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Cthulhu Libria Neo Nr. 2: Horror in Eisenbahnen

Der Insider-Tipp für Fans des Düsteren

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Kategorie: Literatur

Das Magazin Cthulhu Libria Neo richtet sich an Fans der Düsteren Phantastik und bedient auch Themenfelder jenseits der titelgebenden Lovecraftschen Großen Alten. Wer den Blick in das über 300 Seiten starke "Heft" wagt, darf sich über eine Heterogenität an Beitragsformaten und Kurzgeschichten freuen, die bezeugt, dass es sich hierbei um ein echtes Herzensprojekt handelt. Folgen wir also dem Ruf und werfen einen Blick ins Innere dieser Ausgabe.

Cthulhu Libria Neo blickt auf eine lange und verworrene Geschichte zurück. Oder, anders gesagt: Eigentlich ist es kurios, dass ein Magazin, das es in gewisser Weise bereits seit 2008 gibt, im Jahr 2021 erst seine zweite Ausgabe vorlegt. Das liegt daran, dass dieses Magazin unter verschiedenen Namen bereits mehrere Metamorphosen durchlaufen hat, sich von einer Mailingliste zu einem E-Magazin und schließlich zu einem Print-Projekt wandelte, jedoch erst seit 2020 im BLITZ-Verlag angesiedelt ist. Die Entstehung dieser zweiten Ausgabe bei BLITZ stand jedoch unter keinem guten Stern: Anfang 2021 kam es im kleinen Städtchen Büdingen zu einem Hochwasser, das leider auch Herausgeber Jörg Kleudgen traf. So sprang kurzerhand Eric Hantsch, der Cthulhu Libria Neo bis 2017 herausgab, auf den Zug auf und unterstützte Kleudgen in der Herausgabe tatkräftig.

Vielseitige Beiträge und stimmungsvolle Illustrationen

Wer sich in der deutschsprachigen Phantastik-Szene ein Stück weit auskennt, wird bereits im Inhaltsverzeichnis viele bekannte Namen wiedertreffen. Da wäre natürlich Herausgeber und Alleskönner Jörg Kleudgen, der nicht nur essayistische Beiträge, Rezensionen, ein Interview und gemeinsam mit E. L. Brecht eine Kurzgeschichte beiträgt, sondern zudem für eine Vielzahl der enthaltenen Illustrationen verantwortlich zeichnet. Auch David Staege, Tobias Reckermann, Ina Elbracht, Marius von der Forst und Silke Brandt sind einige der vielen Namen mit hohem Wiedererkennungswert, die diese Ausgabe maßgeblich mitformen.

Die Beiträge und Kurzgeschichten sind sehr heterogen; zwar können nicht alle Kapitel überzeugen, der Gesamteindruck ist dennoch abwechslungsreich und eine echte Lesefreude. Auch das Schwerpunktthema dieser Ausgabe – der tituläre Horror in Eisenbahnen – ist gut gewählt und bietet reichlich Material. Die Lesenden erwarten im Rahmen dieses Themas unter anderem Beiträge zu Charles Dickens, der einst den Eisenbahnunfall von Staplehurst überlebte, zur Eisenbahn in US-amerikanischer Folk-, Country- und Bluesmusik und natürlich zahlreiche Kurzgeschichten. Doch auch jenseits des Schwerpunktthemas wartet Cthulhu Libria Neo mit interessanten Beiträgen auf: Eine Betrachtung Lovecraftscher Einflüsse in der Metal-Musik; die neue Rubrik "Phantastische Ermittler"; zahlreiche Rezensionen.

Das Ganze wird stimmungsvoll umrahmt von schwarz-weiß Illustrationen, die einigen der Kapitel und Kurzgeschichten vorangestellt sind, gelegentlich auch innerhalb einer Geschichte zu finden sind. Somit ist Cthulhu Libria Neo – Horror in Eisenbahnen ein schönes Gesamtpaket, das man gerne in die Hand nimmt – zum Lesen, zum Blättern und zum Schauen.

Probleme in der Feinarbeit

An vielen Stellen gibt es leider kleinere Fehler zu bemängeln. Da wären zahlreiche Tipp- und Zeichensetzungsfehler. Oft stimmt auch das Layout nicht ganz und wird beispielsweise von falschen Zeilenumbrüchen heamp-img layout="responsive" height="1" width="1"esucht. Bei der Gestaltung von Doppelseiten, die einigen Kapiteln vorangestellt sind und neben einer Illustration auch den Titel des Beitrags/der Geschichte enthalten, wurde die Buchbindung nicht beachtet. Bei dem über 300 Seiten starken Buch verschwinden daher ganze Wörter und Details der Bebilderung im inneren Rand. Unklar ist auch, warum die Titel, wie sie im Inhaltsverzeichnis angegeben werden, nicht mit den tatsächlichen Überschriften der jeweiligen Kapitel übereinstimmen. An manchen Stellen sorgt das für Verwirrung. Zu guter Letzt wäre es wünschenswert gewesen, dass konsequent für die Schriftart der Überschriften ein Font gewählt worden wäre, der auch Sonderzeichen wie "ä", "ö", "ü" und "ß" abbilden kann.

 

Hier einige meiner persönlichen Highlights aus Cthulhu Libria Neo – Horror in Eisenbahnen:

Dreimal Silke Brandt

Wer ist eigentlich der polnische Schriftsteller Stefan Grabiński und warum sollte sich die Phantastik dringend tiefergehend mit diesem Autor befassen? Die Antwort auf diese Frage liefert Silke Brandt in gleich drei Beiträgen mit sehr individuellen Ansätzen. "Das Licht am Ende des Tunnels ist ein Zug – Stefan Grabińskis 'Dämon der Bewegung'" ist eine detaillierte essayistische Auseinandersetzung mit Grabińskis Kurzgeschichtensammlung Demon ruchu (dt.: Dämon der Bewegung), in der sowohl die wichtigen Motive und Stile des Polen als auch die verschiedenen Ausgaben und enthaltenen Geschichten der Anthologie vorgestellt werden. "Der dunkle Punkt am Horizont" ist dagegen eine Kurzgeschichte nach dem Prinzip "Was wäre, wenn ich Stefan Grabiński im Zug treffen würde?" Die Erzählung ist geheimnisvoll, atmosphärisch, verrät nie zu viel und suggeriert doch eine Menge. Der letzte Beitrag von Brandt ist schließlich eine Rezension von "In Stefan’s House: A Weird Fiction Tribute to Stefan Grabiński" samt eines Interviews mit dem Verleger Jordan Krall. Mit diesem Abschluss zeigt Brandt, welche Inspiration Grabiński auch heute noch für Kulturschaffende sein kann und ist.

Elmar Huber, "Phantastische Ermittler: Algernon Blackwoods John Silence"

Okkulte, parapsychologische Detektive sind ein beliebtes Motiv in der Phantastik, zu denen unter anderem ikonische Gestalten wie Abraham Van Helsing (Bram Stoker, Dracula), Martin Hesselius (J. Sheridan Le Fanu, In a Glass Darkly), aber auch Dana Scully und Fox Mulder aus der TV-Serie Akte X zählen. Genau diesem Thema widmet sich Elmar Huber in dem ersten Beitrag einer neuen Rubrik in Cthulhu Libria Neo, die sich fortan solchen phantastischen Ermittlern widmet. Huber betrachtet in seinem Essay den Detektiv John Silence, der in sechs Erzählungen von Algernon Blackwood seinen Auftritt hat. Zwar ist dieser Beitrag etwas zitatlastig und hätte gerne die Figur von John Silence selbst tiefgründiger beleuchten dürfen; unterm Strich bleibt aber ein spannender und aufschlussreicher Essay in einer extrem vielversprechenden Rubrik.

Ina Elbracht, "Die Großen Alten würfeln nicht"

Der kleinkriminelle Heinzi reist für seinen nächsten zwielichtigen Job nach Köln. Viel weiß er über den Plan nicht; er hat lediglich Anweisungen, wie er mit seiner Kontaktperson in den Austausch treten kann. Nach einigen Schwierigkeiten trifft Heinzi endlich den "Knubbligen“, wie er den Kontakt nennt. Der führt ihn durch den alten Hauptbahnhof in die Tiefen des Kölner Untergrunds und Heinzi begreift schnell, dass diese Aktion eine Nummer zu groß für ihn sein könnte … Wer die Erzählungen Elbrachts kennt, weiß, dass sie gerne Urban Fantasy im heimischen Köln schreibt und dabei einen einzigartigen Schreibstil an den Tag legt. So auch in dieser kurzweiligen Geschichte.

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