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Das Labyrinth

Stålenhags Dystopie wird erwachsen

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Kategorie: Interview Literatur

Simon Stålenhag hat durch seine Tales from the Loop und Things from the Flood einiges an Aufsehen erregt. Der unverwechselbare Stil und die schwedischen 80er oder 90er Jahre, die es so nie gab, haben einfach einen großartigen Wiedererkennungswert. Insbesondere die einzigartige Weise, seine Welt in Bildern und vignettenartigen Kürzestgeschichten zu schildern, gelingt enorm gut und inspiriert nicht umsonst zu einer Amazon-Serie sowie Rollen- und Brettspielen.

Mein persönlicher Liebling seiner bisherigen Bücher ist jedoch Electric State, eine vergleichsweise konventionelle Erzählung, die eine zusammenhängende Geschichte erzählt, anstatt die Alternativwelt durch kurze Episoden zu erschließen. Diesen Ansatz wählt Stålenhag auch für sein neuestes Werk: Das Labyrinth. Wieder im edlen großformatigen Hardcover in gelungener deutschsprachiger Übersetzung bei FISCHER Tor erschienen, folgen wir wiederum einem einzelnen Erzählstrang. Und erneut hat der Autor persönlich einen Soundtrack zum Buch komponiert.

Ankunft auf Granhammar

Auf Granhammar

Die Geschichte des Labyrinths dreht sich um eine Gruppe Forscher*innen, die auf eine Expedition auf einen fremden Planeten gehen. Genau genommen auf die Station Granhammar. In Rücksprache mit einer Psychologin entscheidet man sich, dass es dem introvertierten Jungen Charlie gut tun würde, mit auf die Expedition zu gehen. Die abgeschiedene Forschungsstation kommt mit einer erwartbaren beklemmenden Atmosphäre einher und eskaliert, als Charlie äußerst seltsames Verhalten an den Tag legt. Das Ganze wird wunderschön in düsteren Farben illustriert, die sich mit gelegentlichen hellen, dafür trostlos-einsamen Innenansichten abwechseln. Schnell wird klar, dass es diesmal deutlich ernster und bedrückender zugeht. Hatten Stalenhags bisherige Werke immer eine gewisse kindliche oder zumindest jugendliche Note, ist das Labyrinth deutlich erwachsender geworden. Zwar ist eine der Schlüsselfiguren der Teenager Charlie, der nicht ins Schulsystem passt, die Erzählung wird aber aus Erwachsenenperspektive geschildert und lässt alle Elemente einer fröhlichen Kindheit vermissen. Es handelt sich beim Labyrinth wohl um den depressivsten Roman der Reihe.

Das Labyrinth zeichnet eine postapokalyptische Atmosphäre.

Schwarze Sphären

Die Geschichte um Charlie ist bereits harter Tobak und findet ein noch einmal heftigeres Ende, dass sich um Schuld und Verantwortung dreht. Stålenhag entwirft aber im Hintergrund eine ganze Welt, die nicht weniger düster ist. Diesmal sind es toxische schwarze Sphären, welche die Erdoberfläche unbewohnbar machen. In Rückblicken wird dabei auch gezeigt, wie die Menschheit auf das Auftreten dieser Sphären reagiert. Und hier wird es wirklich beklemmend und leider auch aktuell. Um das Überleben der Gattung zu retten, greift eine elitäre Gruppe auf alle Mittel zurück, die ihr zur Verfügung stehen. Ursprünglich mit den besten Interessen ausgestattet, schlägt die Bestrebung in zutiefst verstörende Gewalt um. Genaue Details und warum diese Diskussion aktuell sein dürfte, sollen der Lektüre vorbehalten bleiben. Es gelingt Stålenhag jedenfalls erstklassig, seinen Weltenbau mit dem Erzählstrang zu verschränken und in die Charaktere selber einzuschreiben. So ist das Labyrinth eine zusammenhängende Bild, Text und Musik umfassende Erfahrung, die emotional, bedrückend und schaurig-schön ist.

Das große Ganze

Alle vier von Stålenhag erschienenen Bücher haben nicht nur das gleiche Format, sondern teilen eine Ästhetik- und Retro-Science-Fiction-Vision. Man ist sofort geneigt, die Bände in einen Zusammenhang zu bringen, wobei sich die Bücher über Verbindungen ausschweigen. So ganz dürften die einzelnen Erzählungen auch nicht zusammenpassen, wirkt sich der jeweilige Fokuspunkt doch auch auf den Weltenbau aus. Die liebgewonnenen Motive von Stålenhags Kunst sind aber immer klar zu erkennen: Gigantische Roboter, eine unerklärlich-bedrohliche Substanz, die schwedische Stadtatmosphäre und ein Mitfühlen mit um ihre Kindheit gebrachten Protagonist*innen.


Es sind einige wiederkehrende Motive zu erkennen, wie etwa diese runden portalähnlichen Strukturen.

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