Vor 300 Jahren waren die Menschen von Rena ein stolzes Volk mit einer reichhaltigen Kultur. Dann griffen die hochentwickelten Streitkräfte von Dana an, zerstörten im Blutrausch alles, was noch an eine Zivilisation erinnerte und versklavten die Bewohner.
Der Untergang einer Zivilisation
Nun regieren fünf Lords, die vom Mond Lenegis ausgesandt wurden, über die aufgeteilten Reiche Renas, um an einem Wettbewerb teilzunehmen. Wer die meiste Astralenergie erntet, wird zum Herrscher ernannt. Doch Astralenergie wird nicht einfach geerntet. Sie wohnt den Bewohnern Renas selbst inne. Somit ist das einst so stolze Volk der Renäer nichts weiter als Zuchtvieh für die grausamen Lords. Mittlerweile gibt es niemanden mehr, der sich an die Zeit davor erinnert, und wer in die Sklaverei geboren wird, beginnt zu glauben, dass dies so sein muss.
Eisenmaske spürt keinen Schmerz, egal wie sehr ihn die Renäischen Sklaventreiber auch bestrafen. Doch gerade weil er so breitwillig die Strafen anderer Sklaven auf sich nimmt, versteht er wie kein anderer, dass sich jemand erheben muss, um das ewige Leid zu beenden. Die Lords müssen verschwinden. Dana muss zurückerobert werden – und wie es der Zufall so will, bietet sich schließlich eine Gelegenheit dazu. Eisenmaske rettet eine flüchtige Renäerin namens Shionne, deren Dornenfluch es unmöglich macht, sie zu berühren. Die beiden bekommen unerwartete Unterstützung einer Widerstandsgruppe. Es gibt also doch kampfbereite Menschen außer ihm, die das Schicksal Danas nicht hinnehmen wollen. Renas Besatzer sind mächtig, doch Shionne trägt ein Geheimnis in sich, welches das Blatt tatsächlich wenden könnte. Dazu muss sie allerdings mit Eisenmaske kooperieren, denn nur er kann ihre gefährliche Geheimwaffe ohne Schmerzempfinden nutzen.
Komplexes Kampfsystem
Tales of Arise erfindet sich nicht neu. Veteranen werden sich mit dem Gameplay innerhalb kurzer Zeit zurechtfinden. Wer allerdings noch nie zuvor ein Tales-of-Spiel gespielt hat, wird von der anfänglichen Flut an Tutorials möglicherweise etwas überrollt werden. Was sind Artes, was bewirken Kombos und warum schreien alle die ganze Zeit? Wilkommen in der Welt der JRPGs.
Die Schwierigkeitsgrade bieten für jeden etwas und wenn wir etwas nicht verstanden haben, können wir alles noch einmal in Ruhe nachschlagen.
Feinde in der offenen Welt werden in ihrer tatsächlichen Zahl angezeigt. Kommen wir ihnen näher, startet der Kampf in einer separaten Kampfarena. Damit wirkt Arise den chaotischen Kämpfen aus Vorgängern wie T. o. Zestiria entgegen, die in der offenen Welt stattfanden und nicht selten mit der Kamera in Konflikt gerieten.
Dabei ist es gleich, ob wir die Gegner zuerst angreifen oder sie uns überraschen. Einen Vor- oder Nachteil gibt es nicht, da der Kampf in Echtzeit stattfindet.
Mit unseren Standardangriffen laden wir die Artesenergie auf. Artes oder auch Techniken sind besondere Angriffe, mit denen wir Feinde angreifen, blockieren oder unsere Kameraden heilen. Zuvor müssen wir diese Techniken allerdings erst in der Fähigkeiten-Matrix durch im Kampf errungene Punkte freischalten. Indem wir durch Quests und Nebenaufgaben Erfahrung sammeln, schalten wir Titel frei, die jeweils fünf Techniken oder Upgrades beinhalten.
Damit uns die Artesenergie nicht ausgeht, müssen wir eine gute Mischnung aus Standardangriffen, Artes und Boostangriffen kombinieren.
Die beste Kombination
Jede Figur verfügt über einen individuellen Boostangriff, den wir über das Steuerkreuz aktivieren, sobald die Leiste dafür gefüllt ist. Diese besonders starken Angriffe können sogar für Gruppenmitglieder aktiviert werden, die bei uns auf der Ersatzbank sitzen. So hat man dennoch das Gefühl, dass alle Figuren ihren Beitrag leisten, auch wenn wir nur vier von ihnen aktiv in der Kampfformation haben.
Durch eine Kombination aller Angriffsarten lassen wir den Kombozähler in die Höhe steigen. Auf diese Weise können wir die Defensive von Gegnern, die noch jede Menge Trefferpunkte besitzen, schneller durchbrechen und anschließend mit einem Boostschlag, einer Art Partnerattacke, ins Jenseits schicken. Natürlich setzen uns Gegner ebenfalls zu und manche können unsere Truppe mit ihren Artes blitzschnell auf die Matte legen, wenn wir sie nicht daran hindern. Zuviele Informationen auf einmal? Dann freut es euch sicher, zu lesen, dass wir dies in einem großzügigen Zeitraum von zwölf Stunden erlernen können, denn die Gegner in den Anfangsgebieten sind noch relativ schwach und die Tutorials erstrecken sich über mehrere Kapitel. Später zieht der Schwierigkeitsgrad dann kräftig an und testet unser Geschick. Nehmt so viele Kämpfe mit, wie ihr könnt, denn Artes werden durch ihren Gebrauch immer stärker. Wer übrigens nicht alles selbst machen möchte, kann die Kämpfe automatisch oder halbautomatisch ablaufen lassen. Mit der richtigen Strategie entscheidet ihr dann vorher, ob unsere Kämpfer eher defensiv oder mit allen Mitteln kämpfen und sich am Vorrat unserer seltenen Heilressourcen bedienen dürfen. Bei herausfordernden Bosskämpfen solltet ihr aber trotzdem selbst Hand anlegen.
Grafischer Sprung nach vorne
Mit seiner neuen Grafikengine macht Tales of Arise endlich den lang erwarteten qualitativen Grafiksprung nach vorne. Arise hat als neuester Serienteil seine Wurzeln nicht länger auf der mittlerweile fünfzehn Jahre alten PS3, sondern auf der PS4 bzw. der XboxOne. Detailierte Landschaften, Städte und spektakuläre Kämpfe sind somit kein Problem mehr. Anstatt durch eine Oberwelt schreiten wir durch weitläufige aber auch schlauchartige Gebiete, die sich teilweise verzweigen und allerlei Schätze abseits des Weges verbergen. Das Schnellreisen in andere Gebiete entpuppt sich ohne eine Oberweltkarte als etwas fummelig, wird aber schnell in Fleisch und Blut übergehen, zumal wir dies zu Beginn der Reise eher selten tun müssen.
Unsere Protagonisten passen sich dem Ernst der Lage an. Eisenmaske, dessen Identität wir aus Spoilergründen geheim halten, ist weder ein tollpatschiger Teenager, dessen Unschuld aus jeder Pore herausquillt, noch ein cooler unantastbarer Held, dessen Einzeiler zum Fremdschämen einladen. Zwar gibt es in unserer insgesamt aus sechs Charakteren bestehenden Gruppe erneut gewohnte Stereotypen, sie stehen dem Ernst der Handlung aber nicht im Weg. Tales of Arise spielt sogar oftmals mit unseren Erwartungen. Ist "die wilde Bestie" Lord Balseph im Prolog mit seiner Vorliebe für Feuer und rohe Gewalt noch ein offenes Buch ohne Geheimnisse, müssen wir uns in einem anderen Reich vor Intrigen und Verrat aus den eigenen Reihen in Acht nehmen. Irgendwann verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse sogar und wenn wir glauben wir haben das Ende unserer Reise erreicht, nimmt die Geschichte erneut eine unerwartete Wendung und stellt alles in Frage, was wir bisher zu wissen glaubten.
Was gibt es abseits der Kampagne
Dabei bleibt uns nur wenig Gelegenheit, den Pfad der Geschichte zu verlassen. Wir ziehen von Gebiet zu Gebiet und schreiten so in der Handlung voran. Wir sammeln Eulen, die uns (teiweise ziemlich unpassende) Kostüme freischalten, Nebenquests werden uns in Form eines Briefsymbols angezeigt. Allerdings handelt es sich dabei so gut wie immer um Sammelquests und Kopfgeldjagden. Bei letzteren ist es sogar oft empfohlen, bis zum Ende des Spiels zu warten, denn die meisten optionalen Bossgegner sind zum Zeitpunkt der ersten Begegnung noch dreißig bis vierzig Level über uns und sind damit praktisch unbesiegbar. Dass wir uns in einen aussichtslosen Kampf gegen einen unbesiegbaren Gegner gestürzt haben, erfahren wir leider oft zu spät, denn die Nebenquests verraten uns nicht, ob unser Level für den anstehenden Kampf zu niedrig ist. Lediglich ein Kommentar unserer Kameraden lässt darauf schließen, dass der folgende Kampf vielleicht eine Nummer zu groß für uns sein könnte. Tales of Arise bietet über das Ende hinaus zahlreiche Herausforderungen, die motivieren und Spaß machen.
Ein Markenzeichen der Tales-Reihe sind die kurzen Comicstrips. In diesen oft mehrminütigen Unterhaltungen erfahren wir viele Hintergrundinformationen über unsere Hauptfiguren, ihre Pläne, inneren Konflikte oder schlichtweg ihre Lieblingsspeisen. Letztere sind übrigens überlebenswichtig. Übernachten wir, können wir mit Hilfe unserer Hauptfiguren Essen zubereiten, das uns in der folgenden Stunde einen signifikanten Bonus auf bestimmte Werte verleiht. Um an die Zutaten zu kommen, sammeln wir Kräuter und verwalten später sogar einen eigenen Bauernhof, den wir allerdings danach nie wieder betreten. Hier hat Bandai Namco Potenzial verschenkt, das z. B. ein Xenoblade Chronicles mit dem Wiederaufbau einer zerstörten Stadt vor zwölf Jahren spannender gelöst hat.
Achja, natürlich gibt es ein Angelminispiel. Um die begehrten Prachtexemplare zu angeln, müsst ihr euch allerdings anstrengen, denn die guten Ruten und Köder gibt es nur für wahre Krieger und Götterbezwinger.
Einen Wermutstropfen gibt es dann doch noch für Freunde des geteilten Spielspaßes: Tales of Arise bietet, anders als seine Vorgänger, leider keinen Coopmodus für zwei Spieler mehr.
Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.