten? Was sind besondere Elemente dieser Welt? Was hebt sie von anderen Fantasywelten ab? Und wie magisch geht es zu?
Jacqueline: Auf Magar gibt es sieben Kontinente – die Handlung des ersten Bandes hält sich im westlichen Kontinent Drgarun auf. Nebenher werden auch noch der nördliche Kontinent Lettoom, in dem sich vor allem viele Elfen aufhalten, und fünf weitere Kontinente erwähnt (die anderen werden in Band 2 wichtiger). Magar wäre wohl mit einer mittelalterlichen Welt vergleichbar, in der es Magie und Fabelwesen gibt. Dort treiben nicht nur Drachen, sondern auch Wolinx ihr Unwesen. Es gibt Menschen, die sogar einen Pakt mit diesen schließen können, da Wolinx und Drachen wie Menschen kommunizieren - nur eben über Gedankenübertragung. Der Wolinx Destna ist zudem eine wichtige Figur, da durch sie die Geschichte dieser Wesen vertieft wird. Manche Menschen kämpfen auch mit Waffen, die sie magisch heraufbeschwören können – wie beispielsweise ein Magieschwert oder Pfeil und Bogen. Allgemein lässt sich Dimensionslichter in das Genre der High Fantasy einstufen.
Andreas (ZWO): An welche Zielgruppe richtet sich denn das Buch? Was ist die Atmosphäre?
Jacqueline: An alle, die eine Vorliebe für Fantasy, Young Adult, eine große Portion Action, knifflige Dreiecks"beziehungen", Magie und Fabelwesen haben. Allerdings sollte dazu gesagt werden, dass der Roman stellenweise recht blutig geschrieben und daher für Zartbesaitete nicht geeignet ist. Ein skrupelloser Magier ist nicht wirklich skrupellos, wenn er seinen Worten nicht auch Taten folgen lässt.
Die Atmosphäre verändert sich – sie wechselt zwischen Erkundungslust, dem Kennenlernen der neuen Welt bis zur ewigen Flucht vor dem dunklen Magier Shedskororaviel. Doch auch Mut und Zusammenhalt sind ein wichtiges Thema – der Fokus liegt neben der Geschichte und den antreibenden Motiven primär auf den Charakteren, da die Beziehungen untereinander kompliziert sind. Die Figuren sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss. Was Suna oftmals an die Grenzen ihrer Geduld treibt.
Andreas (ZWO): Um uns ein besseres Bild zu verschaffen: Hast du eine Szene, die du uns schon einmal als Leseprobe bereitstellen kannst?
Jacqueline: Natürlich! Ich denke, dafür eignet sich eine Szene relativ am Anfang am besten, als Suna und Destna sich richtig kennenlernen. Immerhin sind beide am Cover und für den Roman nicht unbedeutend.
Leseprobe
Es knackte mit einem Mal im Unterholz. Neben ihr tauchten zwei gelbe Augen in der Dunkelheit auf, die unheilvoll leuchteten. Erschrocken fuhr Suna zurück, als das gewaltige Tier vor sie trat. Das Wesen stach in der Dämmerung mit dem weißen Fell deutlich hervor und begutachtete sie interessiert. Suna erkannte es sofort wieder: Weißwolf! Er trug sogar noch den provisorischen Verband an der Pfote.
»Du? Kannst du dich an mich erinnern?«
Elegant kam der Vierbeiner näher. Seine Augen funkelten belustigt. Mit Kindern kannst du wohl nicht so gut, was?
Suna zuckte zusammen, sah sich um, suchte nach jemandem, der sich heimlich angeschlichen hatte – doch niemand war zu sehen. »Wer hat das gesagt?« Sie drehte sich erneut – dieses Mal alarmiert – um ihre eigene Achse, bis sie sich wieder besann und zu der Kreatur blickte.
Weißwolf setzte sich geduldig vor Suna auf die flache Wiese. Du musst dich nicht fürchten. Niemand ist hier.
Erneut blickte sich Suna um. Danach sah sie mehr als nur ungläubig zu dem fremdartigen Wesen. Konnte es sein, dass …
Ja, ich bin es, die mit dir spricht, Menschlein.
Suna bemerkte kaum, wie ihr Mund fassungslos offenstand. »Aber … wie sprichst du? Warum kannst du sprechen?«
Kein Tier kann mit Menschen in seiner eigenen Sprache kommunizieren. Außer Drachen und Wolinx. Wir denken gleich, sprechen gleich. Ich bin übrigens ein Wolinx.
Suna glaubte es immer noch nicht. Dieses gigantische Geschöpf – halb Raubkatze, halb Wolf –, schneeweiß mit diesen markanten, graubraunen Flecken und den violetten Blitzen im Fell, dazu diese krächzende und kratzende Stimme in ihrem Kopf, unterhielt sich einfach mit ihr.
»Wieso verstehe ich dich? Du bewegst dich nicht, aber ich höre deine Stimme. Durch Telepathie?«
Der Wolinx schüttelte das Haupt. Wieder flackerte etwas belustigt in seinen Augen. Falsch, Menschlein. Um mit dir Kontakt aufzunehmen, müssen sich unsere Seelen verbinden. Das gelingt nicht bei jedem. Die Garantie für einen Pakt ist also nicht automatisch gegeben. Um jedoch versehentlich einen zu schließen, wie es bei uns der Fall ist, müssen sich die jeweiligen Zellen vereinen. Erinnerst du dich? Als du mir den Stoff um die Pfote gebunden hast, um meine Blutung zu stoppen? Es kam unser Blut miteinander in Berührung. Deine Finger – sie waren zerschnitten.
Suna konnte sich noch gut daran erinnern. Vor allem an den Schmerz. »Das bedeutet, nur ich kann dich hören?«
Der Wolinx nickte majestätisch. Ich habe genau dasselbe wie du gefühlt. Es sind unerträgliche Qualen, die man schnell wieder vergisst. Wie Mütter, die unter Schmerzen ihre Kinder gebären. Anschließend vergessen sie vor Liebe, wie sehr es wehgetan hat. Nun, beinahe zumindest. Die Kreatur konzentrierte sich wieder auf Suna und schien zu lachen. Die Schnauze öffnete sich einen Moment lang. Übrigens, mein Name ist Destna.
»Ich bin Suna.«
Andreas (ZWO): Was zeigt die Szene für dich besonders gut über das Buch?
Jacqueline: Es mag jetzt vielleicht nicht die spannendste Szene sein, doch ich finde, dass sie die Beziehung zwischen Suna und Destna gut darstellt. Vor allem, da es sich bei Destna um eine Gefährtin handelt, die nicht humanoid, dafür aber menschlich ist. Zumindest, wenn man ihre Kommunikationsweise betrachtet. Trotzdem bleibt Destna immer noch ein Raubtier und denkt auch wie ein solches. Sie übernimmt sozusagen die Mentorinnenrolle für Suna auf Magar.
Andreas (ZWO): Du hast das Buch über Startnext, also als crowdfund realisiert. Man kann das Projekt noch bis Ende November unterstützen. Danach wird es natürlich auch regulär verlagsunabhängig zu beziehen sein. Wie kam es dazu und was – außer viel Karma – haben diejenigen davon, die das Buch so helfen zu realisieren?
Jacqueline: Die meisten wissen leider nicht, wie verdammt viel Arbeit eine Buchveröffentlichung ist und wie viele Kosten damit verbunden sind. Abgesehen von der Arbeit, die wir Schreibenden haben, mit all den Überarbeitungen, dem Worldbuilding und der Geschichte an sich, sollte das Werk auch lektoriert werden (was sehr, sehr kostspielig sein kann). Auch ein Cover wird benötigt, das repräsentativ sein soll. Die limitierten Buchboxen sollten ebenso hochwertig gefüllt sein. Mal von all dem Marketing und der Arbeit abgesehen, die abseits des Organisatorischen liegt – von der eventuellen Realisierung eines Hörbuchs mal ganz zu schweigen. Eine Buchveröffentlichung kann schon mal auf knappe 5.000 €, wenn nicht sogar mehr kommen. Dank meiner Erfahrung in der Buchbranche und im Selfpublishing-Bereich kann ich glücklicherweise viel selbst machen und habe Verbindungen, die ich nutzen kann. Trotzdem wird mich die Veröffentlichung von Dimensionslichter am Ende um die 2.000 € kosten (was für einen Wälzer wie diesen wenig ist). Crowdfunding ist im Grunde eine Art Vorbestellung, um anfallende Kosten vorab schon decken oder sie sich überhaupt leisten zu können. Natürlich verdienen die Anbieter, über die die Kampagnen laufen, auch daran. Es ist daher schön, wenn man weiß, am Ende nicht vollkommen allein mit all den Ausgaben dazustehen – denn jeder Cent wandert in das Projekt. Außerdem zeigt es, dass es Menschen dort draußen gibt, die sich schon auf den Roman freuen, was unheimlich motiviert! Meine Fantasy-Trilogie soll nach all den Jahren so professionell und so gut, wie es mir möglich ist, umgesetzt werden.
Andreas (ZWO): Im Interview mit dir konnten wir schon mehr über dich erfahren. Du bist mittlerweile auch als Lektorin aktiv. Was sind denn Projekte auf die wir uns von dir freuen können? Was sind welche auf die du dich besonders freust?
Jacqueline: Ich lektoriere schon seit vielen Jahren, ja. Anfang 2023 habe ich mich dann dazu entschlossen, es zu meinem Brotjob zu machen und mich selbständig gemeldet. Wenn also jemand eine Lektorin sucht, immer gern! Ich freue mich auf mögliche Zusammenarbeiten. Im Moment bin ich aber allgemein sehr aktiv. 2023/2024 erscheint nicht nur Dimensionslichter, sondern 2024 werden auch mindestens drei Kurzgeschichten von mir (in Anthologien) veröffentlicht. Zudem plane ich einen gemeinsamen Cyberpunk-Roman mit meinem lieben Kollegen M. H. Steinmetz und darf einen Band innerhalb einer Reihe schreiben, von der bereits fünf Teile erschienen sind (mehr Hinweise darf ich leider nicht geben). Zum Schluss gibt es noch ein Projekt, auf das ich mich besonders freue. Eines, über das ich auch noch nicht reden darf, aber zumindest sagen kann: Ein absoluter Wunschtraum erfüllt sich nicht nur für Suna in Dimensionslichter, sondern auch für mich in der Realität.