Der norwegische Spieleautor Jeppe Norsker ist mir zuerst durch sein Kriminalspiel 50 Clues aufgefallen. Mit seinem äußerst düsteren Thema, der auffälligen dunklen Optik und den gelungenen Rätseln hebt sich das Spiel deutlich von anderen Kriminal- und Rätselspielen ab. OTLO Stones hingegen ist alles andere als düster, sondern ein lockeres, familienfreundliches und sogar buntes Puzzlespiel.
Puzzlespiele sind kein besonders großes Genre. Grundsätzlich geht es bei diesen Spielen darum, möglichst viele kleine Puzzles schneller als die Konkurrenz zu lösen. Auch OTLO Stones lässt sich damit treffend umschreiben. Hier legen wir mit sechs hochwertigen Pappplättchen vor uns ausliegende Muster nach. Sind wir schneller als die Mit- bzw. Gegenspieler*innen, gibt es je nach Schwierigkeitsgrad ein bis drei Sterne. Wer am Ende die meisten Sterne gesammelt hat, gewinnt. Klingt einfach, wird aber zunehmend kniffliger.
Entscheidender als das recht naheliegende Konkurrenzprinzip ist das Puzzle selbst. Das besteht hier in einer geschickten Anordnung von Edelsteinen, die sich beidseitig auf den je sechs Plättchen der Spieler*innen befinden. Die Wahl der richtigen Seite und Anordnung der Steine wird dadurch interessant, dass jedes Plättchen neben den Edelsteinen mindestens eine Aussparung hat, die es ermöglicht, die Plättchen so übereinander zu legen, dass darunterliegende Edelsteine ins Muster integriert werden. Das ist auch notwendig, denn die Rätsel können nur gelöst werden, indem man nicht nur die richtigen Teile und Seiten auswählt, sondern auch die beiden Ebenen geschickt miteinander kombiniert.
Spielprinzip
Das Prinzip erschließt sich sofort, ist aber schwer zu meistern. Muster der ersten Stufe, die aus nur acht Edelsteine bestehen, sind noch relativ einfach zu lösen, bei zwölf oder gar 16 Edelsteinen wird das Ganze schon deutlich kniffliger und kann tatsächlich einen Blick in die beiliegende Lösung erforderlich machen.
Zuerst müssen die richtigen Plättchen und Seiten gefunden werden
Aber erst mit der zweiten Ebene lässt sich das Muster nachbilden
Spielerlebnis
Im kompetitiven Spiel zu mehreren kann das durchaus in Stress ausarten. Schließlich wollen wir nicht, dass unsere mühsame Vorarbeit dadurch zunichte gemacht wird, dass ein anderer uns das Muster kurz vor der Lösung wegschnappt. Wer diesen Stress nicht mag, kann auf die Solovariante zurückgreifen, bei der alle Stresselemente wegfallen. Statt Sanduhren oder andere Erschwernisse einzuführen, heißt es lapidar: "Nimm dir Zeit und genieße diese Erfahrung". Das mag nach dem einfachsten Weg klingen, funktioniert aber erstaunlich gut. Tatsächlich lässt sich OTLO angenehm als Solopuzzle neben einem Podcast oder einfach zum Entspannen knobeln.
OTLO spielt sich sehr flüssig und zieht die Schwierigkeitsschraube angemessen langsam an. Während die einfachen Muster mit ein wenig Ausprobieren leicht zu lösen sind, werden die komplizierteren Aufgaben mit drei Sternen durchaus anspruchsvoll und können gelegentlich sogar frustrieren. Es ist erstaunlich, wie viele Kombinationsmöglichkeiten sechs Plättchen bieten. Der Frustrationsgrad kann durch die klare Kennzeichnung der Rätsel mit Sternchen jedoch gut reguliert werden. Will man ein schnelles positives Spiel, können die schwierigen Muster einfach aussortiert werden. Auch während des Spiels kann man die eigene Herausforderung dosieren, da immer mehrere Muster zur Auswahl stehen. So kann man mit vielen leichten Herausforderungen ebenso zum Ziel kommen, wie mit wenigen anspruchsvollen. Durch das generische Puzzle-Prinzip können die Muster dabei beliebig oft gespielt werden, sodass der Spielspaß mit den 60 Herausforderungen quasi unbegrenzt ist.
Zum positiven Spielgefühl trägt auch die Produktqualität bei. Die Spielplättchen sind aus stabilem und haptisch angenehmem Karton gefertigt und fühlen sich beim Puzzeln einfach gut an. Das Artwork ist reduziert, sieht aber für mein Empfinden gut aus. Am wichtigsten ist, dass die Edelsteinfarben gut zu unterscheiden sind und so für ein flüssiges Spielerlebnis sorgen.
Fazit:
OTLO Stones ist ein gut funktionierendes Puzzlespiel, das sich durch die Verschachtelung zweier Ebenen auszeichnet und so erstaunlich viele Kombinationen mit gerade einmal sechs Plättchen ermöglicht. Die gute Skalierbarkeit des Schwierigkeitsgrades erlaubt es außerdem, das Spiel sowohl als kurzen Lückenfüller als auch zur ernsthaften Herausforderung zu spielen. Dass die zugrundeliegende Puzzlemechanik funktioniert, zeigt sich auch daran, dass OTLO selbst ohne Zeitdruck oder Konkurrenz Spaß macht. Genießt die Erfahrung!
Das Spiel ist über den Fachhandel zu beziehen und enthält eine gut übersetzte deutschsprachige Regel (download als PDF).
Dieser Artikel ist erschienen bei:
Zauberwelten-Online.de