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Der Pfad der Wolfsklingen

Niemandsland-Saga 1

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Kategorie: Literatur

Der Pfad der Wolfsklingen lässt uns wenig Zeit zum Luftholen. Schon im Prolog geht es ans Eingemachte. Ein Schlachtgetümmel. Waffen links, Schnitte rechts. Körper, die sich aufbäumen. Ein roter Dämon, der ein regelrechtes Blutbad anrichtet und in der Mitte ein Krieger, der durch einen unkonventionellen zweiwaffigen Kampstil auffällt. Der es liebt, seine Gegner mit einem Dolchstoß niederzustrecken, wenn sie einen Schwertstreich erwarten. Und es braucht auch nicht lange, bis wir dessen Namen erfahren: Schlangenhand Djun. Nicht nur ein äußerst exzellenter Kämpfer, sondern auch der Anführer einer bunten Truppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Elfen – den Kinphauren – die ihre Heimat besetzt haben, entgegenzutreten.

Nach dem wortgewaltigen Prolog ist der Einstieg schnell gemacht. Die Truppe will einen Handel mit den den stolzen aber zwilichten Firnwölfen durchführen um den Kampf gegen die Besatzer voranzubringen. Ein Homunkulus, eine gigantische Kampfmaschine, sowie von den Elfen erbeutete Schnellfeuerarmbrüste sollen aus der Stadt geschafft und an Rebellen verkauft werden. So ein Handel ist leichter geplant als durchgeführt und so gerät die Truppe schnell in Konflikte, die nur den Anfang des Pfades der Wolfsklingen ausmacht ...

Komplexe Welt – viel zu erkunden

Die Handlung des ersten Bandes konzentriert sich ganz auf die kleine Widerständlertruppe, die von Konflikt zu Konflikt gejagt wird. Kämpfe, fallenbesetzte Landstriche, Schutz vor Verfolgern und taktische Erwägungen treiben die Handlung unaufhaltbar voran. Statt gemächlicher Weltbeschreibung oder langatmiger Charakterdarstellung gilt es, Hindernis um Hindernis zu überwinden. Ungewisse Actionszenen, bei denen auch mal ein zentraler Charakter sterben kann oder sich manche Feinde als Freunde erweisen können, sorgen für durchgängige Spannung, der jedoch manchmal etwas die Tiefe fehlen will. Zwar zeigen die Dialoge am Pfadesrand, dass Odenthal die Charaktere mit tiefgreifenden Hintergrundgeschichten ausgestattet hat, die treten aber bei den Lagerfeuergesprächen gerne in die bewegten Schatten zurück und warten auf die kommenden Bände. Gleiches gilt für die gigantische Welt Ninragon. Anekdoten, viele fremdsprachige Begriffe und so manche beeindruckende Szenerie deuten an, wie komplex die Welt angelegt ist. Und tatsächlich ist die Niemandslandsaga nur eine von drei umfangreichen Buchreihen in Odenthals ganze Zeitepochen umspannendem Universum. Fans und Kritiker*innen feiern Ninragon als einen der innovativsten Entwürfe epischer Phantastik. Im Auftakt der Niemandslandsaga kommt das leider nicht direkt durch. Zwar weisen etliche Anspielungen auf die Tiefe des Universums hin, lassen die Leser*innen aber mit den Andeutungen etwas alleine. Wir müssen die Welt aktiv erkunden und das präsentierte Weltenpuzzle für uns lösen. Weder eine Einleitung, noch ein Zeitstrahl oder ein manchmal schmerzlich vermisstes Glossar nehmen uns an die Hand. Autor Horus W. Odenthal lässt die Welt ganz für sich sprechen und lässt dabei Platz für weiße Flecken und ungeklärte Fragen.

Ab ins Abenteuer

Schnell wird klar, dass das keine Schwäche der Präsentation, sondern bewusstes Stilmittel ist und uns ohne Umschweife ins Abenteuer führen soll. Daran lässt auch der Ernst, mit dem Horus die Schriftstellerei betreibt, keinen Zweifel. Egal ob die Charaktere läppisch fluchen, sich pathetische Sätze über Absätze ziehen oder sich die Worte abgehackt zwischen Schwerthieben finden: Horus beherrscht seinen Text und will seine Vorstellung exakt auf den Punkt bringen.

Während ich Weltenbau und Charakterzeichnung zwar durchgehend als solide, aber nicht umwerfend, empfinde, ist es genau diese Stilarbeit, die Horus abhebt. Epische actiongetriebene Fantasy gibt es auch andernorts. Nirgendwo aber in Odenthals Handschrift. Es ist beeindruckend, wie er durch Satzbau und Schreibtempo versucht, die Stimmung der einzelnen Szenen einzufangen und dabei eine umwerfende stilistische Bandbreite präsentiert. Das ist faszinierend, jedoch scheint es stellenweise so, als ob sich Odenthal mit seiner Sprachkunst selber ein Bein stellt. Aber immer dann, wenn ich einen falschen Satzbau erwartet habe, wurde er mit dem letzten Wort gerettet oder entpuppte sich ein fehlendes Satzzeichen dann doch als Stilmittel. Dazu trägt auch das beachtliche Korrektorat bei, dem trotz des fordernden Stils kaum ein Fehler durchgeht. Da sind manche Verlagspublikationen deutlich fehlerhafter als der verschlungene Pfad der Wolfsklingen. Und doch: Obwohl Odenthal eine grammatikalisch einwandfreie Leistung vorlegt, bleibt man – oder zumindest ich – doch immer wieder an Sätzen hängen, die zwei oder dreimal gelesen werden wollen, um verständlich zu sein. Odenthal fordert seinen Leser*innen viel Aufmerksamkeit ab und das auch manchmal an Stellen, die solch eine Anstrengung vielleicht gar nicht rechtfertigen.

Eigenverlag

Odenthal hat sich schon länger auf den Pfad des Selfpublishing begeben. Sich in der übersättigten Fantasynische zu behaupten, setzt dabei einiges an Mut und langem Atem voraus. Ninragon und dem Pfad der Wolfsklingen gelingt es meines Erachtens. Dazu trägt neben dem außergewöhnlichen Stil auch der hohe Professionalitätsgrad bei. Neben dem gelungenen – wenn auch nicht umwerfenden – Cover überzeugt das einwandfreie Lektorat und Horus‘ Marketingstrategie. Neben der gedruckten Ausgabe gibt es seine neueren Bände digital zum absoluten Niedrigpreis und als Teil des Unlimited-Angebots von Amazon. Fans dürfen darüber hinaus Bonusmaterial anfordern und so noch einen Schritt tiefer in die Welt geraten. Obwohl sich Odenthal für Amazon Publishing entschieden hat, werden auch Nutzer*innen anderer Plattformen bedacht. Gegen einen Kaufbeleg wird unkompliziert ein epub bereitgestellt. Für ein paar Euro und gegebenenfalls eine kurze Mail wird einem der Weg in die wunderbare Welt von Ninragon also denkbar einfach gemacht. Zumindest leichter als dem Kampftrupp um Djun Schlangenklinge.

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