X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Die Mitternachtsbibliothek

Von einem Leben weiter ins nächste

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

Achtung: Triggerwarnung! Nora Seed hat beschlossen, zu sterben. Das war eigentlich eine recht spontane Entscheidung, aber in der Summe fühlte es sich für sie richtig an, denn in ihrem Leben lief alles suboptimal. Job verloren, Klavierschüler verloren, ihr Bruder ignoriert sie, nicht einmal der ältere Nachbar benötigt noch ihre Hilfe. Als ihr Kater Voltaire schließlich überfahren wird, ist das Fass für Nora am überlaufen. Aber Nora stirbt noch nicht, sie landet in einer Bibliothek, der Mitternachtsbibliothek. Und hier warten unzählige Leben auf sie – sie muss sich bloß für eines entscheiden.

Was erst mal wie ein Wunder klingt, ist für Nora das komplette Gegenteil. Sie wollte doch tot sein und sitzt nun in einer Bibliothek fest, zusammen mit Mrs. Elm aus ihrer damaligen Schulbibliothek. Diese Frau ist die Verwalterin von Noras Mitternachtsbibliothek und erklärt ihr, dass Noras Körper gerade in der Schwebe zwischen Leben und Tod weilt und sie sich nun entscheiden müsse, wie sie “weiterleben” möchte. Denn: dieser Ort beherbergt alle Leben, die eine Nora Seed hätte führen können. Jede noch so kleine anders getroffene Entscheidung hat ein anderes Leben zur Folge gehabt – und sie alle sind hier in den unzähligen Regalen in den Büchern zu finden. Manche Bücher sind eher Novellen, andere hingegen sind richtig dicke Wälzer.  

Die Qual der Wahl

Es gibt einige Dinge, die Nora in ihrem Leben bereut hat. Zu viele eigentlich. Was wäre wohl alles in ihrem Leben passiert, hätte sie dem Sport nicht den Rücken zugewendet, oder wäre mit ihrer besten Freundin ausgewandert, oder hätte ihren Berufswunsch aus Kindertagen weiterverfolgt oder, oder, oder! Allein die naheliegendsten Möglichkeiten sind bereits so vielfältig, dass Nora sich zunächst widerwillig darauf einlässt und ihre Reise durch ihre Leben beginnt.  

Was wäre wohl gewesen, wenn … ?  

“Was wäre wohl gewesen, wenn …" ist eigentlich der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Geschichte(n) von Nora Seed. Die junge Frau macht sich verstärkt Vorwürfe, dass sie sich in der Vergangenheit falsch entschieden hat und alles hätte in ihrem Leben besser laufen können, hätte sie sich nur anders entschieden. Diesen Umstand bekommt sie jetzt auch noch in Form der Bibliothekarin Mrs. Elm vor Augen geführt - sogar im wahrsten Sinne des Wortes: In dieser Bibliothek gibt es nicht nur Bücher voll von anderen Leben, sondern auch ein sehr dickes, dass nur aus Dingen besteht, die Nora bereut. Dabei wollte Nora nur Frieden finden und kein "Best of" ihrer bescheidensten Entscheidungen lesen ...  

Aber Nora lässt sich darauf ein, sie bereut viel zu viel in ihrem Leben, um nicht herauszufinden, ob das Gras auf der anderen Seite wirklich grüner gewesen wäre. Warum also nicht nachschauen, wenn sich die Gelegenheit bietet? Diese besondere Reise der jungen Frau verwandelt zusehends ihr Denken – aus der pessimistischen Nora, die die Trostlosigkeit des Lebens nicht mehr erleiden wollte, wird im Laufe ihrer vielen Leben eine fast optimistische Person, die endlich versteht, dass nur sie allein Maßstab für ihr Leben ist und nicht etwa die Träume und Wünsche von ihren Freund*innen und Verwandten. Nora lernt dank der Mitternachtsbibliothek ihr Leben zu schätzen. 

Fazit 

Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig ist ein großartiges kleines Buch von gerade einmal 320 Seiten. Ich war unsicher, was mich erwarten wird, der Hype um das Buch war ja von Anfang an recht groß. Ist es ein plumper Roman über die Schönheit des Lebens oder vielleicht ein schlecht verpacktes Selbstmotivationsbuch, das lehren möchte, das Leben zu lieben? Und irgendwie war es schließlich beides, bloß ohne die negativen Aspekte.  

Es ist ein Roman über die Schönheit des Lebens, der zeigt, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen muss und sich nicht zu sehr an den Träumen anderer ausrichten soll. Und das ist im Prinzip in vielen kleinen Kurzgeschichten thematisiert, die schließlich zu Nora Seeds Geschichte – zu ihrem Leben – werden. Die einzelnen Lebensetappen sind dabei ziemlich unterschiedlich, aber nie zu weit hergeholt. Sie zeigen viele unterschiedliche Facetten des Lebens wie auch von der Person Nora und machen den Charakter immer sympathischer. Inklusive einiger Fremdscham-Szenarien. Aber auch das gehört zum Leben dazu. 

Insgesamt ein abwechslungsreiches Buch, das einen lesenswerten Mix aus vielen verschiedenen Geschichten mit sich bringt und zudem einen positiven Blick auf das Leben wirft, ohne dabei pathetisch oder belehrend rüberzukommen.  

Weitere Artikel: