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Geister, Hexen, Menschenfresser

Gruselgestalten im alten Rom

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Kategorie: Literatur

Nicht erst seit der Moderne sind Geister, Hexen und andere Gruselgestalten fest in unseren Kulturen verankert. Ob Drache, Kinderschreck oder Vampir – sie gab es alle bereits im Zeitalter der Römer. Was diese "Monster" genau ausmacht, unterscheidet oder woher sie kommen, ist vielen oft nicht bekannt. Diese Lücke kann nun aber geschlossen werden.

Das großformatige Hardcover-Buch des wbg (Wissenschaftlicher Buchverlag) befasst sich auf 112 Seiten mit den unterschiedlichsten Arten der altbekannten Schreckensgestalten und ist dabei mit 130 Abbildungen reich bebildert. Dass es sich hier um einen (populär-) wissenschaftlichen Titel handelt, merkt man beispielsweise schon an der Einteilung des Buches. Nebst Einleitung und Schlusswort ist das Buch in vier Hauptbereiche eingeteilt:  

Geister im alten Rom 

Ein Geist ist nicht gleich ein Geist, hier gibt es mannigfaltige und bisweilen feine Unterschiede in der Klassifizierung eines Geistes, die auch viel mit der kulturellen Vorstellung von einem Leben nach dem Tod zu tun haben. Daher unterscheidet Rudolf Kremer, Autor des Buches, nicht nur nach den verschiedenen Geisterarten, wie Naturgeistern und Totengeistern, sondern beleuchtet im Zusammenhang mit Totengeistern eben auch die römische Denke der Zeit ausführlicher. So schafft er nicht bloß eine Stichwortsammlung, sondern eine handliche und informative, wissenschaftlich gehaltene Übersicht zu den Menschen, der Epoche und den Geistern.  

Viele Bereiche der römischen Welt sind eng mit der griechischen verwoben. Nicht nur in Bezug auf die Geisterwelt ist der Einfluss der griechischen Kultur innerhalb der römischen von großem Ausmaß, wie beispielsweise in der römischen Mythologie, die viele griechische Gottheiten für sich adaptiert hat. Zeus wurde zu Jupiter, Poseidon zu Neptun usw. Dieser Faktor findet sich auch in großen Teilen in den im Buch beschriebenen “Gruselgestalten” des alten Roms wieder.  

Hexen im alten Rom 

Sehr viel umfangreicher gestaltet sich der Abschnitt zu den Hexen, denen eine komplexe magische Weltansicht in der Vorstellung der Römer zugrunde liegt. Bevor es also konkret zu den einzelnen “Hexentypen” geht, werden unterschiedliche Arten der Magie behandelt. Die bekanntesten sind hier sicherlich die Liebesmagie wie auch die Schadensmagie, um nur einige Formen zu nennen. Innerhalb der Magieexperten wird zudem noch zwischen Magiern und Hexen unterschieden. Magier sind beispielsweise eher von der Sorte "dämonenbesessener Betrüger", die zwar durchaus auch hellseherische Fähigkeiten haben können, aber dennoch eher als Störenfriede in der römischen Gesellschaft angesehen werden. Der Begriff der Hexe ist da ungleich vielfältiger, denn in der Literatur ist sie ein Objekt für Spott und Satire, während im echten Leben normale Frauen, wie auch Seherinnen, Heilerinnen oder Prostituierte als Hexen angesehen wurden.  

Untote, Blutsauger und Menschenfresser  

Im dritten Abschnitt des Buches wird sich mit unterschiedlichen menschlichen bzw. menschenartigen Wesen auseinandergesetzt, die als unheimliche Nachtgestalten das alte Rom heimsuchen konnten. Oft dienten diese Schreckfiguren auch zur Maßregelung von Kindern: Z. B. Mormo bzw. Mormolyke, die sich nach dem Verlust des eigenen Kindes zu einer Dämonin verwandelte und aus ihrer Verbitterung heraus zur Kinderfresserin wurde. So liest man weiter von der vogelartigen Striga, auch Vampirvogel genannt, von weiblichen Vampirmonstern und Dämonen. Rudolf Kremer rattert auch hier nicht bloß Fakten über “Monstrositäten” herunter, er setzt die Erkenntnisse auch in ihren historischen und kulturellen Kontext, sodass das Bild der Zeit viel greifbarer und verständlicher daherkommen kann. Aber keine Sorge, nicht nur von weiblichen Unholden wird berichtet. Im Fall der Wolfsmenschen sind es vornehmlich Männer, von denen die nächtliche Gefahr ausgeht und die bereits beim griechischen Fabeldichter Aesop, ca. 600 v.Chr., Erwähnung finden.  

Riesen und Monster im alten Rom 

Abgeschlossen wird der Exkurs in die Zeit der Römer mit dem Blick auf Riesen und andere Monster, die offensichtlich aus Mythen und Fabeln entsprungen sind. Der (angebliche) Fund riesiger Skelette und mythologische Berichte von riesigen Zyklopen, wie dem aus Homers Epos Odyssee, beflügelten hier sicherlich maßgeblich die Phantasie der Menschen. Ebenso standen andere Erlebnisse des Odysseus Pate. Die monströsen Mischwesen Skylla und Charybdis sind ein weiteres Beispiel für die Vermischung von Fiktion und Realität der alten Zeiten. Zuletzt wird ein Blick auf Drachen geworfen, die man generell wohl eher mit dem Mittelalter als mit den Römern in Verbindung bringt. Doch auch hier haben die alten Römer vielfältige Ungeheuer geschaffen, von denen der Autor berichten kann.  

Fazit 

Die Geister, Hexen, Menschenfresser-Sammlung, die Rudolf Kremer in diesem Buch zusammengetragen hat, ist ein schönes Kompendium der Thematik rund um Gruselgestalten des alten Roms. Die Auswahl ist sehr vielfältig und dabei sowohl kompakt geblieben wie auch populärwissenschaftlich verständlich aufbereitet. Zu jedem Abschnitt werden die wichtigsten Erkenntnisse in einem Fazit zusammengefasst, viele Bilder unterstreichen und untermalen die gesammelten Informationen. Die Buchgröße von 21.3 x 1.6 x 30.2 cm ist zugegebenermaßen kein praktisches Format fürs gemütliche Lesen im Bett, die Thematik allerdings auch nicht, das ergänzt sich dann doch ganz gut.

Um ein reiches Hintergrundwissen zur Gruselthematik zu erhalten, ist man hier sehr gut bedient. Zwar bezieht sich das Buch vorrangig auf die Zeit des alten Roms und die griechische Sagen- und Götterwelt, doch ist es nicht vollständig darauf beschränkt. Diese Schreckensgestalten haben nach dem Altertum nicht aufgehört zu existieren – sie wirken in unsere Zeit genauso herein wie auch in viele (pop-)kulturelle Thematiken. So findet sich eine Striege bzw. Striga nicht nur im alten Rom, sondern auch in der Witcher-Spielreihe. Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß bereitet, einen so vielfältigen Streifzug zu unternehmen. 

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