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Mickey7

Der letzte Klon

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Kategorie: Literatur

Mickey7 ist ein Expendable, ein Wegwerfklon, der lebensgefährliche Aufgaben während einer Kolonialisierungexpedition auf dem Eisplaneten Niflheim übernimmt. Stirbt er, wird er einfach neu ausgedruckt – was zwar viele Ressourcen kostet, aber besser ist, als eine wirklich wichtige Person zu verlieren. Und der Eisplanet stellt nicht nur Mickey7 vor schwierige Herausforderungen.

Mickey7 ist mittlerweile die siebte “Reinkarnation” von Mickey, was bedeutet, dass Mickey bereits sechs Tode während seiner Expedition gestorben ist – zum Wohl der Weltraumcrew. Seine Ableben haben allerdings nicht nur auf dem zu kolonialisierenden Planeten stattgefunden, auch auf dem langen und beschwerlichen Weg zum weit entfernten Planeten namens Niflheim ist die ein oder andere Katastrophe passiert, die ihm ein Leben kostete. 

Das ist sein Job bei dieser Mission. Sterben, damit andere überleben können. Es ist kein Job, um den sich Menschen reißen, denn ein Expendable soll seine Tode erinnern, um mögliche ähnliche Tode in Zukunft vermeiden zu können. So reizvoll die potentielle Unsterblichkeit ist, begehrenswert ist sie unter diesen Umständen für wenige Menschen. Doch Mickey hat sich freiwillig gemeldet und steht sehr schnell zu Beginn des Buches vor der Reinkarnation als Mickey8.  

Bei einer Erkundungstour wurde Mickey7 von seinem Freund und Piloten Berto an einer Eisspalte abgesetzt, in der Mickey7 nun erwartet, seinen “dämlichsten Tod” zu sterben: Er ist einfach ins Leere getreten und in die Spalte herabgestürzt und hat sich damit abgefunden, entweder dort zu erfrieren oder von Creepern, der dort heimischen und aggressiven Spezies, zerfleischt zu werden. Deshalb schickt er sowohl seinen guten Freund Berto wie auch seine Freundin Nasha zurück zum Dome, denn sie sollen nicht ihr Leben riskieren, um ihn zu retten. Schließlich kann er morgen schon wieder als Mickey8 aufwachen.  

Doch gerade als er sich mit seinem siebten Schicksal abgefunden hat, erfährt seine Geschichte eine Wendung, die erst einem Expendable zuvor passiert ist ... 

Klone und Kolonialisierung in Bedrängnis 

Mickey7 ist als Namensgeber des Buches natürlich der Hauptcharakter, der uns durch die Welt begleitet. Doch in den eingeschobenen Rückblicken lernen wir mit Fortschreiten des Buches auch viele der vorherigen Mickeys kennen. Prinzipiell sollten sie alle dieselbe Person sein, doch Mickey7 sieht dies mittlerweile anders. Natalisten lehnen Expendables ab, sie seien unnatürlich, eine Seele könne nicht kopiert werden, Expendables seien keine richtigen Menschen. Dies ist mit ein Grund, weswegen Mickey7 innerhalb des Domes, ihrem Stützpunkt auf Niflheim, kaum Sozialkontakte hat. Außerdem verbraucht ein neuer Klon eine Unmenge an Ressourcen, die auf diesem unerwartet lebensfeindlichen Planeten rar gesät sind. Viele stehen ihm daher missgünstig gegenüber.  

Im Wechsel erfahren wir zum einen mehr über Mickey und seine Vorgeschichte wie auch seine vorigen Leben als auch über seine aktuelle Mission auf Niflheim. Die Creeper machen den Kolonialisten das Leben schwer und beginnen, gewaltsam gegen die Eindringlinge auf ihren Planeten vorzugehen.  

Leider haben beide Erzählstränge unterschiedliche Dynamiken. Während beide Szenarien als Ich-Erzähler verfasst sind, wird der Lesende in den Rückblicken direkt angesprochen und auch die Sprache ändert sich, wird anspruchsvoller, eloquenter. Hier reflektiert Mickey7 über seine Vergangenheit und seine Erfahrungen, die nicht nur sein Leben beleuchten, sondern auch die Welt, in der das Setting verortet ist. 

Spannende Einzelheiten und Begebenheiten aus diesen Reflektionen stehen der Hauptstory gegenüber, also der Kolonialisierung des Eisplaneten. Sie kommt weniger umtriebig, eher träge daher, schreitet nur langsam voran und kann nicht richtig mitreißen.  

Obwohl die zugrundeliegende Story des Buches mir sehr gefallen hat, war diese gefühlte Unstimmigkeit zwischen den beiden Erzählsträngen das, was mir das Lesevergnügen etwas getrübt hat.  

Fazit 

Mickey7 von Edward Ashton hat eine spannende Idee über Weltraum-Kolonisation und die Funktion von menschlichen Klonen zu Papier gebracht. Die Welt, die er baut, ist stimmig und spannend, doch verschenkt er in meinen Augen durch die dahinplätschernde Hauptstory, die immer wieder von interessanten und fesselnden Vergangenheit-Intermezzi ergänzt wird, ein wenig das Potenzial seiner Geschichte und schafft dadurch ein Ungleichgewicht für die Lesenden.  

Nichtsdestotrotz ist Mickey7 ein solides Sci-Fi Abenteuer, das auch tiefgreifendere Themen aufnimmt, wie die Frage nach der Identität des Menschseins, das mit dem philosophischen Paradoxon des Schiff des Theseus öfter Einzug in die Dialoge findet.  

Kurzum: Schöne Idee, die für meinen Geschmack ganz OK umgesetzt wurde. Durch sich langatmig ziehende Passagen war es kein Pageturner, aber doch spannend genug, um zügig den Weg durch meine Hände zu finden.  

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