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Die Weihnachtsbäckerei

Das 12. Türchen des Kurzgeschichten-Adventskalenders

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Kategorie: Kurzgeschichten Literatur

Die Weihnachtsbäckerei ist der Wichtel liebste Abteilung - doch nicht aller Wichtel. Denn Mercia ist kein Fan von Mehl oder Keksen. Doch auch sie kann Gefallen an dem Weihnachtsbrauch finden. Was für eine Lösung die Wichtel-Frau findet, verbirgt sich hinter der zwölften Tür des Kurzgeschichten-Adventskalenders, von der uns Nadine berichtet.

Mercia ist Weihnachtswichtel mit Leib und Seele. Die Besinnlichkeit der Winterzeit, die geschäftige Ruhe, der ganze Glitzer und das Engelshaar, die vielen Tannen, die vielfältigen Bräuche – sie liebte es einfach, ein Wichtel zu sein. Nur dieses Jahr, als sie mit den anderen zusammen in ihren Dienstplan für die heiße Phase der Weihnachtszeit geblickt hat, verging ihr die Lust auf ihr Lieblingsfest.  

„Die Weihnachtsbackerei …“, seufzte sie leise, damit die anderen Wichtel um sie herum es nicht hörten.  

Eigentlich gehört es mit zur größten Ehre, die einem Weihnachtswichtel zuteilwerden kann, in der Weihnachtsbäckerei eingeteilt zu sein. „Liebe“, so hört Mercia den Weihnachtsmann ohne Unterlass sagen, „geht schließlich durch den Magen!“  

Sie ist ein lebensfroher, begeisterter Wichtel, doch der übliche Glanz in ihren sonst so aufgeweckten Augen fehlt, als sie die Bäckerstube am heutigen Morgen betritt. Aber das bemerkt niemand in diesem munteren Treiben und dem fleißigen Platzieren der Backzutaten an den einzelnen Backstationen. Zwar ist Mercia überpünktlich und bereits 7 Minuten vor Dienstbeginn am Arbeitsplatz, aber es herrscht schon eifriges Gewusel unter den anderen Wichteln. Weihnachten liegt in der Luft. 

Mercia setzte gerade zu einem tiefen – und hoffentlich leisen – Seufzer an, als ihr ehemaliger Studienkollege Krismer freudestrahlend mit einem Arm voll Mehlsäckchen an ihr vorbeitänzelt. Sein Hauptfach war Backen gewesen, während Mercia sich für Weihnachtsbräuche entschieden hatte. Kennengelernt hatten sie sich im Kurs Phantastische Rentiere und wo sie zu finden sind. „Wir sind zusammen für Ausstechplätzchen eingeteilt! Ich hab schon fast alles an unserer Station, los, komm schon!“, trällerte Krismer an ihrem Ohr vorbei und verschwand sogleich Richtung Arbeitsfläche Nummer 67.  

„Na, das werden aber tolle Dienste …“, brummt Mercia und läuft erst einmal in die entgegengesetzte Richtung, wo in einer großen, an der Backstube angeschlossenen Lagerhalle alle Zutaten und Arbeitsmaterialien zu finden sind. „Wenn ich schon backen muss, dann will ich es auch so machen, wie ich Spaß dran haben kann.“ Ein verschmitztes Lächeln tritt in ihr Gesicht und auch der Glanz in ihren Augen kehrt zurück, als sie tief in den Regalen nach ihren besonderen Utensilien sucht.  

„Was ist denn DAS!? Spinnst du?!“, kreischt ihr Krismer, am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehend, entgegen, als sie mit ihrer Ausbeute zur Arbeitsfläche Nummer 67 kommt. „Die Weihnachtsbräuche der Welten sind vielfältig und wunderschön“, ermahnt Mercia ihn mit einem sowohl mahnenden wie auch überlegenen Tonfall.  

„Das, das, das … machen wir aber nie so! Wir arbeiten t r a d i t i o n e l l !“, stammelt der sichtlich aus der Bahn geworfene, selbst ernannte Meisterbäcker der Weihnachtswichtel. „Andere Länder – andere Weihnachtsbräuche“, entgegnet Mercia immer noch triumphierend. „Weihnachten ist doch für alle, oder etwa nicht? Ich möchte niemanden ausschließen, der mit uns zusammen das Weihnachtsfest feiern möchte.“  

Darauf wusste Krismer erst einmal keine Antwort, denn ihm war klar, dass Mercia mit ihrer Aussage im Recht war. Natürlich war es unüblich, was Mercia hier vorhatte, das war ihr bewusst. Aber es gab ihrem blöden Bäckereidienst die Magie, die sie gerade bei dieser Disziplin nie empfunden hatte.

„Musst du denn jetzt wirklich auch noch schwarze Farbe auf die Kekse machen?“, fragt Krismer nach langem Schweigen. „Fledermäuse sind nun mal nicht grün oder gelb“, entgegnet Mercia. „Aber schau, sie bekommen weihnachtlich rote Augen“, foppt sie den Wichtel. Als Krismer Tränen in die Augen zu treten beginnen, setzt sie noch hinzu: „… und eine Weihnachtsmütze auf den Kopf.“ Mercia bemerkt den irritierten Blick ihres einstigen Studienkollegens, der nun doch mehr aus seiner Mehlsäckchenwand, die er zwischen sie beide gebaut hatte, hervortritt und ihre bisherigen Plätzchenkreationen näher betrachten will.  

„Deine Kekse sind … ja, doch weihnachtlich!“, erstaunte Freude macht sich in seinem Gesicht breit. „Auch die Bewohner und Bewohnerinnen von Halloween Town lieben Weihnachten so sehr, wie wir es tun“, sagt Mercia mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. „Klar, die Aktion von Jack Skellington vor ein paar Jahren war … grenzwertig, aber auch sie wollten nur ein wundervolles Weihnachtsfest veranstalten – auf Halloween-Art eben.“  

Anerkennend blickt Krismer auf die mit Lichterketten geschmückten Spinnennetz-Kekse, als Tannenbaum verkleidete Hexen-Plätzchen oder die Vampirenten-Kekse mit bunten Schleifchen um den Hals. „Vielleicht sollten wir morgen auch noch für die anderen Feiertags-Welten Weihnachtsplätzchen backen“, schlägt Krismer da unerwartet vor.  

„Das sollten wir“, stimmt ihm Mercia zu, und denkt sich: „Die Weihnachtsbäckerei ist doch gar nicht so furchtbar, wie ich befürchtet hatte. Manchmal muss man einfach nur über den Tellerrand schauen.“

 

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