Die große Hobbit-Enzyklopädie wurde 2013 von Damien Bador, Vivien Stocker, Coralie Potot & Dominique Vigot in französischer Sprache verfasst. Xavier Sanchez und Sandrine Gestin haben die Illustrationen beigesteuert. Im Zauberfeder Verlag erscheint diese 1,6 Kilo schwere Enzyklopädie nun auch in Deutschland. Das Werk besitzt ein veredeltes Hardcover und ein Leseband.
Der Hobbit oder auch Der kleine Hobbit verzaubert seit etlichen Jahrzehnten Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Die Kürze und Simplizität des Werkes macht es zu einer einfachen, aber dennoch fantastischen Geschichte für Jüngere. Es ist aber noch viel mehr: Für viele bildet(e) diese Erzählung den ersten Schritt in die Welt der Fantasy, ob als Fans von Tolkiens Der Herr der Ringe, oder einer der unzähligen anderen Schöpfungen. Werfen wir nun gemeinsam einen Blick ins Werk hinein.
Ein begeisterter Empfang
Wie sieht der Inhalt dieser Enzyklopädie aus? Den ersten Teil dieses massiven Nachschlagewerkes machen eine Einführung, die Chronologie und ein Abkürzungsverzeichnis. Hier erfährt man die Wege von John Ronald Reuel Tolkien - meist nur J. R. R. Tolkien - und seiner Literatur. Angefangen bei seiner Kindheit und Jugend, sowie seinen ersten Schritten in die Welt des Schreibens, führt diese Einleitung die Lesenden durch das Leben des Autors und zeigt, wie die Welt Tolkiens zu ihrem Kultstatus heranwachsen konnte. Die anschließende Chronologie schildert die einschlägigsten Ereignisse in Tolkiens Leben, sowie seine Schriftstücke im Laufe der Zeit.
Im Anschluss kommt auf fast 300 Seiten der Hauptteil der großen Hobbit-Enzyklopädie. In sieben thematisch sortierten Kapitel werden die diversen Aspekte des Hobbits dargestellt: "Charaktere", "Völker", "Sprachen und Schriften", "Gegenständen und Bauten", "Orte des Geschehens", "Bedeutende Ereignisse" und "Inspirationen und Einflüsse". Auf den letzten 23 Seiten sind die Verzeichnisse aufgeführt. Genauer gesagt die Quellen, Auswahlbibliografie, der Index und Danksagungen. Alle Kapitel verfügen über variierte Hintergrundfarben, wodurch man diese beim Blättern schnell voneinander unterscheiden kann. Zudem sind die Kapitel alphabetisch sortiert. Dies bedeutet beispielsweise für die Charaktere, dass man mit einem Text über die Figur "Azog" beginnt und mit dem “Weißen Rat” aufhört.
Von Zwergen und Elfen
Ein Dieb in der Nacht
Der Anfang des Hauptteils umfasst das Kapitel über die Charaktere. Wichtigen Figuren wird dort mehr Text gewidmet und es gibt meist ein Charakter-Porträt, welches eine Seite einnimmt. Unabhängig ihres Umfanges sind diese Unterkapitel gleich aufgebaut: Als Einleitung dient ein Zitat aus dem Hobbit oder der Herr der Ringe. So erfährt man zu Gollum beispielsweise: "Er war Gollum, dunkel wie die Dunkelheit, in der er lebte, abgesehen von den beiden großen runden und blassen Augen in seinem schmalen Gesicht" (Der Hobbit, Kap. 5). Danach werden die Ursprünge der Figur, wie ihr Aussehen, Name oder Familie erläutert. Anschließend folgen Informationen, was die Figur während dem Hobbit macht. Kommt sie ebenfalls in Der Herr der Ringe vor, so wird auch dies geschildert. Die Kernpunkte einer Figur sind in wenigen Sätzen in roter, kursiver Schrift eingebaut. Für Thranduil liest man zum Beispiel: "Thranduil ist der König der Waldelben um Düsterwald". Solche Absätze reichen auch für Nicht-Kenner des Hobbits aus, sich einen Eindruck zu verschaffen. Beim Lesen der ersten Passagen eines Unterkapitels erinnert man sich fast schon unterbewusst an die jeweiligen Kapitel aus dem Hobbit und/oder dem Herrn der Ringe. Und auch die Figuren-Unterschiede zu den Figuren, Orten und Gegenständen in anderen Medien, wie den Filmen werden offensichtlich.
Abschließend liest man Passagen zu Tolkiens Inspiration hinter der jeweiligen Figur. Dabei stößt man immer wieder auf Informationen oder Zusammenhänge, die einem so nicht bewusst waren: So scheint es, dass die Figur Gandalf ihren Ursprung im Gemälde "Der Berggeist" von Josef Madlener hat. Oder dass sein Zaubererkollege Radagast der Braune in ersten Entwürfen ursprünglich mit Saruman gemeinsame Sache machen sollte. A propos Saruman: Wusstet ihr, dass sich sein Name vom altenglischen Wort searu ableitet, was soviel wie List oder Täuschung heißt. Hätten die Gefährten besser in Englisch aufgepasst, hätten sie sich viel unnötiges Leid ersparen können. Hobbit-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten. Man erfährt allerlei Informationen, die man so wissen möchte und beim nächsten Treffen im Freundeskreis kundtun kann.
Wie sieht der Rest aus?
Auch in den weiteren Kapiteln wiederholt sich der schematische Aufbau von: Ursprünge, Vorkommen im Hobbit und Vorkommen in der Herr der Ringe. Tolkiens Inspiration und Bezugspunkte werden zudem auch in den weiteren Kapiteln fortgesetzt.
Im Kapitel zu den Völkern liest man, wie der Titel schon sagt, über verschiedene Völker von Mittelerde (zum Beispiel: die edlen Adler oder die verdorbenen Orks). Weiter geht es mit Schriften, wo man unter anderem die zwergische Runenschrift lernen kann. Über "den einen Ring" oder die mächtigen Schwerter "Glamdring und Orkrist" kann man im Kapitel zu den "Gegenständen und Bauten" einiges erfahren. Im Kapitel "Orte des Geschehens" macht man einen Abstecher zur Festung des Nekromanten "Dol Guldur" oder zum einsamen Berg "Erebor". Dessen "Eroberung" oder "Die Schlacht der Fünf Heere" kann man in "Bedeutende Ereignisse" nachschlagen. Unabhängig der Kapitel bekommt man immer eine ansprechende Aufmachung geboten. Man findet keine Doppelseite ohne Verzierungen, wie Reliefs, Illustrationen oder Zitate. Dies ist schön fürs Auge und sorgt für einen angenehmen Lesefluss.
Über Orks und Sprachen
Alles ist miteinander verbunden und hat einen Sinn …
Dieses Zitat von Paulo Coelho trifft den Inhalt des letzte Kapitels "Inspirationen und Einflüsse" gut. Es zeigt, wie sehr, nicht nur in der Literatur, schöpferische Werke miteinander verbunden sind. Tolkien, welcher sich durch seine Ausbildung und wissenschaftliche Arbeit viel mit alten Texten, Gedichten und Gesängen auseinandersetzen durfte, nutzte einige von ihnen als Grundmaterial für seine eigenen Werke. Der Raub eines Drachenschatzes im mittelalterlichen, epischen Gedicht Beowulf weist klare Parallelen zu Smaug und dem Vorhaben von Bilbo Beutlin auf. Aber auch der Drache Fáfnir aus der nordischen Mythologie hat Tolkien stark inspiriert. Jahrhundertealte Werke, wie Shakespeares Ein Sommernachtstraum, werden neu kombiniert - beispielsweise mit der mittelenglischen Versnovelle Sir Orfeo - um eine neue Gattung "Elfen" zu schaffen. Alte Legenden werden anders interpretiert und weitergesponnen, so dass etwas Neues entsteht. Und heute werden genauso Tolkiens Werke von etlichen kreativen Köpfen rund um die Welt selbst als Inspirationsquelle verwendet. Dabei sind bekannte Spiele wie Dungeons & Dragons, Warcraft oder The Elder Scrolls nur die Spitze des Eisberges. Das Rad dreht sich immer weiter …
Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: Mit und ohne Farbschnitt. Die Version mit Farbschnitt gibt es "so lange der Vorrat reicht" nur direkt beim Zauberfeder Verlag. Darauf kann man Ornamente, sowie Bilbo Beutlin, Gandalf und die Gemeinschaft der dreizehn Zwerge erblicken.
Thorin und Co. machen sich auf zu neuen Abenteuern
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.