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Sweet Tooth

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Die Gegenwart – eine seltsame Seuche sucht die Welt heim und tötet alles und jeden. Kaum hat sie ihren Höhepunkt erreicht, werden Kinder geboren. Seltsame Kinder. Hybridkinder. Ob und inwieweit diese neue Art von Kindern mit der Seuche in Verbindung steht, weiß man nicht. Aber irgendeinen Schuldigen braucht man ja und die Kinder sind halt grad da und können sich nicht mal wehren.

Kurzerhand zu den Generalschuldigen ausgerufen, werden die Hybridkinder, die zum Teil menschlich und zum Teil tierisch sind, gejagt und getötet. Sogar Preise sind auf ihre Köpfe ausgelobt, sodass sich natürlich auch – gemäß dem Gesetz von Angebot und Nachfrage – Bereitwillige finden, die sich auf den Weg machen, um die Kinder zu fangen und abzuliefern.

Einer macht immer den Anfang

Gus, vermutlich der erste der Hybriden, wurde bereits als Baby von seinem Vater in den Wald des Yellowstone Nationalparks gebracht, wo er in der einsamen Idylle von Mutter Natur als Hirschjunge aufwuchs. Sein Vater, der sicherheitshalber noch einen Zaun um das Wohngebiet von ihm und Gus gezogen hat, bringt ihm bei, in Einklang mit der Natur zu leben und das Gebiet innerhalb des Zauns niemals zu verlassen. Doch die Neugier des Jungen ist groß und natürlich will er wissen, was jenseits des Zauns ist. Spätestens als die ersten Menschen auf die einsame Hütte stoßen, ändert sich alles. Gus Vater versucht noch, sein Kind und sein Heim zu verteidigen, doch die Seuche holt ihn ein und so muss Gus sich – schon als Neunjähriger – plötzlich alleine durchschlagen.

„Entschuldige, dass ich Dich komisch fand.“

Die weitere Handlung ist zunächst einmal sehr vorhersehbar. Gus, der sich nach dem Tod seines Vaters nun doch aus dem eingezäunten Gehege traut, wird von Wilderern angegriffen, doch bevor ihm der tödliche Bolzen in den Kopf gejagt wird, kommt ein weiterer Bad Guy und rettet ihm das Leben. Der grobschlächtige „Große Mann“, wie Gus den ehemaligen Sportler nennt, hat ein weiches Herz, das aber von dem kleinen Jungen erstmal wieder hervorgekitzelt werden muss. Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar auf den Weg, um Gus Mutter in Colorado und irgendwie auch Antworten zu finden. Auf ihrem Weg treffen sie auf die unterschiedlichsten Charaktere: Wilderer, Familien, die sich in die Einsamkeit zurückgezogen haben, Rebellen und Überlebende. Nicht selten erinnert das Szenario an eine Mischung aus Mad Max und Zombiefilm. Und natürlich gibt es auch die Ärzt*innen, die unter fragwürdigen Voraussetzungen nach dem Heilmittel forschen müssen.

„Schon okay. Entschuldige bitte die vielen Toten.“

Die Hybriden selbst bekommt man in den ersten Folgen kaum zu Gesicht. Zunächst lernen wir nur Gus kennen, den Jungen mit Hirschanteil, später kommt auch ein Mädchen dazu, das einen Anteil Schwein in sich trägt. Alle weiteren werden jedoch als eher tierisch als menschlich beschrieben, denn sie können nicht reden und reagieren instinktgesteuert. Wenige Hybriden sind der menschlichen Sprache fähig, agieren dann eher wie Menschen und haben nur einige animalische Wesenszüge und verbesserte Fähigkeiten.

Ich muss gestehen, dass mir der Hauptcharakter Gus zuweilen ganz schön auf den Keks gegangen ist. Es mag sein, dass die vom Reh stammende Naivität dazu beigetragen haben kann, aber Gus hört nicht auf seine Beschützer*innen, stellt zu oft Fragen, denen er eigentlich schon weit voraus sein sollte und nimmt den Tod, selbst seines Vaters, eher emotionslos in Kauf. Mehr Angst vor der Gefahr um sein eigenes Leben scheint er vor lauten Geräuschen zu haben, entsprechend oft muss man sich ob seiner Taten mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen. Aber solche kleinen Logikfehler, die nicht näher thematisiert werden, gibt es in der Serie öfter: Zahnpasta wird teuer gehandelt, aber Süßigkeiten sind en mass vorhanden. Das Internet gibt es nicht mehr, Menschen streiten sich um ein paar Dosen Bohnen, aber die Rebellen haben nicht nur PCs, sondern so viel Strom, dass sie eine ganze Spielhalle mit Unterhaltungselektronik aufrecht erhalten können – inklusive eigenem Autoscooter. Woher sie den nehmen, wo doch nahezu alle tot sind, wird nicht näher definiert. Ich frage jetzt auch nicht, wie sie den laut wummernde und hell leuchtenden Freizeitpark vor den Wilderern geheim halten konnten. Und davon, dass die Tierarmee, die sich für den Schutz von Hybriden ausspricht, weil diese nah an Tieren und der Natur sind und es diese zu schützen gilt, einen Tiger in einem winzigen Schiffscontainer im Dunkeln an Ketten gefangen halten, will ich jetzt mal gar nicht anfangen.

Fazit

Die Verfilmung auf Basis der Comics von Jeff Lemire ist solide. Die aktuellen Themen der Seuche und der Klimakrise werden zusammengebracht und thematisiert, verpackt in einem fantasievollen Szenario. Der Einbezug von menschlich-tierischen Hybriden, symbolisch als Rückkehr des Menschen in die Natur zu interpretieren, ist nicht nur passend, sondern macht aus der Serie ein Familien-Schauspiel mit einem gewissen Realitätsbezug. Aber Vorsicht, es gibt doch einige Szenen mit harter Gewalt. Trotzdem bleibt für mich der Handlungsstrang etwas zu vorhersehbar und nicht zuletzt stellte sich mir oft die Frage, wie man bei menschlich-tierischen Babys nicht gleich den Gedanken an strafbare Handlungen zwischen Mensch und Tier denken kann. Ein wenig mehr Tiefe, Abwechslung und Charakterentwicklung hätte ich mir – gerade bei der aktuellen Thematik – doch sehr gewünscht.

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