Diese Rezension wirft einen kritischen Blick auf "Mordenkainen präsentiert: Monster des Multiversums" und untersucht dessen Tiefgang sowie die Auswirkungen auf die Spielbarkeit am Tisch. Wir beleuchten die Neugestaltung, wägen die praktische Anwendbarkeit ab und diskutieren, wie diese Änderungen das Spielerlebnis in Dungeons & Dragons bereichern oder beeinträchtigen.
Einleitung
Mordenkainen präsentiert: Monster des Multiversums ist eine umfassende Erweiterung für Dungeons & Dragons 5E, die sich durch eine Sammlung von über 250 Monstern und 30 spielbaren Völkern auszeichnet. Als Ergänzung zum bestehenden Monsterhandbuch und Spielerhandbuch bietet dieses Werk sowohl für Spielleiter*innen als auch für Spieler*innen spannende Möglichkeiten zur Bereicherung ihrer Kampagnen. Wichtig zu wissen ist, dass dieses Buch "eine Überarbeitung von Inhalten, die ursprünglich in den Büchern Volos Almanach der Monster (2016) und Mordenkainens Foliant der Feinde (2018) erschienen sind. Es enthält außerdem überarbeitete Optionen aus Prinzen der Apokalypse (2015), Eberron: Aufstieg aus dem letzten Krieg (2019) und Mythic Odysseys of Theros (2020)." (S.2, Impressum). Dieser Passus sollte die negativen Stimmen, die online zu finden sind, relativieren.
Inhalt und Gestaltung
Dieses Handbuch gliedert sich in zwei Hauptteile: spielbare fantastische Völker und ein Bestiarium, darunter sowohl freundliche als auch feindliche Wesen.
Eine der hervorstechendsten Neuerungen betrifft die spielbaren Völker. Die Aktualisierung der fantastischen Völker aus früheren Veröffentlichungen bringt eine wesentliche Neuerung: die Freiheit, beliebige Kombinationen von Attributsboni zu wählen. Diese Überarbeitungen reichen von subtilen Anpassungen bis hin zu umfangreichen Neugestaltungen. Ein Beispiel ist die Umwandlung von Eladrin und Tiefengnomen von Unterarten zu vollwertigen Völker. Die Abschaffung der Aasimar-Untervölker zugunsten einer Wahlmöglichkeit zwischen ihren Engelsverwandlungen zeigt die Neuausrichtung auf Flexibilität und Spielerfreiheit. Wer Würfel liebt, findet Tabellen, um Merkmale dem Zufall zu überlassen.
Interessanterweise enthält das Buch neben den vertrauten auch weniger bekannte Völker, wie die Feen und Harengon aus Wild Beyond the Witchlight, lässt jedoch andere, wie die Eulenvölker aus Strixhaven, außer Acht. Diese Selektion spiegelt eine Designphilosophie wider, die weniger weltenspezifische Völker bevorzugt. Die Überarbeitung "böser" Völker hin zu einer neutraleren Darstellung markiert einen deutlichen Wandel in der Präsentation und könnte ihre Beliebtheit unter Spielern steigern. Unterstützt wird dies durch neue Illustrationen, die diese Völker weniger monströs zeigen. Stattdessen blickt ein Duergar in Abenteurerklamotte nachdenklich zu Boden.
Im Vergleich zu früheren Publikationen wie Volos Almanach der Monster und Mordenkainens Foliant der Feinde fällt auf, dass die Beschreibungen der Völker weniger ausführlich sind und auf wenige Zeilen reduziert wurden, was zwar Platz für eigene Vorstellungen macht, jedoch die Tendenz der Monsterhandbücher seit dem ausführlichen Monsterhandbuch der AD&DII-Edition zeigt (1993). Trotz dieser Kürzungen bleibt das Buch eine wertvolle Ressource, insbesondere durch die hochwertigen Abbildungen jedes Monsters und die übersichtliche Gestaltung, die analog zum Monsterhandbuch gehalten ist. Die Zuordnung der Völker zu den einzelnen Ebenen des Multiversums ist jedoch leider der einzige Verweis auf die Existenzebenen. Ohne Vorwissen wird diese Zuordnung überflogen und das als Monster des Multiversums benannte Buch verliert Tiefe.
Ein Blick auf die Details
Ein interessanter Aspekt dieses Werkes ist, dass es Inhalte aus früheren, meist vergriffenen, D&D-Publikationen zusammenführt und überarbeitet, was eine konsolidierte und aktualisierte Ressource darstellt. Die Integration von überarbeiteten Optionen aus Werken wie Fürsten der Apokalypse (2020) und Eberron: Aufstieg aus dem letzten Krieg (2021) unterstreicht die Bemühungen, das D&D-Universum weiter zu entwickeln und zu bereichern. Trotz der positiven Aspekte der Überarbeitungen und Ergänzungen muss hervorgehoben werden, dass Mordenkainen präsentiert: Monster des Multiversums grundsätzlich aus altem Material besteht. Die eingeführten Änderungen und Bearbeitungen sind zwar willkommen, bieten aber wenig Neues. Dies führt zu einer gewissen Ambivalenz: Während das Buch für Neueinsteiger*innen oder diejenigen, denen bestimmte Quellenbücher fehlen, eine wertvolle Ressource darstellt, bietet es für Sammler*innen und Besitzer*innen der ursprünglichen Werke möglicherweise zu wenig Anreize für einen Neuerwerb.
Kritische Anmerkungen
Trotz der vielen Stärken weist das Buch neben dem fehlenden Bezug zum Multiversum einige handwerkliche Mängel auf, wie z.B. Tippfehler und inkonsistente Übersetzungen von Fachbegriffen, die für Verwirrung sorgen können. Die unterschiedliche Schreibweise von Begriffen wie "Herbst-Eladrin" im Vergleich zu früheren Werken „Herbsteladrin“ (Mordenkainens Foliant) hätte einer kurzen Erklärung bedurft, um Irritationen zu vermeiden.
Fazit:
Mordenkainen präsentiert: Monster des Multiversums ist eine hilfreiche Ergänzung für die D&D-Spielbibliothek, die trotz kleinerer Schwächen durch ihren Reichtum an Inhalten und wunderschönem Artwork überzeugt. Die Kombination aus einer breiten Palette an Monstern und spielbaren Völkern, gepaart mit der Zusammenführung und Aktualisierung von Inhalten aus früheren Publikationen, macht dieses Buch zu einem handlichen Werkzeug für alle, die sich einen Überblick über die Bewohner des Multiversums machen möchten. Um ganz zu überzeugen, hätte dieses Monsterhandbuch sich stärker an dem Titel ausrichten müssen und die Beziehung der Monster und Völker zu den Ebenen des Multiversums deutlicher ausarbeiten müssen. Eine Zeile zur Herkunft jeder Kreatur, wie es bei den Völkern im ersten Teil gemacht wird, hätte genügt. Auch die hilfreichen Überblicksseiten am Ende des Buches richten sich nach Kreaturentyp (S. 283), Herausforderungsgrad (S. 284 f.) sowie Umgebung (S. 286 f.), aber die Überblicksseite zu den Existenzebenen fehlt in diesem Multiversum-Band. Das Hinzufügen eines kurzen Kapitels, wie in der kürzlich besprochenen Die Legende von Driztt: Die illustrierte Enzyklopädie, hätte dem Thema gedient und neuen Fans einen nötigen Einstieg gegeben. So bleibt es eine geordnete Erweiterung des Monsterhandbuchs ohne von den Besonderheiten des D&D-Multiversums zu profitieren. Insgesamt bleibt es eine umfassende Ressource für den Spieltisch, die insbesondere für jene von Wert ist, die die Vielfalt der D&D-Welt erst noch erkunden möchten, ohne sich durch eine Bibliothek vergriffener oder schwer zugänglicher Quellen arbeiten zu müssen.
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de