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Urban Fantasy Going Queer

400 Seiten beste Unterhaltung

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Kategorie: Literatur

Urban Fantasy ist das Genre der Unsichtbaren. Derer, die inmitten der urbanisierten Welt leben und dort ein (magisches) Geheimnis hüten. Es ist daher ein Genre, das sich anbietet, um auch die Perspektiven und Erfahrungen derer zu erkunden, die zwar Teil unserer Welt sind, gleichzeitig aber doch immer wieder durch das Raster der Alltäglichkeit und des Mainstreams fallen. Genau diesen Blickweisen widmet sich die exzellente Anthologie Urban Fantasy Going Queer, herausgegeben von Aşkın-Hayat Doğan und Sarah Stoffers.

Ihre eigene Sichtweise auf Urban Fantasy machen Doğan und Stoffers bereits im ersten Satz des Klappentexts deutlich: "Das Genre der Marginalisierten und zur Unsichtbarkeit Verdonnerten, die für ihre Repräsentation und Existenz in der Gesellschaft viele Kämpfe austragen müssen." Genau diesen Stimmen wird in Urban Fantasy Going Queer der nötige Resonanzraum gegeben. Das Ergebnis ist eine Anthologie, die die Messlatte hoch legt, und für alle Fantasy-Fans etwas zu bieten hat.

Die Inhalte

Der Titel der Sammlung ist Programm: 25 Kurzgeschichten offen queerer Autor*innen sind im Buch enthalten. Sie schreiben über Figuren jeglicher sexuellen und geschlechtlichen Identität. Dabei ist jedoch in nur wenigen Erzählungen die Queerness der Charaktere das Hauptaugenmerk; es geht hier stattdessen in erster Linie um gute und mitreißende Storys. Das Ergebnis ist eine Vielfalt an Geschichten, bei denen für Alle etwas dabei sein wird.

Doch Urban Fantasy Going Queer versucht nicht nur, den Lesenden jede einzelne Erzählung schmackhaft zu machen, sondern geht noch einen Schritt weiter: Die Anthologie macht vor jeder Kurzgeschichte deutlich, für wen der nachfolgende Text eventuell nicht geeignet ist. Content Notes stehen den Erzählungen voran und warnen vor potenziell schwierigen Themen, die in der Erzählung aufgegriffen werden (bspw. Queerfeindlichkeit; Gewalt; Body Horror; …). Zwar werden diese Stichworte schon bei verhältnismäßig seichten Geschichten angegeben – aber nur so haben die Lesenden eben auch die Gelegenheit, sich selbst zu schützen, während diejenigen, die auf solche Warnungen nicht angewiesen sind, durch die Content Notes nicht gestört werden. Somit sind sie eine begrüßenswerte Möglichkeit, allen die bestmögliche und auf ihre individuelle Bedürfnisse abgestimmte Leseerfahrung zu garantieren.

Abgerundet wird die Auswahl der Erzählungen durch ein starkes Vorwort der Herausgebenden, das packend, persönlich und informativ zugleich ist. Wer vorher noch nicht wusste, warum die Repräsentation marginalisierter Gruppen in unserer Popkultur ein wichtiges Thema ist, dem wird die Problematik in dieser kompakten Präambel greifbar gemacht.

Gemeinsam mit Patricia Eckermann war Doğan bereits an der hervorragenden Kurzgeschichtensammlung Urban Fantasy: Going Intersectional als Herausgeber und Autor beteiligt. Im direkten Vergleich ist der nun vorliegende Band in Hinblick auf die Qualität der Kurzgeschichten etwas schwächer. So gibt es beispielsweise wenige Erzählungen, die sofort und unumstößlich als Highlights ins Auge fallen. Das macht die Anthologie jedoch in puncto Gesamtgestaltung wieder wett.

Gestaltung und Layout

Wie man es vom Art Skript Phantastik Verlag gewohnt ist, besticht das Buch durch seine hochwertige Qualität, farbenfrohe Umschlagsgestaltung und optische Verspieltheit im Innenteil. Urban Fantasy Going Queer ist schlicht ein Werk, das man gerne in der Hand hält und in dem man gerne liest – sowohl wegen der heterogenen Inhalte als auch der ansprechenden Gestaltung. Einen einzigen, kleinen Abzug gibt es für die Gestaltung der Überschriften der Kurzgeschichten. Hier ist die gewählte Schriftart so verschnörkelt, dass die Titel teilweise nur schwer leserlich sind.

Hier ein kurzer Vorgeschmack auf meine Top 3 der enthaltenen Beiträge:

Iva Moor: "Lockfrequenzen"

Eine Erzählung, die gelegentlich einen Hauch Film Noire mit sich bringt: Saleen ist eine an Land lebende, lesbische Nixe. Eines Tages lernt sie Luna in einer Karaoke-Bar kennen – doch die ist nicht, wer sie zu sein scheint. In dieser Kurzgeschichte trifft falsche Identität und Gewalt auf Romanze, die letztlich zu einem Happy End führt. Die Mischung wird sicherlich nicht allen gefallen; meiner Meinung nach hätte die Erzählung aber gerne länger sein dürfen.

Jasper Nicolaisen: "Fragen Sie Dr. Fichte!"

Skurril, witzig und auch etwas makaber. Der "alte, schwule Zauberer", wie der Protagonist der Erzählung genannt wird, erhält eines Tages unangekündigten Dämonenbesuch in seinem kleinen Apartment: Der Dämon möchte die therapeutische Hilfe des Zauberers in Anspruch nehmen, um sein Selbstwertgefühl aufzubessern. Die Kurzgeschichte ist äußerst humorvoll und gewürzt mit einer Prise unterhaltsamen Ekel.

Leni Wambach: "Nichts einfacher als das"

Eine Spur ernster wird es in dieser Kurzgeschichte, die inmitten des heutigen Londons angesiedelt ist. Hier geht die gemeinsame Magie der Druidin Alice und der Nekromantin Sumi gehörig schief. Als Resultat verwandelt sich London in einen gigantischen, prähistorischen Wald, in dem so manches wildes Tier umherschleicht. Die Kurzgeschichte besticht insbesondere durch ihre dichte Atmosphäre und ihre Protagonistinnen.

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