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Wege der Vereinigungen (DSA)

Alles, was Sie über aventurische Liebe wissen wollten ...

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Kategorie: Pen & Paper

Sexualität im Rollenspiel ist immer wieder ein umstrittenes Thema. Manche Gruppen spielen äußerst explizit, andere vermeiden es komplett. Auch die DSA-Redaktion war sich nicht sicher, ob sie das Thema behandeln sollte, aber die Meinung der Spielerschaft zu dem Thema war äußerst eindeutig. Herausgekommen ist ein Band, der sich – ganz im Stile des Schwarzen Auges – sehr akribisch mit dem Thema auseinandersetzt.

Dass es in dem Band explizit zugeht, sagt uns hier schon das Titelbild. Eine nackte Dame im Liebesspiel mit einem halbnackten Herren schaut uns lasziv entgegen. Bei den vielen Bildern im Band hat man Nacktheit offensichtlich nicht gescheut. Wer den Stil der DSA5-Bände mag, wird hier nicht enttäuscht. Die Bilder sind hübsch anzuschauen und erotisch, aber stilvoll gehalten. Sie wirken nie wie billige Pornographie, jedoch hat man hier deutlich den weiblichen Körper bevorzugt (siehe unter Kontroverses).

Anbändeln verschiedener Kulturen

Der erste Teil des Bandes widmet sich komplett dem Thema Liebe, wie sie inneraventurisch gesehen wird. Es gibt eine lange Listen von Synonymen des Themas Sexualität in verschiedenen Sprachen. Wer also wissen will, wie Goblins die Vagina bezeichnen, wird genauso fündig wie die romantisch veranlagte Spielerin, die den Höhepunkt ihrer Angebeteten aventurisch umschreiben möchte.

Gerade die Beschreibungen der einzelnen Kulturen sind sehr anschaulich gehalten. Sie betreffen hauptsächlich das Flirtverhalten und -verständnis der verschiedenen Völker und dürften auch für diejenigen interessant sein, die den Themenbereich Sex nicht explizit ausspielen. So finden sich hier viele Anregungen, wie man verschiedene Kulturen darstellt, und auch Ideen, wie man Kontraste zu anderen setzen kann.

„Ungewöhnliche“ Liebesbeziehungen

Der nächste Abschnitt befasst sich mit allerlei Beziehungen, die nicht (nur) zwischen einem Mann und einer Frau ablaufen. Da Aventurien etwas phantastischer ist als die Erde, mit vielen intelligenten Völkern, magischen Kreaturen und sogar belebten Gegenständen, gibt es hier eine ganze Menge zu beschreiben. Allgemein präsentiert sich Aventurien hier äußerst liberal. Homosexuelle Beziehungen sind nur in kleinen Teilen Aventuriens nicht akzeptiert, auch speziesübergreifende Beziehungen wie zwischen Elfen und Zwergen – ja selbst Menschen und Drachen – scheinen nicht wirklich zu stören.

Wenn man also mit seinen Vorlieben anstoßen will, muss man schon sehr außergewöhnliche Neigungen haben. Das Ende der Toleranz ist erreicht, wenn man allgemein verhassten Spezies zugeneigt ist. Während die Liebe zu Tieren mehr Grund für Spott ist und meist nicht unter Strafe steht, schaut man doch mit Unbehagen auf Beziehungen zu Orks, Echsenmenschen oder Wasserwesen. Besonders einig ist man sich in Bezug auf Inzest und Dämonen, welche überall geächtet sind.

Natürlich können an dieser Stelle auch Orgien und Prostitution nicht unerwähnt bleiben, gerade zweitere wird äußerst vorsichtig behandelt. Es wird klargestellt, dass es in dem Gewerbe viel Zwang und Gewalt gibt, bei der Beschreibung selbst konzentriert man sich jedoch lieber auf die freiwilligen Arbeiter*innen.

Praktisch für den Spieltisch sind beispielhafte Orgiengänger mit einer ganzen Reihe von Macken und guter und nicht so schöner Eigenarten. Auch das beispielhafte Bordell kann in dieser Hinsicht sehr hilfreich sein.

Der Regelteil

Natürlich ist kein DSA-Werk komplett ohne einen langen Regelteil, auch dieses nicht. Die Verführung von anderen Personen ist hier genau so geregelt wie der Beischlaf. Gerade beim Liebesspiel hat man nicht mit Details gespart, sodass man Regelungen für fast jeden Fetisch findet. Was auf den ersten Blick aber sehr interessant aussieht, entpuppt sich als relativ lange Würfelorgie. Gerade die Tatsache, dass man sich hier jeden Tag eine Belohnung erspielen kann, ermutigt zu einem ziemlich zähen Spielverlauf. Denn ein Liebesspiel wie es hier vorgesehen ist, kann schnell die Ausmaße eines längeren Kampfes annehmen.

Wer aber wirklich detaillierte Regeln sucht und wünscht, wird hier glücklich werden. Wem die Detailtreue noch nicht reicht, kann sich auch noch mit vielen Liebesspielzeugen, spezialisierten Alchemica oder Krankheiten auseinandersetzen. Außerdem gibt es hier offizielle Regeln zur Empfängnis, was vorher immer ein strittiges Thema war.

Ein bisher sehr wenig beachteter Teil war Magie und Götterwirken in Bezug auf Liebespraktiken, auch hier wird nachgeholfen. Spezialisierte Magier und Geweihte werden vorgestellt, komplett mit Zaubern und Liturgien.

Dazu kommen eine ganze Reihe neuer Vor- und Nachteile. Da diese mit dem Rahmen von 80 AP (siehe GRW) nur sehr schwer unterzubringen wären, hat man sich entschlossen, für diese 20 zusätzliche AP zu gewähren. So kann man jetzt noch den Vorteil Große Blase im Austausch für den Nachteil Ablehnung Küssen und Lecken II hinzufügen.

Kontroverses

Ein Buch, das sich mit Regeln über Sexualität befasst, muss eine große Kontroverse auslösen. Obwohl man versucht hat, die gefährlichen Punkte zu umschiffen, hat man nicht alle Steine des Anstoßes vermieden. So gehörte Wege der Vereinigungen zu einem der meistdiskutierten Regelwerken.

Das auffälligste Problem ist die Gewichtung der Geschlechter in den Bildern. Zwar mangelt es nicht an der grafischen Darstellung der Herren, aber diese sind oft bekleidet, während sich die Damen in ihrer ganzen Blöße räkeln. Und während der Blick auf den entblößten Schritt der Frauen öfters vorkommt, findet man nur mit sehr gutem Willen drei männliche Geschlechtsteile: einen Pilz in der entsprechenden Form, ein metallenes Replikat und einen echten Penis, der jedoch einer ansonsten sehr weiblichen Fruchtbarkeitsgöttin gehört.

Humor ist immer sehr unterschiedlich und was den einen zum Schmunzeln bringt, kann den anderen anwidern. Obwohl der Band explizit auf einen eher spaßigen Umgang mit dem Thema hinweist, gibt es doch viele, die manches nicht so komisch finden. Die Waldmenschen mit Paarungsriten zu verbinden, was eher bei Tieren gebräuchlich wäre, ist so ein Fall. Und Vorteile wie Hypnotisches Gemächt oder Sonderfertigkeiten wie Verschlingen des Python sind manchem einfach zu albern. Anzumerken ist jedoch, dass viele der inneraventurischen Texte den ein oder anderen Lacher erzeugen können. Eine genaue Auflistung der strittigen Punkte findet sich bei Tor-Online.

Der Gott Levthan

Neben der Liebesgöttin Rahja und Satuaria, der Göttin der Weiblichkeit, nimmt auch Levthan als Gott der männlichen Sexualität einen guten Teil des Bandes ein. Somit bekommen nun auch Männer eine mystische Gruppierung, der sie angehören können, wie es Frauen mit den Hexen haben.

Leider hat man bei der Darstellung des Gottes versäumt, die kontroversen Aspekte in ein Licht zu rücken, das positive wie negative Auslegungen zulässt. Direkt bei den Geboten stößt man auf Egoismus und Eigennutz als oberstes Prinzip. Selbstliebe und Selbstbestimmung hätten es auch getan, vielleicht mit dem Verweis darauf, dass es zu eigennützigen Verhalten führen kann. Auch bei den Liturgien Fesselndes Band oder Einflüsterung wählt man eine gezielt negative Beschreibung. In seltsamem Gegensatz dazu steht die Profession, wo uns ein dümmlich grinsender, fettleibiger Priester begrüßt. Hier erfahren wir dann, dass ein großer Teil des Kults sich an den Rahja-Kult angelehnt hat, statt einen eigenen zu begründen.

Hier hätte man sicherlich eine bessere Darstellung wählen können. Einen bösen Gott gibt es immerhin schon und für düstere Entitäten wie Kor oder Satuaria hat man auch positive Aspekte gefunden.

Reichlich Zusatzmaterial

Dank des erfolgreichen Crowdfunding hat Wege der Vereinigungen eine Menge Zusatzbände spendiert bekommen. Wer erotische Geschichten mit aventurischem Hintergrund sucht, wird in der Anthologie Fesseln der Lust fündig. Wem die vorgestellten Lustdämonen nicht ausreichen, hat mit Lustschlösser und Zauberwesen die Option, weitere Wesen und deren Werte zu bekommen. Und wer die Regeln im Band gleich in die Tat umsetzen will, hat mit Intrigenspiel und Leidenschaft, Sinnestaumel und Begierde und Kurtisanen und Bordelle eine ganze Reihe von Abenteuersammlungen und Szenariovorschlägen zur Auswahl.

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