Es ist Mittwochabend, der heißeste Tag der Woche liegt hinter uns und in meiner Dachgeschosswohnung sind es knapp 29 Grad. Mich in die Hitze-Lethargie ergebend, hänge ich ein wenig demotiviert über dem Küchentisch und blättere in meinem aktuellen Lesestoff. Als es klingelt, erwarte ich prinzipiell eine ebenso temperaturergebene Interviewpartnerin, die ich erstmal mit Wasser aus der Dürre der Anfahrt erretten muss. Umso erstaunter bin ich, als eine frisch-muntere Gestalt an mir vorbeiwirbelt und mich mit einem Enthusiasmus begrüßt, der so frisch ist, dass es in meiner Wohnung gleich kälter scheint.
Laura Dümpelfeld ist Teil des Teams, das die Phantastika 2017 auf die Beine stellt. Das Phantastikfestival, das die etwas geteilte Kultur dieses Genres wieder näher aneinanderbringen möchte, ist nicht nur ein etwas neues Konzept in Sachen medienübergreifendes Phantastikfestival, sondern gleichzeitig auch Host für den Deutschen Phantastik Preis 2017. Als Online-Pressedienst-Mitarbeiterin ist Laura ein Teil des Teams, das aus ganz Deutschland kommt und das gemeinsame Interesse der fantastischen Literatur teilt.
Laura, wie kam es denn dazu, dass du Pressedienst-Mitarbeiterin für die Phantastika wurdest?
Tatsächlich hat mir der Zufall dabei in die Hände gespielt. Mike Hillenbrand, der Hauptinitiator hinter der Phantastika, war sozusagen mal mein Chef, da ich vor zwei Jahren ein Praktikum bei ihm und Der Verlag in Farbe und Bunt gemacht habe. Und wie es dann so ist unter Buchbegeisterten, trifft man sich immer mal wieder und kommt auch immer wieder miteinander ins Gespräch. So eben auch in Dreieich auf dem Buchmessekonvent, wo er mir eigentlich erstmal nur sagte, dass ich mir das erste Wochenende im September freihalten soll. Meine Neugierde war schon total geweckt, sodass ich dann auch gleich nachgehakt habe. Nachdem ich weitere Informationen aus Mike herausgekitzelt hatte und wusste, was er so plant, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme und habe mich total gefreut, dass ich mit einsteigen durfte. Das gegenseitige Aushelfen ist selbstverständlich in unserem Team, egal wo es brennt, man springt dann eben ein, deswegen mache ich eigentlich viele Kleinigkeiten überall. Hauptsächlich netzwerke ich aber zwischen den verschiedenen Leuten, bringe sie zusammen oder schaue, wo man gute Connections knüpfen kann.
Auf wen freust du dich auf der Phantastika denn besonders?
Oh, das ist eine echt schwierige Frage, weil so viele kreative Menschen aus den verschiedensten Bereichen dabei sein werden. Als erstes denke ich an die vielen Leute, die ich bereits kennenlernen durfte und auf die man sich bei jeder Messe von Neuem freut. Aber ich muss sagen – wenn ich das jetzt mal so gestehen darf – ist ein Highlight besonders der Besuch von Ian Beattie. Er ist der Darsteller von Ser Meryn Trant und war bis in die 5. Staffel noch in Game of Thrones vertreten. Jeder, der die Serie kennt, weiß, was das heißt – er ist ja sozusagen ein Überlebender! Dass ich einen so gut etablierten Charakter aus einer meiner bevorzugten Serien treffen darf, ist schon wirklich klasse. Er wird übrigens einen Schwertkampf-Workshop anbieten, mal so als Geheimtipp. Es sind aber nicht nur tolle Stargäste dabei, sondern natürlich auch viele interessante Workshops und Angebote für alle Altersgruppen. Im Harry Potter-Bastel-Workshop kann man zum Beispiel eigene Zauberstäbe kreieren, es sind Vorträge über Science-Fiction geplant, die inzwischen zur Realität geworden ist, und natürlich Autorenlesungen: von den großen bekannten Autoren bis hin zu den Newcomern, die ihre Werke in ihrem eigenen Blickwinkel präsentieren möchten.
Was bedeutet es für dich, dass der Deutsche Phantastik Preis auf der Phantastika verliehen wird?
In erster Linie bin ich sehr stolz darauf, dass ich die Preise und Pokale reintragen darf, die dann den Gewinnern überreicht werden. Ich bin quasi das Pokal-Girl (lacht). Und es ist natürlich besonders spannend, dass ich selbst auch irgendwie nominiert wurde: Eine der Anthologien, in der ich auch mit einer Kurzgeschichte vertreten bin, hat es nämlich auf die Shortlist geschafft. Wer dann aber tatsächlich gewonnen hat, weiß vorher natürlich niemand. Nur die Moderatoren erhalten kurz vor der Verleihung eine kleine Sneek Peak in die Umschläge. Was mich auch wirklich sehr freut, ist, dass dieses Event zu einer richtigen Gala gewachsen ist. Denn auch wenn ich das Buchmessekonvent in Dreieich sehr mochte oder mag, hat die Neugestaltung mit den Show-Acts, der neuen Umgebung und den eigenen Hosts doch fast sowas von einer kleinen Oscarverleihung.
Welche Erfahrungen nimmst du aus der Mitorganisation der Phantastika mit?
Für mich selbst ist es total spannend, mal selbst in so einer großen Organisation involviert zu sein, da ich bisher nur kleinere Events mitgestaltet habe. Wir reden hier immerhin vom Congresscentrum Oberhausen und von einer Veranstaltung, die das Potential hat, zu einer festen Entität zu werden. Besonders darin sehe ich eine große Chance, denn ich lerne natürlich viele Menschen kennen und kann Kontakte knüpfen, von denen man im Alltag nur träumen kann. Es sind aber nicht nur diese Kontakte und Erfahrungen, für die ich dankbar bin, sondern besonders dafür, dass ich sie in einem Umfeld und Bereich machen darf, der meinem liebsten Interessensgebiet entspricht. Auch der Wechsel des Blickwinkels ist eine Herausforderung, aber auch ein tolles Erlebnis. Denn wenn man als Gast auf eine solche Veranstaltung geht, dann kommen einem leicht mal die Worte von den Lippen: „Ach, das hätte ich aber anders oder besser gemacht.“ Jetzt bin ich selbst in der Mitverantwortung, für die Besucher ein möglichst schönes Event zu planen, das hoffentlich wenig Kritik offen lässt. Dabei bleiben wir aber bodenständig und ehrlich uns selbst gegenüber, denn wir müssen natürlich auch erstmal weitere Erfahrungen sammeln, um aus diesen zu lernen und daran zu wachsen. Jeder von uns engagiert sich in seiner Freizeit, um dem facettenreichen Phantastik-Genre möglichst gerecht zu werden und den Besuchern eine tolle Zeit zu ermöglichen, zu dem sie dann hoffentlich auch lerne in den weiteren Jahren fahren möchten. Und ich hoffe inständig, dass ich auch dann wieder ein Teil des Teams sein darf.
Jetzt mal die Hand aufs Herz, was ist die größte Angst, die du hast, wenn du an das Wochenende der Phantastika denkst?
(lacht) Dass niemand kommt.
Ruka (auch lachend): Keine Sorge, ich komme.
Es ist halt das erste Mal, dass die Phantastika stattfindet. Und auch wenn wir natürlich versuchen, alle Eventualitäten zu berücksichtigen und alle Worst Cases im Auge zu behalten, können trotzdem die verschiedensten Probleme auftreten. Es könnten zum Beispiel tatsächlich nicht genügend Besucher kommen oder wir haben vielleicht Lieferengpässe aufgrund von Staus oder anderen Gründen. Es könnte passieren, dass geplante Gäste kurzfristig abspringen oder durch sonstige Umstände nicht teilnehmen können und wir dann plötzlich Acts oder Workshops absagen müssen. Wir hoffen selbstverständlich, dass nichts davon passiert, aber jeder, der schonmal eine Veranstaltung geplant hat, kennt wohl solche Ängste und ausgemalten Katastrophen. Und besser wir haben vorher mal drüber nachgedacht und uns einen Plan B überlegt, als dass wir kalt erwischt werden. Trotzdem wissen wir erst hinterher, wie es wirklich gelaufen sein wird und können mit dem Feedback unsere Erfahrungen verfeinern. Anschließende Besprechungen mit Kritiken und Verbesserungsvorschlägen sind jetzt schon fest geplant. Die größte Horrorvorstellung ist übrigens auch gar nicht, dass keiner kommt, wenn ich ehrlich bin, sondern dass den Besuchern nicht gefällt, was wir uns für sie überlegt haben.
Eine kleine Plauderei aus dem Nähkästchen: Was ist das letzte Buch, das du gelesen hast?
Oh Gott, was habe ich denn das letzte Mal gelesen? Das ist schon ein bisschen her, das darf man ja gar niemandem erzählen. Ich glaube, es war Spielende Götter von Alessandra Reß. Das Buch ist sauspannend und ich hoffe, dass es einen zweiten Teil geben wird. Es handelt sich um eine Cyberpunk-Dystopie mit philosophischen Ansätzen und gesellschaftskritischen Elementen … Man muss es einfach lesen, aber man muss sich auch Zeit nehmen dafür, denn es ist keine ausschließlich leicht zu lesende Lektüre, sondern regt eher zum Nachdenken an. Trotzdem ist es keine schwere Kost, man kann sich ruhig auch zurücklehnen, muss aber damit rechnen, eben ab und an mit Gedankenimpulsen konfrontiert zu werden.
Vielen Dank für den kleinen Blick hinter die Kulissen der Phantastika, liebe Laura!
Die Phantastika findet am 2. und 3. September im Congresscentrum Oberhausen statt und öffnet ihre Tore für alle Phantastikbegeisterte. Neben Lesungen, Workshops und vielen genre-spezifischen Ständen wird dort auch erstmals der Deutsche Phantastik Preis verliehen. Natürlich lassen auch wir uns das nicht entgehen und werden ausführlich darüber berichten, vielleicht sogar schon mit einem selbstgemachten Zauberstab Marke Harry Potter. Wo kriege ich denn jetzt eine Phönixfeder her?