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Tatort Meer 1: Die Vogelinsel

Ein Umweltkrimi

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Als Vogelwartin hat es Smilla nicht leicht. Die überzeugte Umweltschützerin legt sich mit dem örtlichen „nachhaltigen" Fischer Freese an, hat ihre Nase etwas zu tief in Politik und Wirtschaft gesteckt und es sich dann auch noch mit einigen Touristen verscherzt. Als sie eines Tages verschwindet, kommen wir auf den Plan und sollen die Wartin wiederfinden. Oder zumindest klären, wie es zu ihrem Verschwinden kam. Schnell nimmt ein Umweltkrimi seinen Lauf …

Das Lösen von Kriminalfällen ist ein ebenso altbekanntes wie fesselndes Spielemotiv. Von Cluedo über das Sherlock Holmes Kriminalkabinett bis hin zu Modern Detective: Ungelöste Kriminalfälle sorgen für Spannung und stellen unsere analytischen Fähigkeiten auf die Probe. So auch im Tatort Meer von Planet A.

Ein Kriminalspiel

Anders als die benannten Spiele kommt der Tatort Meer ganz ohne Regeln aus und simuliert somit echte Detektivarbeit. In der dünnen Schachtel finden sich zahlreiche Dokumente, die sich im ersten Fall um die Vogelinsel und das Verschwinden von Smilla drehen. Briefe, Chatverläufe, Touristeninfos und sogar ein Bierdeckel geben uns alle nötigen Hinweise, um den Fall zu lösen.

Das Material liegt uns dabei (fast) komplett von Anfang an vor. Die einzige Ausnahme stellen extra für das Spiel angelegte Homepages dar, die auf den Dokumenten erwähnt werden und zu denen wir teilweise Passwörter ermitteln müssen, um so weitere Informationen freizuspielen. So werden Rätsel gelungen mit Detektivarbeit verbunden.

Auch dieser Ansatz ist nicht ganz neu. Einen Fall ganz durch Dokumente, Homepages oder automatisierte Telefonanrufe und E-Mails lösen zu lassen, habe ich auf dem deutschen Markt zuerst bei den Detective Stories von iDventures gesehen. International wären sicherlich die erfolgreiche Hunt a Killer-Reihe, sowie die ambitionierte Detective Society zu nennen. Hier kann Tatort Meer durchaus mithalten und überzeugt durch eine eigene Thematik

Aktenlage

Fangen wir zuerst bei der Ausstattung und Produktionsqualität an. Das Material ist umfangreich und ebenso abwechslungsreich wie hochwertig gestaltet. Wer das Genre kennt, wird hier jedoch keine großen Überraschungen erleben: Postkarten, eine Tageszeitung, besagter Bierdeckel vom „Piraten Pils“ oder eine Infobroschüre für eine Demonstration gegen Fischerei. Auch die großformatige Karte der Vogelinsel ist eine schöne Visualisierung, aber keine große Innovation. Am auffälligsten ist da noch das beigelegte Fischernetz, das jedoch im Spiel nur eine nebensächliche Rolle spielt. Aufwändige Druckarbeit, wie man sie etwa von den Crime Letters kennt, oder dreidimensionale Objekte, findet man nicht. Dennoch muss sich das Spiel von Planet A nicht verstecken. Die mangelnde Abwechslung im Material wird durch überzeugende Gestaltungsarbeit und das etwas andere Thema ausgeglichen. Und auch die Multimedia-Inhalte der Homepages (konkret: Ein Video und einige Audiofiles) sind professionell umgesetzt. Als nachhaltiges Spiel wird dabei natürlich kein Material zerstört, so dass der Fall weitergegeben werden kann.

Die Vogelinsel

Kommen wir aber langsam zum Fall selber. Die verschwundene Smilla arbeitet als Vogelwärterin der Vogelinsel. In dieser Position hat sie es sich mit verschiedenen Bewohner*innen der Insel verscherzt, die mit ihrem Verschwinden in Verbindung stehen könnten. Das Material dient nun im Wesentlichen dazu, uns mit der Insel und dessen Bewohner*innen vertraut zu machen. Das gelingt meines Erachtens außerordentlich gut und vielleicht noch etwas besser als bei der Konkurrenz. Die leicht überzeichneten Charaktere haben Wiedererkennunsgwert, klare Interessen(skonflikte) und die Themen „Meer“und „Umwelt“ halten den Fall gelungen zusammen. Natürlich gelingt es nicht wirklich „Fiktion und Reakität“ verfließen zu lassen, wie die Packung verspricht, aber das Spiel ist schon verhältnismäßig nah dran. Zumindest gewinnt der Fall schnell an Eigenleben und so bleibt die etwas eigene Insel sicher noch länger in Erinnerung.

Kriminalarbeit

Der eigentliche Fall setzt sich aus viel Recherche und einigen Rätseln zusammen. Die Recherchearbeit besteht im Kern daraus, Motive und Alibis zu erschließen, während die Rätsel Zugang zu weiteren notwendigen Informationen ergeben. Selbst den Rätseln gelingt es dabei immer eine Verbindung zum Thema herzustellen, wenngleich diese manchmal etwas konstruiert ist. Die Komplexität von Rätseln und Recherche fällt jedoch recht gering aus. Das ist auch mein einziger echter Kritikpunkt am Spiel. Dabei geht es mir weniger um den niedrigen Schwierigkeitsgrad der Rätsel – im Gegenteil, ich finde es erfrischend, wieder einmal einen Fall zu haben, bei dem man nicht durch langwieriges Grübeln gebremst wird – sondern um die Recherche und Auflösung. Die laufen nämlich doch recht banal ab und ergeben so eine etwas unbefriedigende Auflösung. Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Die Hinweise sind gelungen ins Material eingebettet und ergeben einen konsistenten Fall, aber am Ende blieb er mir einfach ein bisschen zu dünn und wurde von uns auch in nur einer knappen Stunde gelöst.

Die Sache mit dem Netz

Wie schon die Packung verrät, handelt es sich hier um einen Umweltkrimi. Die beiden Macher*innen hinter Planet A sind überzeugte Umweltaktivist*innen und lassen daran keine Zweifel. Es geht nicht nur im Fall selber um Natur und Umweltschutz, sondern auch darüber hinaus. So wird ein Teil der Einnahmen an Umweltorganisationen gespendet – wir dürfen mitentscheiden an welche – und das beigelegte Fischernetz ist natürlich ein aus dem Meer geborgenes Geisternetz. So leistet das Spiel selber einen (nicht nur) symbolischen Beitrag zum Umweltschutz. Im Spiel selber finden sich darüber hinaus Informationen zu Schäden durch Fischerei, vegetarische Kochrezepte und ein paar Informationen zu heimischen Vogelarten. All diese Informationen und offenkundigen Appelle sind jedoch geschickt mit dem Fall selber verbunden und ergeben ein vollwertiges Spiel. Auch wenn es den beiden Macher*innen auch um Aufklärung und Appelle zum bewussten Umgang mit der Natur geht, ist das Spiel weit mehr als ein bloßes Vehikel für Umweltthemen. Es ist eher andersherum: Tatort Meer ist ein vollwertiges Kriminalspiel, das auch Umweltthemen behandelt.

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