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Das Necronomnomnom

Ein detailreiches Kochbuch für Lovecraft-Liebhaber*innen

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Kategorie: Literatur Rezepte

Bei diesem lovecraft-inspirierten Kochbuch handelt es sich um ein rundherum exklusives Werk, das durch okkulte Extravaganz besticht. Für Schnellkocher oder Vegetarier ist es allerdings eine Herausforderung.

Bereits der Einband des Buches verweist auf das zentrale Thema des Inhalts: Eine düstere und rundherum lovecraft’sche Atmosphäre. Das zeigt sich nicht nur in der Aufmachung der Rezepte, sondern auch in der Benamung und den Zubereitungsformeln.

Denn im ersten und umfangreichsten Anteil des Buches finden wir keine einfachen Rezepte. Vielmehr ist das Buch so gestaltet, wie ein Tagebuch aus den Händen eines düsteren Kultisten aus der Welt des bekannten Literaten. Neben Zutaten, die in der heimischen Küche wohl keine reelle Verwendung finden, gibt es hier auch eine Vielzahl sehenswerter Illustrationen aus der Feder Kurt Komodas. Gehalten sind diese in Beige- und Rottönen, was die Atmosphäre noch einmal hervorhebt.

Von Ritualen zu Rezepten

Da der Ritualanteil des Buches sich auf den künstlerischen Aspekt konzentriert, sind im zweiten Teil die Rezepte alle noch einmal in einfacherer Form enthalten, sodass man diese leicht nachkochen kann. Hier finden wir auch die Zutaten aus der realen Welt, wenngleich man hier darauf hinweisen muss, dass es sich immer noch um eher exklusivere Bestandteile handelt. Alligatorfleisch lässt sich in Deutschland nicht mal eben aus der Frischetheke angeln und was Schwarzkirsch-Selzter ist hat sich mir auch nach der Befragung von Tante Google nicht abschließend erschlossen. Auch die Menge der Zutaten kann sich sehen lassen, hier wird nicht an Material gegeizt.

Für Vegetarier*innen gibt es zwar auch eine überschaubare Auswahl an Rezepten, diese fand ich persönlich jedoch eher etwas allgemein gehalten. Das Gros der Rezepte benötigt Fisch, Meeresfrüchte und Fleisch, das sich auch nicht ganz so leicht durch vegetarische Zutaten ersetzen lässt. Dennoch inspirieren die wirklich schön aufgemachten und durchdachten Rezepte dazu, mal etwas Neues auszuprobieren und eher unbekannte Zutaten in die eigene Küche zu integrieren.

Nachgekocht

Ausprobiert hab ich drei Rezepte, die ich zu Silvester zu einem Dinner kombiniert habe. Unser jüngster Gast durfte sich an den Namen der Gerichte die Zunge brechen und gleich noch die Beschwörungen bzw. Zubereitungen aus dem Ritualanteil vorlesen, was ihn auch gleich ins lovecraft’sche Universum hineingeworfen hat, das er vorher noch nicht kannte.

„Der Brunnen des Wahnsinns“

Begrüßen durfte ich meine Gäste mit einem Schluck aus dem „Brunnen des Wahnsinns“, in dem auch zuvor erwähntes Schwarzkirsch-Selzter Verwendung fand (wir haben das mal in Kirschsaft-Schorle übersetzt). Zu Beginn etwas skeptisch ob der Kombination von Kirschsaft und Sahne, wurden wir jedoch schnell davon überzeugt, dass die Skepsis fehl am Platze war. Die Zubereitung war einfach, die Kombi ungewöhnlich, aber das Ergebnis wirklich lecker.

 

„Tsathogguambalaja“

Aus Ermangelung einer vegetarischen Vorspeise habe ich das „Tsathogguambalaja“ zu einer solchen umfunktioniert. Auch hier sollten eigentlich ganze 670 g verschiedener Meeresfrüchte und Wurst zum Einsatz kommen, die ich allerdings durch … naja, Kokosmilch ersetzt habe. Den Geschmack von Meeresfrüchten bekommt man nicht einfach nachgebildet, aber die Kokosmilch gab dem Ganzen zum einen eher den Charakter einer Vorspeisen-Suppe und zum anderen milderte sie den eher säuerlichen Geschmack der 800 g gestückelten Tomaten etwas ab. Das Ergebnis konnte sich sehen und schmecken lassen und die Gäste hatten viel Spaß daran, sich am Namen des Gerichts zu versuchen.

 

„Formloses Nudelgezücht“

Da mir die Champignonsteak-Sandwiches, Kastenbrot, gefüllte Aubergine und Falafel etwas zu typisch vegetarisch waren, habe ich als Hauptgericht das formlose Nudelgezücht abgewandelt. Hier mussten zumindest nur 450 g Garnelen ausgetauscht werden und die Darreichungsform fand ich besonders attraktiv. Glitschige Nudeln in Buttersauce in einem Pizzateig-Förmchen gebacken konnte ich mir nicht entgehen lassen. Statt der Garnelen gab es einfach geröstete Pinienkerne und die halbierten Kirschtomaten als Füllung zwischen den Nudeln. Zwar hätte man die Pizzabrotkörbchen … Verzeihung, die „Brunnen des Brotes“, wohl oben noch verschließen sollen, sodass die Nudeln überall rausgucken, aber das hat im Test hinten und vorne nicht funktioniert, da die Buttersoße die klebrige Konsistenz des Teiges völlig überdeckt hat. Lecker war es aber auch „oben offen“ und ein Hingucker war das Nudelgezücht auch so auf jeden Fall.

 

 

„Kultisten in Roben“

Tja, auch die Kultisten muss ich wohl erwähnen. Vor allem, weil diese mich dann tatsächlich dem Wahnsinn anheimfallen lassen haben. Vielleicht klappt das mit Fleisch-Würstchen alles besser, aber die vegetarischen Würstchen ließen sich nicht so formen, wie es im Ritualanteil gezeigt wurde. Hier fehlte mir auch im einfachen Rezept ein Bild, an dem ich mich hätte orientieren können. Entweder sind die Wurst-Tentakel abgebrochen oder sie sind nicht in der Form geblieben, in der sie hätten bleiben sollen. Nach mehreren Versuchen, die alle erfolglos geblieben sind, hab ich mich damit begnügt, die Würstchen in Roben zu stecken und mit den Zahnstochern aufzuspießen, um sie für ihre Kooperationslosigkeit zu bestrafen. Lecker waren sie allerdings auch so.

Fazit

Das Necronomnomnom ist ein künstlerisches Werk mit kulinarischem Charakter. Im Ritualanteil hätte man sich im Text ruhig noch mehr auf die Beschwörungen und Hintergrundstories konzentrieren können, während mir im Rezeptanteil ein wenig die Bebilderung gefehlt hat, an der ich mich hätte orientieren können. Die Zutaten sind sehr exklusiv und bedürfen einiger Planung vorher, was das Buch allerdings wieder zu einem Liebhaberwerk werden lässt. Die lovecraft’schen Einflüsse machen viel Spaß, egal, ob man das Buch als Neuling oder Insider aufschlägt und die Aufmachung der Seiten und des Covers sind wie gewohnt einfach nur gut durchdacht und ästhetisch hochwertig. Vegetarier*innen sollten jedoch ein wenig Erfahrung im Austauschen von Fleisch mitbringen, um auch wirklich viel Freude am Necronomnomnom haben zu können.

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