Nach zwei Adventures (Memoria und Satinavs Ketten) wagt Daedalic einen dritten Ausflug in die Welt des deutschen Tischrollenspiels Das Schwarze Auge. Wer die Hamburger Spieleschmiede kennt, kann sich denken, dass dabei kein Spiel für Fans von schnellen Action-Games herausgekommen ist. Blackguards bietet stattdessen ein Abenteuer für die Anhänger von anspruchsvollen rundenbasierten Taktik-Kämpfen und ausgefeilter Charakterentwicklung.
Talente und Attribute
Das Spiel basiert sehr stark auf den Regeln der vierten Edition des Tischrollenspiels. Das bedeutet, dass die Charaktererstellung und -entwicklung eine Wissenschaft für sich sein kann. Punkte können auf Fähigkeiten, Waffentalente und Attribute verteilt werden. Dabei wollen verschiedene miteinander verknüpfte Werte im Auge behalten werden, um ein hoffentlich optimales Ergebnis zu erzeugen – nicht nur für den Haupthelden, sondern für alle Gruppenmitglieder. Und das ist kein einmaliger Schritt: Jeder Kampf und jede gelöste Quest bringt Erfahrungspunkte, die umgehend in den Ausbau der Fertigkeiten investiert werden können. Für Spezialfähigkeiten und die Freischaltung neuer Zauber werden allerdings, ganz wie in der Tischrollenspiel-Vorlage, Lehrmeister oder Bücher benötigt.
Technisch und optisch bietet Blackguards eher solide Hausmannskost als innovative Experimentalküche. Die Macher konzentrieren sich auf liebevoll gezeichnete Grafiken und umfangreiche, teils witzige Dialoge statt auf aufwändige Animationen. Die Welt ist nicht so offen, dass man sie stundenlang durchstreifen kann, sondern verfügt über verschiedene Schauplätze, die im Verlauf der Story nach und nach freigeschaltet werden. Die Reise zwischen diesen Schauplätzen erfolgt über eine Hauptkarte, auf der die ansteuerbaren Orte angeklickt werden. Dabei landet man entweder direkt in einem Kampf oder auf einem grafisch schön gestalteten, jedoch nur spärlich animierten Hintergrundbildschirm. In Städten oder bei Hinweisgebern kann man in Adventure-Manier Figuren anklicken und in Dialoge verwickeln, beispielsweise um neue Hinweise oder Questen zu erhalten. Außerdem bieten Händler mehr oder minder nützliche Waren an. Bei ihnen lassen sich auch die meisten gefundenen Gegenstände gewinnbringend verhökern, falls sie nicht zur Ausstattung der Abenteurer verwendet werden sollen. Trotzdem ist unsere Party vermutlich häufig knapp bei Kasse, denn Heil- und Astraltränke sind teure Verbrauchsgüter.
Anspruchsvolle Rundenkämpfe
Diese werdet Ihr in den vielen taktisch anspruchsvollen Rundenkämpfen gegen meist überlegene Gegner zuhauf benötigen. Die Kämpfe machen das Besondere des Spiels aus. Dabei bietet jede Auseinandersetzung eine eigene, individuell designte Arena im Hex-Feld-Design.
Oft lassen die Gegner zwar etwas an Intelligenz zu wünschen übrig, der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe bleibt trotzdem erschreckend hoch, so dass es nicht ungewöhnlich ist, für einen Kampf zahlreiche Anläufe zu benötigen. Insbesondere ungeduldige Spieler kann das schnell frustrieren.
Die Reihenfolge im Kampf wird vom Initiative-Wert der Helden und Gegner bestimmt, wobei es die Möglichkeit gibt, die Aktionen einer oder mehrerer eigener Figuren an das Ende der Kampfrunde zu verschieben. So kann man erst einmal die Aktionen der Gegner abwarten, um darauf zu reagieren. Ebenfalls von den Charakterwerten bestimmt ist der Aktionsradius der Figuren. Dabei gibt es einen engeren Radius (dargestellt durch dunkelblaue Felder), in denen die Figur nach der Bewegung noch eine Aktion ausführen darf. Bewegt sie sich in den weiteren Radius, dargestellt durch graue Felder, kann sie in dieser Runde keine weitere Aktion durchführen.
In den Kämpfen geht es nicht nur um tumbes Draufhauen oder Draufloszaubern. Oft ist auch die richtige Positionierung der eigenen Spielfiguren ausschlaggebend und mehrere Züge müssen im Voraus geplant werden. Beispielsweise gibt es bereits recht früh im Spiel ein Schlachtfeld, das innerhalb einer vorgegebenen Rundenanzahl von mindestens einer Spielfigur überquert werden muss, mit blindem Vorstürmen kommt man aber nicht weiter, sondern muss mit Bedacht die Party so manövrieren, dass trotz angreifender Gegner auch an kniffligen Engstellen Raum bleibt, damit eine schnelle Figur sie umgehen kann. Die Umgebung sollte dabei nicht aus den Augen gelassen werden, denn fast auf jedem Schlachtfeld finden sich nicht nur Fallen, sondern auch interaktive Elemente. Mal kann man seinen Gegnern einen Kronleuchter auf den Kopf fallen lassen, mal lassen sich Kistenstapel umschubsen, um das Vorankommen der Feinde zu erschweren.
Heldenhelfer
Im Spielverlauf begegnen uns verschiedene Charaktere, mit denen wir eine schlagkräftige Abenteuergruppe bilden können.
Der Zwerg Naurim sitzt zu Spielbeginn im gleichen Knast wie der Held des Spiels, verurteilt wegen Brandstiftung und Mordbrennerei, wiederholter Körperverletzung, Schmuggelei und Volksaufhetzung. Er ist ein jähzorniger Geselle, den Ihr im Kampf sowohl als Tank als auch als Schadenausteiler einsetzen könnt.
Der Magier Zurbaran hält sich für so etwas wie den größten Frauenhelden aller Zeiten – und wurde wegen Giftmord am Gatten einer seiner Geliebten ebenfalls in das gleiche Gefängnis wie Euer Held geworfen. Zurbaran wartet mit starken magischen Fähigkeiten auf, die entweder offensiv Eure Feinde grillen oder defensiv die Party im Kampf unterstützen können.
Ebenfalls über starke magische Fähigkeiten verfügt Aurelia, eine horasische Hexe, die schon in Kindheitstagen mit der Figur des Spielers befreundet war. Sie wird unter anderem wegen Schwarzhexerei, Unsittlichkeit und Erregung öffentlichen Ärgernisses gesucht.
Ein äußerst nützlicher, wenn auch gefährlicher Begleiter ist der Gladiator Takate. Als Waldmensch im Dschungel geboren, wurde er von Sklavenjägern in die Arena verschleppt und hat dort das Töten zur Kunst perfektioniert.
Halbelfe Niam hatte als Bastard eines örtlichen Barons kein einfaches Lebens. Um ihre Sucht nach Traumkräutern zu finanzieren, wurde sie zur Wilderin und kam so ebenfalls mit dem Gesetz in Konflikt. Sie eignet sich hervorragend als Distanzkämpferin.
Insgesamt ein schönes Spiel für die Freunde packender Geschichten und anspruchsvoller Kämpfe.
Collector's Edition
Neben der regulären Edition gibt es zu Blackguards auch eine limitierte Collector’s Edition mit zahlreichen exklusiven Extras. Darin findet sich zum Beispiel eine eigens für diese Edition produzierte Höhlendrachen-Statue und ein riesiges Wendeposter mit einer detaillierten Karte Süd-Aventuriens. Ein umfangreiches Hardcover-Artbook bietet auf 140 Seiten exklusive Artworks und viele Hintergrundinformationen zu Blackguards und der Welt von Aventurien. Nur in der Collector’s Edition sind außerdem drei Ingame-Waffen erhältlich: Belshirashs Bogen, Amazeroths Schwert und Belhalhars Hammer können zu hilfreichen Gefährten eines jeden Blackguards werden. Weiterhin sind auch der offizielle Soundtrack, mit der stimmungsvollen Hintergrundmusik des Spiels, sowie ein umfangreiches Handbuch mit zahlreichen Tipps und Tricks enthalten.
Bilder: Daedalic