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Hoffnungslos Tot: Die Krankheit zum Tode

Erik R. Andaras Zombieausbruch

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Kategorie: Literatur

Zombies, Zombies, Zombies … Auch wenn der Trend um die hirnlosen Schlurfer etwas abgeebbt ist, dürften sie vielen Leser*innen langsam aus dem Hals heraushängen. Braucht es noch eine Zombienovelle? Ist nicht bereits alles darüber erzählt?

Nun, wenn man Erik R. Andara an einen Stoff arbeiten lässt, kann man sich sicher sein, dass es eine ganz eigene Note bekommen wird. Und das gilt auch für Hoffnungslos Tot bzw. die Krankheit zum Tode: Denn welche Zombiegeschichte hätte bisher mit einer Zimmerpflanze begonnen?

Von Zombies und Menschen

Der Handlungsstrang der Novelle ist wenig außergewöhnlich. Paul Timor sitzt wegen Mordes in einer Gefängniszelle ein, während er den Ausbruch einer Zombieplage im Knast beobachtet und um sein Leben fliehen muss. Gefängnis und Zombies. Soweit so bekannt. Und was soll das bitte mit einer Topfpflanze zu tun haben? 

Das hat etwas mit dem "Wie" zu tun. Andaras Geschichten zeichnen sich durch einen charakterzentrierten Erzählstil aus, der viel Augenmerk auf die Psychologie und Erlebnisse der Protagonisten legt. So eben auch Paul, der sich seine Menschlichkeit im Gefängnis bewahren will, indem er die Erlaubnis erworben hat, einen Ficus in seiner Zelle aufzustellen. Ein zerbrechliches Pflänzlein, dem seine Mitgefangenen und nicht zuletzt Wärter Huber keine großen Überlebenschancen zusprechen und gar Wetten auf dessen Ableben abschließen.

 

"Mir trotzdem einen Ficus zuzulegen, war wohl das bisschen Rebellion, das mir hier geblieben ist; das seltene Aufflackern von Stolz, den man aus dieser Umgebung so erfolgreich zu vertreiben versucht.”

Diese Liebe fürs Detail ist es, die die vorliegende Novelle so außergewöhnlich macht. Gefängnishierarchie, interne Machtspiele, die Vorgeschichten der Insassen und moralische Bedenken sind hier viel zentraler als die beißende Gefahr. Die dient, wie in jeder guten Zombieerzählung, als Kulisse und nicht als zentrale Bedrohung.

Was neben den Charakteren glänzt, ist der Weltenbau. Auch hier ist Andara eher vorsichtig. Er lässt seine Geschichte in der nahen Zukunft spielen und dreht nur an wenigen Stellschrauben. Die Politik hat sich noch etwas verhärtet. So sind etwa Tötungsmaßnahmen gegen Gefangene erlaubt. Das geschieht aber nicht wie so oft in Zombiedystopien durch einen totalitären, völlig skrupellosen Staat, sondern in genauen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die natürlich mit Tricks umgangen werden können. Dadurch ist es gleichzeitig vorstellbarer und beängstigender als viele andere Erzählungen. Und auch Reaktionen der einzelnen Regierungen auf die Dynamik des Virus sowie die dadurch entstehenden Flüchtlingsströme sind plausibel und fast schon zu realistisch entworfen. Obwohl die Geschichte schon vor dem Coronavirus konzipiert und geschrieben war, lässt Andara den Ursprung des Virus in Asien ansetzen und spricht daher von einem “gelben Tod”. Was damals als Anspielung an Poe und die rassistische Rede von der gelben Gefahr gemeint gewesen sein wird, erscheint in Zeiten von Corona unangenehm nah. Aber nicht nur wegen solcher prophetischer Zufälle ist Andaras Zombieapokalypse greifbar, sondern vor allen Dingen, weil sie im Rahmen eines magischen oder eben zombifizierten Realismus operiert.

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