Die Märchenfee steht vor einem Desaster! Ihre Cinderella will den Prinzen absolut nicht heiraten und der Prinz verliebt sich ausgerechnet in die Märchenfee. Kann sie das Märchen dennoch noch zu einem guten Ende verhelfen?
In Selbst ist die Fee von Liane Mars erleben wir wie ein Märchen völlig aus dem Ruder läuft. Die Cinderella ist ein besonders kniffliger Fall. Sie ist weinerlich, tollpatschig und um nichts auf der Welt bereit, sich um den Prinzen zu bemühen und dennoch gibt die Märchenfee ihren Schützling nicht auf. Zum Einen, weil ihre Abschlussprüfung zur Vollendung ihrer Ausbildung zur vollwertigen Märchenfee von dem Ende der Geschichte um Cinderella abhängt, und zum Anderen, weil sie ihren Schützling trotz derer Eigenheiten lieb gewonnen hat.
So kommt es auch, dass sich die Märchenfee kurzerhand in menschliche Form verwandelt um ihrer Cindy beizustehen und sich fortan Märry nennt. Damit fängt der ganze Ärger auch an: Der Prinz verliebt sich absolut entgegen des Märchens nicht in Cinderella sondern in Märry und prompt findet sich diese mit einer Schar weiterer junger Mädchen - darunter auch ihre Cinderella und deren bei weitem nicht so böse Stiefschwester Anna - inmitten einer Prüfung zur Eignung als Braut des Prinzen wieder. Drei Aufgaben gilt es erfolgreich zu meistern.
Märry setzt ab da alles daran um zu versagen und versagt dabei kläglich. Sie schlittert geradewegs in eine ungewollte Liebesgeschichte in der sie die weibliche Hauptrolle zu spielen scheint und damit den Zorn des Feenrats auf sich zieht.
Uns begegnen die einerseits bekannten und doch völlig unbekannten Personen aus dem Märchen Cinderella. Da wäre Cinderella, die keine Eigenschaft aus dem Märchen für sich beansprucht und auf den ersten Blick reichlich dumm wirkt, doch hinter der Fassade steckt mehr als man vermutet. Die Stiefmutter und die Stiefschwestern, die laut des ursprünglichen Märchens und auf Anraten der Märchenfee absolut fies und gemein sein sollen, dies aber so gar nicht wollen und natürlich der Prinz, der sich Hals über Kopf in die aus Sicht der Märchenvorlage Falsche verliebt.
Die Charaktere sind einfach wunderbar unerwartet. Kein Einziger ist so wie man ihn aus dem eigentlichen Märchen kennt und das macht die Interaktionen zwischen ihnen so einzigartig und unberechenbar.
Die Welt in der die Handlung spielt ist nicht sehr weit ausgebaut, was allerdings in keinster Weise negativ auffällt. Alles was zu einem Märchen gehört ist enthalten, ein vom Königspaar regiertes Reich, das Schloss in welchem der Prinz und seine Familie lebt, das Heim der Protagonist*innen dazu die ein oder andere Örtlichkeit, die nett beschrieben ist und sehr gut in das Märchensetting passt. Viel mehr Aufmerksamkeit erfährt hier der Aufbau der Lebensweise der Feen und ihrer Aufgaben hinsichtlich gebürtiger Märchenfiguren, wie z.B. Cinderella, Rapunzel oder Dornröschen. Dieser Bereich ist sehr gut durchdacht und erklärt unter anderem auch, wiesich Märchen weiterentwickeln oder vollkommen verändern können.
Die Geschichte wird aus Sicht von Märchenfee Märry beschrieben. Der Roman kommt in einem angenehm lockeren und sehr amüsanten Schreibstil daher, der es einem leicht macht, in das Geschehen einzutauchen und mit den Protagonist*innen mitzufiebern. Die einzelnen Kapitel haben eine gute Länge, sodass man immer mal wieder eines lesen kann, wenn gerade nicht soviel Zeit vorhanden ist. Der Roman punktet mit ungewöhnlichen Ideen und unerwarteten Irrungen und Wendungen. Das hat den Vorteil, dass die Handlung nicht so vorhersehbar ist und so manche Überraschung auf den Lesenden wartet.