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"In einem Thriller geht es darum, dass jemand überlebt"

Gabi Büttner im Genretalk über den Thrill am Thriller

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Kategorie: Interview Literatur

Purer Nervenkitzel für Auge und Hirn – das sind Thriller. Das Genre lebt davon, dass jede Buchseite Spannung atmet und den/die Leser*in fesselt. Gabi Büttner schreibt u.a. Thriller und weiß, was den Thrill an diesen Geschichten ausmacht und wann man ein solches Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Thriller-Subgenres und klären auf, was rote Heringe mit dem Thriller zu tun haben.

Ann A. Kalliope (Zauberwelten-Online): Liebe Gabi, ich freue mich, dass wir uns zum Interview treffen. Zu Beginn, stell dich doch bitte einmal kurz vor. Wie kamst du zum Schreiben? Und wie ist dein Verhältnis zur Phantastik?

Gabi Büttner: Als Jugendliche habe ich Wolfgang Hohlbein heiß und innig geliebt. Außerdem habe ich diese John Sinclair-Heftchen verschlungen und schneller gelesen, als die rauskamen. Das waren 60 Seiten in der Woche, also quasi nichts. Weil mir das zu wenig war, habe ich angefangen mit einem Klassenkameraden kleine John Sinclair Geschichten zu schreiben. Aber es war Wolfgang Hohlbein, der meine Liebe zur Phantastik entfacht hat und der mich letztendlich dazu brachte, selber Geschichten zu schreiben.

Ann (ZWO): Du schreibst in verschiedenen Genres, u.a. Krimi und Dystopie. Aber ganz besonders hat es dir der Thriller angetan. Unter deinem Pseudonym Jaden Quinn hast du mit einer befreundeten Autoren-Kollegin eine ganze Reihe geschrieben, von der bereits vier Bände veröffentlicht und der Fünfte in Arbeit ist. Warum gerade Thriller? Was ist der Thrill am Thriller?

Gabi: Eigentlich wollten wir gar keinen Thriller schreiben. Das war nicht geplant und hat sich einfach ergeben. Es hätte auch eine Fantasy-Geschichte werden können. Ursprünglich kamen Jaden und ich auf die Idee, ein Buch zu zweit zu schreiben. Es war klar, dass wir beide besser aus der Perspektive des Mannes schreiben können. Also mussten wir uns zuerst einigen, ob wir zwei Freunde oder zwei Brüder wollten. Wir einigten uns auf Brüder: Sam und Blake McLain. Schnell war klar, dass sie in einem Labor aufgewachsen sind. Aber wir wollten letztlich nichts Übersinnliches, nichts mit Superkräften. Und dann haben wir recherchiert und festgestellt, dass es in der Pharmabranche durchaus üblich ist, Medikamente an Kindern zu testen. Normalerweise an Kindern aus der dritten Welt. Aber wir haben uns gefragt: Was wenn das zu umständlich ist? Es ist zwar sicherer, aber das können wir auch vor Ort haben. So war die Idee geboren, dass es ein Thriller wird. Bei meinen Geschichten ist das immer so, dass die Protagonisten zuerst da sind und entscheiden, was es für ein Genre wird.

 

Ann (ZWO): Und ganz allgemein gefragt: Was macht einen guten Thriller generell aus? Wie kommt die Spannung zustande?

Gabi: Ich will wissen, ob die Hauptfiguren überleben. In einem Krimi weiß ich, sie sind tot und jemand ermittelt. In einem Thriller geht es darum, dass jemand überlebt. Umso bedrängter er ist, umso mehr er in die Enge getrieben wird, umso mehr kribbelt es. Und umso unerwarteter er reagiert, umso besser. Es ist so superinteressant die Figuren über ihre Grenzen zu treiben. Was kann die Figur überhaupt ertragen und wo und wann ist Schluss.

Ann (ZWO): Du hast es gerade schon angesprochen, den Unterschied zwischen Krimi und Thriller. Das ist für viele eigentlich dasselbe, aber das ist es ja nicht. Was unterscheidet den Thriller vom Krimi? Du hast gerade gesagt, beim Krimi sind sie schon tot, beim Thriller geht’s ums Überleben. Gibt es da sonst noch einen Unterschied?

Gabi: Ein weiterer Hauptunterschied ist, dass du bei einem Krimi meist jemanden hast der ermittelt, was beim Thriller nicht unbedingt so ist. So wie es auch beim Krimi Subgenres wie Cosy-Crime, Landhauskrimi oder Regio-Krimi gibt, gibt es auch beim Thriller jede Menge Subgenres. Medizinthriller, Psychothriller, Mysterythriller, Romantic Suspense. Es gibt so, so viele verschiedene Arten. Das ist eine große Vielfalt. Du kannst so viel auswählen und das finde ich richtig gut.

Ann (ZWO): Einige Thriller-Subgenres hast du gerade aufgezählt. Kannst du sagen, welche deiner Meinung nach populärer sind als andere? Gibt’s da Subgenres bei denen man sagen kann, dass diese am meisten gelesen werden, oder würdest du aus deiner Erfahrung heraus sagen, die verschiedenen Thriller-Unterarten werden alle ungefähr gleich gerne gelesen?

Gabi: Nein, auf jeden Fall gibt’s da Unterschiede. Vatikanthriller, bei denen versucht wird alles aufzudecken, sind zum Beispiel seit Dan Brown total in. Medizinthriller, wie die Temperance Brennan-Reihe von Kathy Reichs, laufen seit Jahren gut. Vielleicht, weil es da auch sehr um das Privatleben der Hauptfiguren geht und nicht nur um die Ermittlungen. Unsere McLain-Reihe läuft ebenfalls unter Medizinthriller, aber von dem Erfolg einer Kathy Reichs sind wir weit entfernt (lacht). Was ich persönlich supergern mag und was auch sehr, sehr viel gelesen wird, das ist Romantic Suspence, also Thriller, die mit einer Liebesgeschichte verwoben sind. Karen Rose schreibt zum Beispiel in dem Subgenre. Das wird gerade von Frauen sehr gern gelesen.

Ann (ZWO): Das wäre jetzt das, was ebenfalls interessant ist. Kann man sagen, für wen so ein Thriller besonders geeignet ist? Gibt es da Gruppen, die das besonders gerne lesen?

Gabi:  Wenn ich jetzt die McLains als Beispiel nehme: Wir haben am Anfang in Teil eins zwei Brüder, 8 und 16 Jahre alt, das spricht die Muttis an. Es ist einfach so. Die beiden Brüder werden aber im Laufe der Zeit erwachsen. Der 18-jährige Blake, später der 22-jährige Sam, sprechen dann natürlich eine zusätzliche Leserschaft an, meist jüngere Frauen. Aber da das keine Liebesgeschichte ist, haben wir auch die Männer an Bord. Da muss man immer ganz genau abwägen, wen man erreichen will. Bei Band 3 geht’s mit Jack um die Geschichte des Antagonisten und der verliebt sich. Da findest du sofort Leserinnen, meist  zwischen 16 und 55 bis 60 Jahre. Medizinthriller werden mehr von Frauen gelesen, während die Vatikanthriller mehr die Männer anspricht. Das sind zwar nur Erfahrungen, die ich während meiner 15-jährigen Tätigkeit im Buchhandel gemacht habe, aber die gibt es eben.

Ann (ZWO): Du hast schon eine Andeutung gemacht, aber ich hake trotzdem nochmal nach. Welche Thriller gefallen dir am besten? Wahrscheinlich Medizinthriller, oder?

Gabi: Tatsächlich nicht. Es sind die Suspense. Das ist das, was ich am liebsten lese. Was ich am liebsten schreibe, entscheiden wie gesagt meine Protagonisten; ob es Fantasy, Gay-Romance oder ein Medizinthriller wird. Mein Lektor nennt mich allerdings gerne „Mutter der Psychopathen“. Da hat er nicht unrecht, denn ich liebe meine Antagonisten und achte sehr darauf, dass sie nicht nur „böse“ sind, um des bösen Parts willen. Sie haben alle einen Grund, warum sie so sind. Und manche finden gar nicht, dass sie böse sind. Ein Leser hat mal über meine Geschichten gesagt, es geht immer um junge, leidende Männer. Egal ob körperlich oder seelisch. Sehr gerne seelisch, weil ich sie gerne über ihre psychischen Grenzen treibe. Was für ein Genre es ist, ist mir dann eigentlich egal.

Ann (ZWO): Das wollen wir an dieser Stelle mal so stehen lassen und wenden uns einer harmlosen, aber im ersten Moment doch sehr merkwürdigen Sache zu. Was hat es mit den ominösen „roten Heringen“ auf sich, von denen im Zusammenhang mit Thrillern immer wieder mal die Rede ist?

Gabi: Ein roter Hering ist nichts anderes als ein Begriff für ein Ablenkungsmanöver. Du willst ja nicht, dass dein Leser auf Seite eins weiß, wer der Täter ist. Also legst du falsche Fährten. Nicht bei jeder Geschichte. Es gibt auch funktionierende Thriller, wo du weißt wer ist der Bösewicht oder der Tote. Es gibt Thriller, die funktionieren wunderbar ohne „red herrings“. Wir haben bei den McLains die Brüder, die auf der Flucht sind. Der Leser weiß von Anfang an wer der Böse ist und es geht darum, ob sie erwischt werden oder nicht. Da brauchen wir auch gar nicht viele rote Heringe, also falsche Fährten. Wir brauchen aber immer verschiedene Punkte, wo sich die Geschichte ändert. Das ist sehr, sehr wichtig, weil die Leser überrascht werden möchten. Im Großen und Ganzen ist es das, was es ausmacht einen guten Thriller zu schreiben. Du möchtest nicht sofort wissen so und so ist es, sondern du möchtest wissen, warum, wieso, weshalb und immer wieder überrascht werden. Am besten das ganze Buch hindurch. Dann hat man mich als Leser eingefangen.

Ann (ZWO): Kurz vor Schluss eine spezielle Frage: Wenn du eine Figur aus deinen eigenen oder anderen Geschichten für eine gewisse Zeit sein könntest, wer wärst du dann und warum?

Gabi: Wir hatten ja schon festgestellt, dass in jedem meiner Bücher die Protagonisten leiden. Da entscheide ich mich lieber für eine Figur, die nicht von mir ist. Dr. Who, weil ich dann an jedem Ort zu jeder Zeit sein kann. Im ganzen Universum. Natürlich möchte ich Dr. Who sein.

Ann (ZWO): Und für die nahe Zukunft: Was liegt in der nächsten Zeit bei dir an? Welche Projekte hast du gerade am Laufen und was können wir von dir erwarten?

Gabi: Im Moment haben wir eine Spendenanthologie für die Hochwasseropfer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz veröffentlicht. Alle, die bei dem Projekt Wir schreiben für euch mitgemacht haben, verzichten auf Tantiemen, dafür gehen sämtliche Nettoeinnahmen aus dem Verkauf an die Flutopfer aus dem Sommer. Das sind fünf Bände und ich bin in den Bänden Kindergeschichten und Fantasy dabei. Dann gibt’s noch Liebe, Krimi & Thriller, Humor & Belletristik. Die Bücher gibt’s als e-Book, Hardcover und Taschenbuch und seit November haben wir sie auch als Hörbücher. Sie eignen sich prima als Weihnachtsgeschenk, weil man nicht nur viele schöne Geschichten bekommt, sondern zugleich etwas Gutes tut.
Außerdem schreibe ich mit meiner Freundin gerade unter Jaden Quinn an Band 5 der McLains. Gleichzeitig wollen wir noch ein Gay-Thriller und eine Gay-Fantasy-Geschichte fertigstellen.

Ann (ZWO):  Da ist ja einiges bei dir los. Dann weiterhin viel Erfolg und herzlichen Dank für das Interview.

Gabi: Sehr gerne

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