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Metro 2033: Gesamtausgabe

Die Postapokalypse in der Moskauer Metro – Jetzt auch als Comic

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Kategorie: Literatur

Der Splitter-Verlag hat Peter Nuytens Adaption von Dmitry Glukhovskys Roman Metro 2033 exklusiv nach Deutschland geholt und jüngst sämtliche Bände in einer Gesamtausgabe versammelt. Metro 2033: Gesamtausgabe ist in jederlei Hinsicht ein echtes Schwergewicht. Auf 240 großformatigen, vollfarbigen Seiten erzählt der Comic eine hochkomplexe Geschichte, die sich nach der atomaren Apokalypse in der Moskauer Metro entfaltet. Die Dialoge und das Storytelling bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau; der schlichte Zeichenstil ist dagegen an vielen Stellen zu schüchtern für sein bombastisches Sujet.

Nach einem globalen Atomkrieg ist die Welt nicht mehr so, wie wir sie kennen. Die Überlebenden haben in dem unterirdischen Mikrokosmos der Moskauer Metro eine neue Welt gegründet, die ebenso wie die Welt vor der Apokalypse in zahlreiche Ideologien und Religionen zersplittert ist. Als seine Heimatstation von einer unbekannten Gefahr überwältigt zu werden droht, begibt sich der junge, unerfahrene Artjom auf eine gefährliche Reise. Dabei macht er unerwartete Bekanntschaften, stolpert von einer politisch aufgeladenen Station zur nächsten und erlebt mysteriöse Geschehnisse, bei denen nie ganz klar wird, ob sie Artjoms Psyche entspringen oder möglicherweise übernatürlicher Natur sind.

Artjoms Abenteuer ist in vielerlei Hinsicht eine klassische Heldenreise: Er tritt seinen Weg als unerfahrener, gutgläubiger Mensch an. Doch es liegen viele unerwartete Windungen und Abbiegungen vor ihm, und so wird seine Reise schon bald zur buchstäblichen Odyssee. Im Verlauf dieses Abenteuers verändert Artjom sich als Charakter und erlangt einen völlig neuen Blick auf das Leben in der Metro.

Dieser Odyssee im Comic gerecht zu werden, ist nicht leicht – insbesondere dann nicht, wenn die Geschichte ursprünglich als Roman verfasst wurde. Ein Roman gibt viel Raum für innere Monologe und umfangreiche Beschreibungen, die der eigenen Vorstellungskraft freien Lauf lassen. Ein Comic muss dagegen mit wenig Text und viel Bild arbeiten. Die Balance auf diesem schmalen Grat schafft die Comic-Adaption Metro 2033 nicht immer. Fans des gigantischen Metro-Franchises und solche, die es noch werden wollen, können dennoch ohne Zögern zugreifen.

Muss ich Metro kennen, um den Comic zu lesen?

Metro ist inzwischen eine umfangreiche und hochkomplexe Storywelt geworden. Neben drei Romanen und zwei Kurzgeschichten hat Schriftsteller Glukhovsky auch intensiv an drei Videospielen mitgearbeitet. Diese Videospiele erzählen die Geschichte der Romane nicht nach, sondern ergänzen deren Handlung. Zudem hat Glukhovsky seine Idee auch anderen Autor*innen zur Verfügung gestellt, die somit ihre eigenen Geschichten in der postapokalyptischen Welt von Metro 2033 erzählen können.

Muss man nun das alles kennen, um den Comic von Peter Nuyten zu lesen? Jein. Der Comic steht sicherlich für sich selbst und ist auch für Lesende, die noch keine Berührung mit der Storywelt hatten, verständlich. Gleichzeitig bringt es auch Vorteile, die anderen Einträge des Franchises eben doch zu kennen. Nicht nur ist die doch recht komplexe Handlung dann leichter zu verstehen, sondern man erfreut sich beim Lesen auch an den Entscheidungen, die Nuyten für seine Adaption getroffen hat, um Metro als Comic erzählen zu können: Welche Handlungsstränge er weggelassen oder abgewandelt hat; wie er den Charakteren Leben einhaucht; usw.

Gute Dialoge, schwächelnder Zeichenstil

Glukhovskys unterirdisches Setting ist ein Garant für eine spannende Handlung. Zahlreiche Konfliktparteien treffen auf engstem Raum aufeinander; die Ressourcenknappheit und Dunkelheit der Metro tun ihr Übriges, um Metro 2033 zu einer albtraumhaften Dystopie zu machen, die sich irgendwo zwischen Science-Fiction und Fantasy bewegt. Die Comicadaption Metro 2033: Gesamtausgabe punktet eindeutig in Sachen Dialoge. Ohne die Panels mit langatmigen Sprechblasen zu überladen, vermittelt der Comic die Emotionen und Gedanken der Charaktere wunderbar. Das Resultat ist eine mitreißende Erzählstimme, die den Comic zu einem wahren Pageturner macht und auch dem Zwiespalt zwischen erklärlicher Science-Fiction und übernatürlicher Fantasy gerecht wird.

Anders sieht es aber mit dem Zeichenstil aus. Nuytens Illustrationen erinnern stark an den eher schlichten frankobelgischen Stil. Das ermöglicht eine klare Erzählstruktur, bedingt aber auch simple Bilder. Anders gesagt: Es fehlt an der Opulenz, die Glukhovskys Postapokalypse mit sich bringt. In der Vorlage hat jede Station sowohl in Hinblick auf die Menschen, die dort leben, als auch in puncto Architektur ihr individuelles Gesicht. Artjom, der seine Heimatstation kaum verlassen hat, ist überwältigt von all den neuen Eindrücken, die er erlebt. Für sein Abenteuer muss er sogar die Metro verlassen und an die Oberfläche steigen. Moskau im nuklearen Winter ist eine paradoxe Welt: Strukturen, die zugleich altbekannt und durch den Zahn der Zeit stark verfremdet sind, und die in jedem Fall atemberaubend sind. Zu dieser bombastischen Opulenz, die sich trotz Hoffnungslosigkeit und Postapokalypse konsequent durch die Romanvorlage zieht, wollen die kleinteiligen, eher farblosen Panels der Comicadaption nicht so recht passen. Es fehlt an detailreichen Panoramas – von Doppelseiten ganz zu schweigen – die das Auge zum Verweilen einladen. Hier verschenkt der Comic eindeutig Potenzial.

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