X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Hardware 2119

Mehr Stoff für den Gaia Complex

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Pen & Paper

Gaia Complex ist eines der Rollenspiele, die mich beeindrucken konnten. Die Mischung aus Cyberpunk mit mystischen Elementen wie Vampiren und den sogenannten Ferals (Menschen mit starker Bindung zu Tieren) ist für sich gesehen noch nicht allzu originell. Gemeinsam mit dem Schauplatz in Europa, einem eigenen Style, hochwertiger Schreibarbeit und mindestens ebenso hochwertigen Illustrationen, ist jedoch ein Spiel entstanden, das mit den großen Cyberpunkwelten mithalten kann. Mit Hardware 2119 ist nun die erste umfangreiche Ergänzung erschienen. Kann sie das Niveau halten und lohnt sie sich auch, wenn man Das Jahr 2119 gar nicht aktiv bespielt?

Das Thema des ersten umfangreichen Ergänzungsbandes zum Gaia Complex ist nicht gerade überraschend. Hardware 2119 ist ein erweiterter Ausrüstungskatalog, der die Optionen des Grundregelwerkes deutlich erweitert. Also genau das, was man klassischerweise als erste Erweiterung eines Cyberpunkspiels erwarten würde. Dabei ist Hardware 2119 aber doch viel mehr als ein schnöder Bestellkatalog.

PS: Wer das Spiel noch nicht kennt, sollte übrigens einen kurzen Blick in die Rezension zum Grundspiel werfen, da dort etwas näher auf die Besonderheiten der Spielwelt und Regeln eingegangen wird: Zur Rezension.

Viel Auswahl für die Charaktere ...

Der Bestellkatalog

Mit etwa 130 Seiten ist der Hardwareband durchaus überschaubar. Und wenig überraschend setzt dieser nach einer kurzen atmosphärischen Einleitung direkt mit Ausrüstung ein. Wir finden das, was wir so in einer rauen Zukunft erwarten würden: Cybernetics, Feuerwaffen, Granaten, Schutzkleidung, Hackingausrüstung, Programme und vieles mehr. Die dort präsentierten Optionen werden umfangreich beschrieben und kommen dann mit einem fürs System üblich kurzen Statblock daher. Die Regeln sind ganz offensichtlich weniger wichtig als die Beschreibung. Hier wird Style over Substance groß geschrieben. Gleichzeitig ermöglicht es auch recht ungewöhnliche Cyberware, die sich regeltechnisch nicht groß auswirkt, aber dafür umso besser am Spieltisch umgesetzt werden kann. So finden wir etwa Arme, die mit 360-Grad-Scharnieren versehen sind oder die höchst risikoreichen Augengranaten. Eher ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass wir Tiere und sogar Tiercyberware finden, was den bereits kurz genannten Ferals geschuldet ist.

Der Stil der Ausrüstung fällt etwas bunter aus als die meisten anderen Cyberpunksysteme. Das wird durch die starken Illustrationen gestützt, die gerade im Einkaufsteil etwas umfangreicher hätten sein können, aber dafür umso beeindruckender sind.

Nun, wer ein Optimierungsspiel mit unendlichen Optionen und Punkteoptimierung sucht, der*die kommt auch mit dem Hardwareband nicht ganz auf seine*ihre Kosten. Der Gaia Complex bleibt ein regelarmes, auf Story fokussiertes Spiel, wenngleich die Entwicklung eines eigenen Styles ein großer Aspekt davon ist und man hier genug Optionen findet, um sich gebührlich aufzucybern. Nur das letzte herausgekitzelte +1 darf man hier nicht erwarten.

Es wird auch schwereres Gerät aufgefahren

Backlog

Die neuen Gegenstände machen interessanterweise nicht einmal die Hälfte des Bandes aus. Der etwas umfangreichere Teil widmet sich dem Schwarzmarkt. Hauptstadt des illegalen Handels ist Neomunich, das hier mit seinen 10 zentralen Stadtteilen vorgestellt wird. Darauf folgen die Besonderheiten der einzelnen Güter. Angefangen mit dem Waffenhandel, geht es mit illegaler Cyberware, verbotener Software, Drogen- und Datenhandel weiter. Wie nur im Gaia Complex möglich, widmet sich ein Kapitel auch dem Bluthandel, schließlich wird das neue Europa neben den Ferals auch von Vampiren besiedelt. Hervorheben möchte ich das Kapitel über legale und illegale Sexarbeit und Fetischprodukte. Hier ist Gaia Complex gewissermaßen etwas erwachsener als viele andere Systeme, indem es die Zukunft von Sexarbeit und Fetischszenen konsequent weiterdenkt. Ich empfand den Umgang damit als angemessen, wenngleich es sicher sehr von der Spielrunde abhängt, wie viel Raum man diesen Aspekten gibt. Natürlich geht es nicht um das Ausspielen von Sexualität, aber BDSM-Elemente können hier Teil des Charakters oder der Hintergrund eines Auftrags sein. Interessant ist, dass all die Schwarzmarktbereiche schnell mit Spielbezug ausgestattet werden, so wird auch die Sexarbeit und Fetischindustrie mit den Besonderheiten des Milieus dargestellt, die hier unter anderem in der Verquickung von legalen und illegalen Aktivitäten besteht. Sogar eine interessante Befreiungsbewegung wird kurz vorgestellt und bietet Stoff für einige Rollenspielrunden …

Ähnlich verhält es sich mit den Corporate Insights. Hier werden 15 neue Konzerne vorgestellt, von denen vier intensiver behandelt werden. Wie auch bei den verschiedenen Schwarzmarktbereichen, finden wir hier Abenteuerhooks und zentrale Figuren. Ganz praktisch wird es schließlich bei den neuen Data Seeds – die Bezeichnung von Gaia Complex für Abenteuerframeworks – und den neuen Data Fragments, die einfach einzubauende Kurzszenen darstellen, die eine Nebenhandlung mit eigenem Entwicklungsbogen darstellen.

Wir treffen auf allerlei einzigartige Charaktere

Spielbezug

Überzeugt hat mich der stetige Bezug zum Spieltisch. Dass das Equipment einsatzbereit ist, ist selbstverständlich. Aber auch der Quellenteil ist durchzogen von Ideen für den praktischen Einsatz. Die Darstellungen der verschiedenen Schwarzmärkte und Konzerne sind durchzogen von praktischen Ideen, Konflikten und interessanten Figuren, die nur darauf warten, eingesetzt zu werden. Hier sehe ich neben dem individuellen Setting die größte Stärke der Gaia Complex-Produkte. Sie sind äußerst praxisbezogen angelegt und lassen sich so sehr schnell in eine eigene Vision von New Europe integrieren.

Lassen sich Ideen des Buchs auch in andere Welten implantieren?

Gaia Complex für andere Spielwelten?

Der Markt an Cyberpunkspielen ist groß. Hier hat es Gaia Complex mit seinen überschaubaren Produkten relativ schwer sich zu behaupten. Nimmt man hinzu, dass Vampire und Ferals nicht jedermanns Sache sein dürften, wird die Zahl der Gruppen, die sich voll auf den Gaia Complex einlässt, gering sein. Auch wenn ich glaube, dass sich der Versuch lohnt, sehe ich hier gutes Material, um andere Spielwelten zu bereichern. Sicher, Vampire und Ferals bedeuten eine große Modifikation einer Spielwelt. Viele der Data Seeds kommen aber ohne diese aus und lassen sich anpassen. Auch die Ausrüstung und Konzerne haben großes Potential, andere Spielwelten zu beleben. Meines Erachtens lässt sich Gaia Complex gerade auch wegen der recht einfachen Regeln gut nutzen, um in anderen Settings eingesetzt zu werden. Auch wenn man also nicht vor hat, den Complex vollumfänglich zu bespielen, lohnt sich ein Blick. Meines Erachtens bekommt man hier ein hochwertiges Produkt, dass auch für andere Cyberpunk-Welten nützlich ist.

Weitere Artikel: