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Der letzte Band

Ein Soloauftakt für das Zombie Zone Germany Rollenspiel

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Kategorie: Literatur Pen & Paper

Das Konzept der Zombie Zone Germany ist mit "Apokalypse meets Lokalkolorit" gut getroffen. Statt die Zombieplage wie gewohnt in den USA ausbrechen zu lassen, findet diese hier mitten in Deutschland statt. Um diesen Ansatz von Torsten Exter hat sich eine ganze Reihe engagierter Autor*innen versammelt und eine Anthologie-Reihe von beachtlichem Umfang hervorgebracht. Besonders beeindruckend ist dabei, wie es der Gruppe gelingt, das schon fast zu Tode geschlurfte Thema neu zu interpretieren und ihm ungewohnte Themen abzugewinnen, wie es etwa Janika Rehaks Elegie vorführt.

Beschleunigt durch die leider allzu reale Coronapandemie hat das Kernteam außerdem damit begonnen, das lose Setting in Form eines Rollenspiels zu gießen, das ich hier bereits vorstellen durfte. Die langsamen, aber stetigen Fortschritte haben nun das erste offizielle Zombie Zone Germany: Das Rollenspiel-Produkt hervorgebracht. Das etwa 150-seitige erste Soloabenteuer Der letzte Band ist vorerst nur in Kleinauflage auf Conventions zu erhalten, erlaubt uns aber schon einen ersten Geschmack vom Rollenspiel zu bekommen.

Solo ins Rollenspielabenteuer

Ein Solorollenspielbuch als Ausgangspunkt für eine Rollenspielreihe zu wählen, ist ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich wie auch das Thema. Im Büchlein verkörpern wir nämlich einen begeisterten Lesenden, der sich die langen Zombienächte mit der fiktiven Fantasyreihe “Die Legenden von Eziria” vertreibt. Von der 12-bändigen Reihe fehlt uns ausgerechnet der letzte, kurz vor Ausbruch der fiktiven Zombieapocalypse erschienene Band. Da uns nun die Zombiehorden und der damit verbundene Stromausfall zu einer echten Leseratte gemacht haben, ist die Suche nach diesem Band der Anlass, um aus der Sicherheit unserer Wohnung aufzubrechen.

Die Suche nach dem Fantasyroman ist mehr als nur ein Aufhänger. Tatsächlich ist sie Dreh- und Angelpunkt des Spielbuchs. Dabei geht das Autorenteam um Carolin Gmyrek, Oliver Bayer und Janika Rehak so weit, alle zwölf Bände in den Grundzügen zu definieren und sogar einzelne Kapitelabschnitte auszuformulieren. Auch unser Charakter ist mit der Reihe so vertraut, dass er*sie immer wieder zu Vergleichen mit den Romanen greift und bestimmte Vorgehensweisen mit den Romanfiguren assoziiert. In jedem Band der fiktiven Saga ist zudem ein Armband der Macht Thema, von denen sich ganz real eines in jeder Box des Buches findet.

Aufmachung und mehr

Von der ersten Seite an durchzieht das Buch eine gute Prise Humor. “Die Legenden von Eziria” sind eine klare Anspielung auf (übertrieben?) epische Fantasyromane und das Leben für ein Buch zu riskieren, stellt ein liebevolles Augenzwinkern an die Nerdkultur dar. Die Handlung selber wird immer wieder durch lockere Sprüche, etwas absurde Charaktere und Metakommentare auf die Geschehnisse durchzogen. Auch wenn ich es persönlich etwas schwerer und ernster mag, passt der Humor gut zum Thema und trifft einen sympathischen Ton. Man merkt einfach, wie viel Freude und Begeisterung in das Buch und die Welt geflossen sind.

Gleiches gilt auch für die oppulente Ausstattung der handgefertigten Box, die mit vier Würfeln, Moralbierdeckel, schicken Postkarten, einem Bierdeckel (mehr dazu später) und Freundschaftsarmbändchen ausgestattet ist. Das Buch selbst ist professionell gesetzt, hat ein tolles Cover verpasst bekommen und wird mit stimmigen Vignetten und Zombiezeichnungen von Christian Günther abgerundet.

Systemkritik

Für Rollenspielfans ist der kurze Regelappendix von besonderem Interesse. Hier findet sich ein reduzierter Einblick in das in Entwicklung befindliche Rollenspielsystem. Während mich die Geschichte und der angenehme Humor überzeugen konnten, lässt mich das Regelsystem etwas skeptisch bis enttäuscht zurück.

Grundsätzlich baut das System auf neun Attributen und einer Reihe an Fertigkeiten (Wissen) auf. Mit deutlicher Nähe zum großen deutschen Rollenspiel Das Schwarze Auge, besteht eine Probe nun darin, drei Attribute zu addieren und mit drei zwanzigseitigen Würfeln zu unterbieten. Damit uns das Kopfrechnen nicht zu schwer fällt, sind für Körper, Geist und Seele (Seele? In einer Zombiewelt?) bereits drei passende Attribute addiert worden. Auch für die Wissensfertigkeiten sind die passenden Attribute bereits aufaddiert. Konkretes Beispiel gefällig? Unser Charakter beherrscht Hallenklettern mit Spezialisierung auf Ausrüstung und Speedklettern. Zum Hallenklettern benötigen wir Stärke, Einfallsreichtum und Konzentration. Diese Werte aufaddiert sind in unserem Fall 36. Durch das Wissen in Hallenklettern ist eine Hallenkletterprobe um 2 erleichtert (38) und wenn es gar ums Speedklettern ginge, wäre der Wert 39. Passt eine Probe hingegen nicht so ganz aufs Hallenklettern, weil etwa draußen geklettert wird, wird der Bonus nur mit einem Punkt angewendet, sodass wir in diesem Fall gegen die 37 proben. Das ist durchaus schnell verstanden, aber alles andere als flott oder besonders pfiffig. Insbesondere das Addieren der drei Würfel, die dann in Summe verglichen werden, ist eher umständlich.

Ähnlich sperrig fällt dann auch der Kampf aus, bei dem wir sieben Körperzonen mit Rüstungswerten und je zwei Wundenstufen verwalten. Spätestens die Waffenangriffswerte erinnern mich mit Angaben wie 1/4 Stärke + 1/2 Geschick + Waffenspezialisierung gänzlich an Excelrollenspiele der 90er.

Positiv fällt hingegen der Moralwert auf, der hier lustigerweise mit einem beigelegten Fähnchen auf einem ebenfalls beigelegten Bierdeckel abgetragen wird. Je nach Moral werfen wir bis zu zwei Zusatzwürfel und verwenden bei positiver Stimmung nur die besten, also niedrigsten Würfeln und bei negativer Moral nur die drei schlechtesten. Auch das ist kein ganz neuer Mechanismus, führt aber dazu, dass sich die Moral fühlbar auswirkt und trägt dem Thema Rechnung. Überzeugt bin ich von dem Sytem leider bisher trotzdem nicht.

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