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Farm der Tiere – Graphic Novel

Ein Klassiker in neuem Gewand

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Kategorie: Literatur

George Orwell hat mit „Farm der Tiere" eines der einflussreichsten Werke verfasst, dessen Inhalte auch heute nicht weniger Relevanz haben. Mit Illustrationen vom brasilianischen Künstler Odyr wird die Fabel nun erstmals als Graphic Novel dargestellt.

Die meisten Leser*innen haben ihre Lieblingswerke, die einen so stark in ihren Bann gezogen haben, dass man sie immer und immer wieder in die Hand nimmt. Populäre Fantasy-Hits wie Der Herr der Ringe oder Harry Potter begeistern Fans auch noch Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen. Jedoch ist es nicht nur die Aufgabe der Literatur, die Lesegemeinschaft zu verzaubern und heroische Geschichten über das Besiegen dunkler Mächte zu erzählen. Oft sind es gerade die Handlungen, in denen das Gute scheitert und man mit den Figuren leidet, die die didaktische und moralische Seite dieser Kunstform offenbaren. Und wenn dann die Parallelen zur Realität verschwindend gering sind, wird ihnen noch eine besondere Note verliehen. 

George Orwell (1903–1950) war ein englischer Schriftsteller, der durch seine Dystopien 1984 und Farm der Tiere weltberühmt wurde. Letztere ist eine Fabel über den Aufstand der Tiere gegen die Menschen, dem Entstehen einer neuen Ordnung und zugleich deren Verfall. An dieser Stelle folgen kurz ein paar Sätze zum Inhalt, ohne auf die Details einzugehen: Nachdem die Tiere der Herren-Farm ihren ehemaligen Besitzer Mr. Jones verjagt haben, entsteht eine neue Ordnung, unter der alle profitieren. Es gibt schnell mehr Futter und weniger Arbeit und der gemeinsame Traum der Errichtung einer Mühle schweißt sie zusammen. Doch dann nimmt die Geschichte ihren Lauf und für die meisten Wesen geht daraus nichts Gutes hervor ... 

Die zehn Kapitel des Werks steigern sich zu einem Höhepunkt, der sich bereits sehr früh angedeutet hat, aber dennoch erschreckt. Eindeutige und vom Autor beabsichtigte Bezüge zum Sozialismus sind enthalten. Das Werk deswegen lediglich als historische Kritik zu bezeichnen, würde ihm nicht gerecht werden. Denn es sind neben den Parallelen zur realen Menschheitsgeschichte viele andere Aspekte enthalten. Dabei handelte es sich um keine „leichten Themen”. Denn es geht um: Ungerechtigkeit, politische Systeme, allgemeinen Wohlstand, Propaganda, Ausbeutung, Populismus, Fake News, Rassismus, den Verlust von Menschlichkeit und Empathie sowie die Gefahren des Wegsehens und historischen Vergessens. 

 

Was hat diese Version der bekannten Erzählung zu bieten?

Damit eine Graphic Novel im Vergleich zum originalen Werk überzeugen kann, muss – allein schon dem Namen „Graphic Novel” nach – durch die Zeichnungen ein signifikanter Mehrwert geschaffen werden. Hier kommt der brasilianische Künstler Odyr ins Spiel. Er wurde für diese künstlerische Komponente beauftragt und liefert einen ganz eigenen Stil im Vergleich zu traditionellen Comic-Illustrationen. Statt digitaler Kunst greift Odyr zum Pinsel und gibt so den Charakteren von Farm der Tiere Gestalt und haucht ihnen Leben ein. Zudem verleihen die etlichen Pinselstriche des Zeichners den klaren Worten Orwells Ausdruck, schönigen aber nicht die grausame Seite der Erzählung. Folglich machen die Bilder das Werk einfacher zu verstehen, aber nicht kinderfreundlicher.

Die Bilder und die ins Deutsche übersetzten Original-Textpassagen von Farm der Tiere wechseln sich insgesamt stilvoll ab. Die Anordnung der Bilder ist dabei nicht in der klassischen Form, sondern sehr kreativ gestaltet worden. Die Bilder sind durch ihren „Gemälde”-Stil allerdings nicht realistisch. Man hat dadurch eher den Eindruck, man befände sich in einer Galerie und schaut auf die Darstellung eines schrecklichen Märchens – nur um zu erkennen, dass es kein Märchen ist!

 

Gelungene Umsetzung des Klassikers?

Statt Orwells 144 Seiten zu lesen, erhält man mit der Graphic Novel gleich 176 Seiten. Dabei ist der inhaltliche Umfang durch die Bilder und einzelnen Kapitelcover natürlich stark komprimiert. Orwells einfache Sprache wirkt entsprechend noch reduzierter als in der bereits kurzen Novelle wiedergegeben. So fällt beim Vergleich des Buches und der Graphic Novel auf, dass die Namen der Tieren, abgesehen von den fundamentalsten Figuren wie Napoleon, Schneeball oder Boxer, bei der Graphic Novel weggelassen wurden und auch kleinere Handlungsstränge des Originals fehlen. Dadurch liegt der Fokus auf dem Kern der Handlung, auf Nebenschauplätze wird verzichtet. So wirkt diese Version etwas ferner und auch härter, da durch die Bilder und textliche Reduktion die Identifikation zu den Leidtragenden erschwert wird. 

 

 

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