Die große Hobbit-Enzyklopädie – Das Tor zur Welt des „Hobbits“: Tolkiens Legendarium
Die von J.R.R. Tolkien geschaffene Welt Mittelerde zieht seit Generationen Leser in ihren Bann. Und obwohl Der Herr der Ringe vermutlich die bekanntere Erzählung aus der Feder des britischen Autors ist, nimmt Der Hobbit für zahlreiche Leser einen ganzbesonderen Platz in ihren Herzen ein. Einige haben durch dieses Buch als Kinder den Einstieg in die Welt der FantasyLiteratur gefunden, während andere erst im Erwachsenenalter von der einfachen und doch so bezaubernden Erzählung und ihren Charakteren nachhaltig berührt wurden. Der Hobbit war es außerdem, der Tolkien erst berühmt machte, und den Weg für die Veröffentlichung seiner weiteren Werke ebnete. Es ist daher naheliegend, sich dem Ursprung seines literarischen Schaffens zuzuwenden, um Tolkiens Legendarium von Grund auf zu erforschen.
Mehr als nur ein Nachschlagewerke
Mit Die große Hobbit-Enzyklopädie gelingt den vier Autoren Damien Bador, Vivien Stocker, Coralie Potot und Dominique Vigot genau das: Sie zeigen in sieben Kapiteln mit lexikon-artigen Einträgen auf, wie Tolkien Mittelerde erschuf und damit die Grundsteine für sein Lebenswerk legte. Die Einträge beziehen sich dabei auf die wichtigsten Figuren, Orte, Gegenstände und Ereignisse aus Der Hobbit. Die große Hobbit-Enzyklopädie ist weit mehr als nur ein Nachschlagewerk. Sie ist ein Tor zu den unendlichen Weiten von Mittelerde und nimmt die Leser mit auf eine literarische Expedition.
Von Azog bis Zwerge
Eine Welt wird erst lebendig durch die Wesen, die sie bevölkern. Auch Tolkien legte neben der Entwicklung von Sprachen und einer umfassenden Historie viel Wert auf gut ausgearbeitete Charaktere. In Die große Hobbit-Enzyklopädie werden alle relevanten Figuren vorgestellt – von Azog und Bolg über Smaug bis zu den Zwergen, die sich gemeinsam mit Bilbo auf die lange und beschwerliche Reise zum Erebor machen. Der unerwartete Held aus dem Auenland steht im Mittelpunkt von Der Hobbit und verkörpert die Idee, dass Mut und Entschlossenheit an den ungewöhnlichsten Orten und in den unbedeutendsten Personen zu finden sind. Die Enzyklopädie beleuchtet nicht nur die äußeren Geschehnisse, die Bilbo während seiner Reise formen, sondern auch seine inneren Konflikte und je ne Augenblicke, die seine Charakterentwicklung maßgeblich beeinflussen. Die Vielzahl der Völker wird anhand der wichtigsten Gruppen aufgezeigt: Die majestätischen Adler, die furchteinflößen den Drachen, die weisen Elben und die gemütlichen Hobbits sind nur ein paar der Bewohner Mittelerdes, denen ein eigener Eintrag in der Hobbit-Enzyklopädie gewidmet ist. Die Autoren geben eine Einführung in die Herkunft und Traditionen der Völker, ihre Beziehungen und Feindschaften untereinander und zeigen auf, welche Rolle sie in Der Hobbit spielen und wie sie das Gesamtbild von Mittelerde prägen.
Linguistische Wurzeln
Ein Aspekt, der Die große Hobbit-Enzyklopädie von anderen Nachschlagewerken zu Tolkiens Legendarium unterscheidet, ist der besondere Raum, den Sprachen und Schriften einnehmen. Für gewöhnlich werden die von Tolkien eigens für seine Welt und seine Geschichten entwickelten Sprachen gemeinsam mit den jeweiligen Völkern behandelt. Den Autoren der Enzyklopädie jedoch sind die Sprachen und Schriften ein eigenes Kapitel wert.
Tolkien, selbst ein angesehener Philologe, betrachtete Sprachen als lebendige Organismen, die eine tiefe Verbindung zur Kultur ihrer Sprecher haben. In der Enzyklopädie wird diese Philosophie durch die detaillierte Darstellung der Sprachen und Schriften der verschiedenen Völker in Mittelerde gewürdigt. Die Einträge zum Altnordischen, den Elben- und Zwergensprachen, der Runenschrift und dem Schriftsystem Tengwar beleuchten jeweils ihre Entstehung und geben einen Einblick in die komplexen, von Tolkien erdachten Sprachstrukturen. Die Autoren zeigen auf, dass die Sprachen und Schriften von Mittelerde mehr als nur Mittel zur Kommunikation sind. Sie bieten einen Zugang zur Denkweise und zur Geschichte der Völker. Die große Hobbit-Enzyklopädie lädt dazu ein, die philologischen Wurzeln von Tolkiens Werk zu erforschen und zu erkennen, wie diese reichen linguistischen Elemente den Hobbit auf vielschichtige und faszinierende Weise mit Leben füllen.
Gegenstände, Bauten & Orte
Für ein gelungenes Worldbuilding sind Gegenstände, Bauten und Orte ebenso entscheidend wie Völker und Sprachen, denn sie verleihen der Welt eine für den Leser greifbare Realität. Sie ermöglichen es, sich besser in die Welt hineinzuversetzen und sich vorzustellen, wie sie aussieht und funktioniert. In Tolkiens Werken spielt ein bestimmter Gegenstand sogar eine ganz besondere Rolle: Der Eine Ring. Kein Wunder also, dass diesem kleinen unscheinbaren Ding ein eigener Eintrag gewidmet ist. Aber auch bekannte Schwerter wie Glamdring oder Stich, das Pfeifenkraut, das den Hobbits nur allzu sehr am Herzen liegt, und andere Gegenstände werden vorgestellt. Wer sich gänzlich in der Welt von Mittelerde verlieren möchte, bekommt im Abschnitt über die Orte des Geschehens außerdem die Gelegenheit, die wichtigsten Schauplätze von Der Hobbit noch einmal zu besuchen. Tolkiens Gestaltung der Regionen reflektiert in vielen Fällen die individuellen Werte und Traditionen der jeweiligen Völker, die mit diesen Orten in Verbindung stehen. Ebenso wie die Figuren und Sprachen trägt dies zur Tiefe seines Werkes bei. Die Autoren der Hobbit-Enzyklopädie schaffen es auch hier aufzuzeigen, welche Inspirationsquellen Orte wie das Auenland oder den Düsterwald beeinflusst haben könnten.
Bedeutende Ereignisse
Auch wenn Der Hobbit im Vergleich zu anderen Werken Tolkiens weniger komplexe Erzählstränge aufweist, so legen die Ereignisse doch den Grundstein für die gesamte Handlung des Herrn der Ringe. Und auch vergangene Konflikte und Kriege, die zeitlich vor der Handlung des Hobbit angesiedelt sind, beeinflussen die Dynamiken zwischen den Völkern Mittelerdes nachhaltig. So liegt es nahe, dass die Autoren in Die große Hobbit-Enzyklopädie eine Übersicht über die bedeutendsten Ereignisse liefern, die mit Bilbos Reise in Zusammenhang stehen. Dieses Kapitel ist von entscheiden der Bedeutung für alle Leser, die die Eroberung des Erebors, den Krieg der Zwerge und Orks oder den Ringkrieg besser verstehen wollen. Es bietet eine kompakte Zusammenfassung und Einordnung der Höhepunkte, Wendepunkte und Konflikte. Für jene, die mit den historischen Ereignissen rund um Der Hobbit bereits sehr vertraut sind, ist dieses Kapitel eine wertvolle Auffrischung des bereits vorhandenen Wissens.
Inspirationsquellen und Einflüsse
Im letzten Kapitel der Hobbit-Enzyklopädie widmen sich die Autoren den Inspirationsquellen und Einflüssen. Die Einträge eröffnen dem Leser eine faszinierende Perspektive auf die Mythen, Legenden und Werke, die Tolkien bei der Erschaffung von Mittelerde beeinflussten. Oft wird Tolkiens Werk in Verbindung mit seinen eigenen Kriegserfahrungen gebracht, hier geht es jedoch vor allem um die literarischen und philosophischen Einflüsse: von Beowulf über die Eddas bis hin zum von Tolkien selbst erdachten Konzept der Eukatastrophe. Die Autoren zeigen, wie Tolkien seine Liebe zu nordischer Mythologie nutzte, um eine reiche und kohärente Welt zu schaffen oder wie ein Gedicht fast alle Namen für die uns bekannten Zwerge lieferte. Auch der Einfluss der klassischen Märchenfeen auf die Elben und ihr Elbenreich wird beleuchtet. Insgesamt trägt das abschließende Kapitel wohl am meisten zum Verständnis der Tiefe von Der Hobbit bei.
Das Tor zur Welt des Hobbits
Die große Hobbit-Enzyklopädie erweist sich als Schatzkammer für treue Tolkien-Fans und Neulinge, die gerade erst in die Geschichte eintauchen. Für Kenner bietet die Enzyklopädie eine tiefgründige Betrachtung, lässt dabei aber auch das grundlegende Wissen über Charaktere, Ereignisse, Sprachen und Völker, nicht außer Acht, das für Einsteiger besonders wichtig ist. Die große Hobbit-Enzyklopädie öffnet Tür und Tor zur Welt des Hobbits und dem literarischen Schaffen ihres Schöpfers J.R.R. Tolkien. Sie ist ein gut strukturiertes Nachschlagewerk und reichhaltig illustriertes Sammlerstück für Liebhaber gleichermaßen.
Über die Autoren
Damien Bador und Vivien Stocker
gehören zum französischen Verein Tolkiendil, der das literarische Werk von Tolkien fördert.
Coralie Potot
engagiert sich ehren amtlich für das französische Portal Tolkien et Terre du Milieu auf der Online-Enzyklopädie von Wikipedia.
Dominique Vigot
ist für den Tolkien-Bereich des französischen Vereins Elbakin.net verantwortlich.
Alle vier haben außerdem am Dictionnaire Tolkien mitgewirkt, das von Vincent Ferré im CNRS-Verlag herausgegeben wurde, und sind Co-Autoren der Monde des Hobbits (erschienen im Verlag Pré aux Clercs).
Die tiefe Verbundenheit mit Tolkien spricht aus jedem einzelnen ihrer Beiträge zum Buch. Die Enzyklopädie wurde im Rahmen der Übersetzung ins Deutsche umfangreich bearbeitet, es wurden Quellen und bibliographische Angaben speziell für die deutschen Leser ergänzt.
Text: Lisa Immel
Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2023. Mit dem Code ZW2309fD4a könnt Ihr euch diese Ausgabe kostenlos als PDF downloaden. |
Dieser Artikel ist erschienen bei: Zauberwelten-Online.de
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