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Von der IT zur Science Fiction

Interview mit Theresa Hannig

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Kategorie: Interview

Theresa Hannig interessiert sich für IT, Science Fiction und Zusammenhänge. Im PAN-Interview des Monats April gibt sie uns tiefere Einblicke in die wirkungsvolle Kombination und einen entsprechenden Lehrauftrag.

Ruka (Zauberwelten-Online): Liebe Theresa, erst einmal vielen Dank, dass Du ein Interview mit uns führen möchtest. Du bist Science-Fiction-Autorin und hast bereits mehrere Bücher herausgebracht. Magst Du Dich kurz vorstellen und uns erzählen, wie Du zur Phantastik bzw. Science-Fiction gekommen bist?

Theresa Hannig: Ich habe Politikwissenschaft studiert und danach als SAP-Beraterin gearbeitet. Schon als Jugendliche habe ich mich für IT interessiert, Websites programmiert und Computerspiele entwickelt. Seit ich ein Kind war, habe ich Geschichten geschrieben – die meisten davon waren phantastische Geschichten. Das war für mich schon immer die natürliche Art, Geschichten zu erzählen: Reale Gegebenheiten, in die plötzlich das Wunder einbricht. Das fasziniert mich nach wie vor.
2016 habe ich dann für das Manuskript zu meinem Roman Die Optimierer einen Verlagsvertrag bei Bastei Lübbe bekommen und bin seitdem hauptberuflich Autorin.

Ruka (ZWO): Deine Bücher haben eine Verbindung zu politischen und ethischen Themen. Magst Du uns etwas über die Hintergründe dieser Kombination erzählen?

Theresa: Ich bin ein sehr politischer Mensch. Was mich immer wieder umtreibt, ist die Frage, was „Macht“ überhaupt ist. Wer übt Macht aus, was sind die Mechanismen und was mach Macht mit den Mächtigen? Aus diesem Grund habe ich mich im Studium viel mit politischer Theorie beschäftigt, die einerseits Erklärung andererseits Rechtfertigung für verschiedene Herrschaftssysteme bietet. An einigen dieser Theorien arbeite ich mich immer noch ab. So hat Platons Politeia als Blaupause für meinen ersten Roman Die Optimierer gedient. Bei Die Unvollkommenen ging es dann um die Frage, wie viel Freiheit und Menschlichkeit einem Individuum noch bleibt, wenn eine perfekte Macht, – quasi ein allwissender gottgleicher Herrscher – ihr Leben bestimmt. Und in Pantopia wollte ich endlich einen modernen Gesellschaftsvertrag verwirklichen.

Ruka (ZWO): Pantopia ist Dein neustes Buch: ein utopischer Roman, der auch für den Ethik-Unterricht hergenommen werden kann. Wie kam es zu der Idee hinter Pantopia?

Theresa: Ich hatte das dringende Bedürfnis, eine Utopie zu schreiben, aber ich wollte keine neuen Herrschaftssysteme und Theorien erfinden, sondern mich an das halten, was bereits vorher als gut und richtig erkannt worden war. Ich habe mir lediglich die Freiheit genommen, die besten Ideen zu kombinieren und am Ende eine Geschichte daraus zu stricken, in der alles funktioniert. Das war für mich sehr befriedigend und hat mir in den ersten Corona-Jahren sehr viel Hoffnung und Zuversicht gegeben. Ich hoffe sehr, dass ich diesen Optimismus auch an die Leser*innen des Buchs weitergeben kann.
Die Methode, alte Ideen zu benutzen, um Neues zu schaffen,  war mir sehr wichtig. Denn bei all den globalen Problemen, die wir heute haben, kann man schnell das Gefühl bekommen, selbst hilflos zu sein. Aber das sind wir nicht. Wir sind Teil des Systems und können ebenso gut Teil der Lösung sein. Dabei geht es nicht darum, alle bestehenden Mechanismen (Demokratie, Kapitalismus, Weltwirtschaft, Produktionsketten) durch neue zu ersetzen – denn das wird nicht klappen. Es müssen die richtigen Stellschrauben gedreht werden und wir müssen unsere eigenen Regeln und Gesetze endlich ernst nehmen, z. B. die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

Ruka (ZWO): Du bist außerdem Teil des Projekts #fantastischeFrauen. Was ist Dir besonders wichtig um Rahmen dieses Projekts?

Theresa: Ich habe das Projekt #fantastischeFRAUEN ins Leben gerufen, weil ich es satt hatte, in Diskussionen immer ohne Datengrundlage dazustehen. Seit 2019 engagiere ich mich für die Sichtbarkeit von Frauen in der Science-Fiction. So wie das Projekt #frauenzählen 2018 gezeigt hat, müssen wir Frauen zählen, um uns bewusst zu machen, wie groß ihr Anteil in den verschiedenen Bereichen wirklich ist. Die vorläufige Analyse von #fantastischeFRAUEN hat ergeben, dass etwa ¼ der Science-Fiction-Autor*innen Frauen sind. Das ist in der Tat eine Minderheit, aber es ist weit mehr, als die bisher an Frauen vergebenen Literaturpreise (ca. 10 % seit 1980) vermuten ließen. Ich glaube, dass wir als Individuen und als Gesellschaft daran wachsen können, möglichst viele verschiedene Perspektiven auf unser Leben und unsere Gesellschaft zu erhalten und deshalb finde ich es wichtig, wenn die Literatur von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen mehr Beachtung findet.

Ruka (ZWO): Wenn eine Fee um die Ecke geflogen käme, die Dir einen literarischen Wunsch erfüllt, welcher wäre das?

Theresa: Autorin zu sein ist kein leichter Beruf. Es ist eine prekäre Arbeitssituation, die entweder mit Zweitjob oder hoher finanzieller Unsicherheit bzw. Abhängigkeit funktioniert. Und von Rente sprechen wir lieber nicht. Ich würde mir daher wünschen, so erfolgreich zu sein, dass ich Autorin bleiben kann, so lange ich es möchte.

Ruka (ZWO): Welches war das erste Buch, an das Du Dich erinnern kannst?

Theresa: Irgend so ein Pferdebuch aus unserer Dorfbücherei. Ich habe keine Ahnung mehr, worum es ging, aber ich erinnere mich noch als das Gefühl, mächtig stolz gewesen zu sein, mein erstes Buch gelesen zu haben! Danach war ich dann ziemlich schnell mit Pferden durch.

Ruka (ZWO): Was ist dein aktuelles Buch-Projekt bzw. was dürfen wir als nächstes aus Deiner Feder erwarten?

Theresa: Ich arbeite an gerade Geschichten und Szenarien für mehrere kleine Projekte und ein Gemeinschaftsprojekt, das wohl Ende des Jahres fertig wird. Außerdem wird im Oktober mein Theaterstück König und Meister uraufgeführt. Und seit ein paar Tagen feile ich an einer neuen Idee. Mal sehen, ob daraus der nächste Roman entsteht.

Ruka (ZWO): Ganz lieben Dank für die Einblicke in die Hintergründe zu Deinem Werk und Dir selbst als Autorin. Wir freuen uns schon auf weitere Werke und wünschen Dir viel Erfolg mit den nächsten Projekten! 😊

 

 

Über die Autorin

Theresa Hannig studierte Politikwissenschaft und arbeitete als Softwareentwicklerin und Lichtdesignerin bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben zuwandte. Ihre Geschichten thematisieren die Wechselwirkungen zwischen technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel. Im Spannungsfeld zwischen bedrohlichen und wünschenswerten Entwicklungen stellt sie die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?

 

 

Über Pantopia

Eigentlich wollten Henry Shevek und Patricia Jung nur eine autonome Trading-Software schreiben, die an der Börse überdurchschnittlich gut performt. Doch durch einen Fehler im Code entsteht die erste starke künstliche Intelligenz auf diesem Planeten – Einbug.

Einbug begreift schnell, dass er, um zu überleben, nicht nur die Menschen besser kennenlernen, sondern auch die Welt verändern muss. Zusammen mit Patricia und Henry gründet er deshalb die Weltrepublik Pantopia. Das Ziel: Die Abschaffung der Nationalstaaten und die universelle Durchsetzung der Menschenrechte. Wer hätte gedacht, dass sie damit Erfolg haben würden?

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