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Familie Groll

„Das Witcher-Setting zieht uns natürlich am meisten an“

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Kategorie: LARP

Egal, ob in den Büchern von Andrzej Sapkowski, in der mittlerweile dreiteiligen Computerspielumsetzung The Witcher von CD Project Red oder in der jüngst gestarteten gleichnamigen Serie auf Netflix, in allen Formaten wird das Kaiserreich Nilfgaard als märchenhaftes, aber auch aggressiv-expansionistisches Land dargestellt, das keine Skrupel hat, in seine Nachbarländer einzufallen. Entsprechend kann man sagen, dass Nilfgaarder im The Witcher-Universum von Außenstehenden nicht unbedingt mit Liebe empfangen werden.

Trotzdem haben sich Larper aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen, um ein entsprechendes Gruppenkonzept zu bespielen, und zwar keine finstere Soldatentruppe auf Eroberungsfeldzug, sondern ein ziviles Konzept: Familie Groll, eine Patrizierfamilie aus den Nilfgaarder-Provinzen Toussaint und Nazair.

Um das Spielkonzept näher zu beleuchten, hat sich Anton Jarzowski, Leiter des fünfköpfigen Orgateams der Gruppe, angeboten, Fragen zu beantworten. Das Interview führte Kathrin Oeltjen.

Zauberwelten: Erzähl doch etwas über die Gruppe. Was macht Euch aus, was stellt Ihr genau dar?

Anton Jarzowski: Die Grolls verstehen sich als politisch agierende Händlerfamilie, die sich mit Wein- und Artefakthandel ein ordentliches Vermögen angehäuft hat. Außerdem spiegeln sie das Märchenhafte von Toussaint so, wie es in den Büchern beschrieben und in den Games schön umgesetzt wurde.

Die Charaktere haben ein sehr auffallendes Aussehen und treten manchmal nur maskiert auf. Die Gebrüder Groll vertreiben zudem Märchen, die eine hohe Nachfrage von Mitraspera, über Aldradach bis nach Bogenwald finden. Zudem betreiben Familienmitglieder eine Bank sowie allerlei weitere charakterspezifische Geschäfte, wie beispielsweise die Manufaktur Groll & Groll Spielwaren.

ZW: Wie kamt Ihr darauf, Nilfgaard zu bespielen? Das ist ja nicht unbedingt eine Fraktion, die mit offenen Armen empfangen wird. Dazu spielt Ihr noch Bankiers und Händler. Hätte es nicht ein Soldatenhaufen getan, vielleicht aus dem ebenfalls im Witcher-Universum angesiedelten Temerien?

Anton: Der Reiz lag gerade darin, dieses unbeschriebene Blatt in der deutschsprachigen Larp-Szene zu beleben. Antagonisten zu spielen, generiert Spiel. Das treibt uns vor allem an. Dies merkt man an den Rückmeldungen nach den Cons. Auch wenn man sich in-time hasst, out-time bedanken sich viele für das entstandene Spiel. Das freut uns sehr. Was mir persönlich sehr wichtig ist: Es muss ja Leute geben, die Söldner anheuern, sonst müssten die armen verhungern … (lacht)

ZW: Also wollt Ihr Konfliktspiel heraufbeschwören?

Anton: Ganz genau, und auch anderen Antagonisten-Spielergruppen eine zusätzliche Gruppe auf dem Schachbrett anbieten. Damit aber nicht genug. Was uns am Werk von Andrzej Sapkowski und den Spielen von CD Project Red immer am besten gefallen hat ist, dass jede einzelne Partei Dreck am Stecken hat. Die Welt wird mit Graustufen gemalt, gerade das möchten wir verkörpern: Bösewichte, die aber auch ab und zu liebenswürdig sind. Jeder soll etwas zum Ge- oder Missfallen finden können.

ZW: Habt Ihr dazu Spielmechanismen festgesetzt? Wie geht Ihr mit der Ablehnung um und wie generiert Ihr Spiel mit Hass?

Anton: Wir haben nicht wirklich Spielmechanismen festgesetzt. Wichtig ist, dass die Mitglieder der Familie sattelfest im Hintergrund von The Witcher sind, dann fügt sich das Konfliktspiel von alleine ein. Die Ablehnung als in-time Reaktion auf unser Spiel ist genau das, was den Spaß generiert, sowohl für das Gegenüber als auch für uns.

Hass oder generell Konfliktspiel im Larp sind jedoch sehr heikle Themen und stehen oft auf einem schmalen Grat zwischen in-time und out-time Unbehagen. Uns ist wichtig, dass wir trotz des Konfliktspiels in der Larp-Gemeinschaft miteinander und nicht gegeneinander spielen. Priorität haben hier Transparenz, eine konstruktive Feedbackkultur und natürlich ein Stück Vertrauen in unsere lieben Mitlarper.

ZW: Es ist offensichtlich, dass der Gewandungsstil der Gruppe am höheren Ende der Gewandungskunst ansetzt – ist das keine hohe Einstiegshürde für Neulinge?

Anton: Ich persönlich finde, dass dies ein Mythos ist. Man kann extrem viel Geld sparen, indem man sich für die Recherche oder das Selbstschneidern Zeit nimmt. Ein gut strukturiertes Konzept, am besten mit der Unterstützung von Freunden, liegt unterm Strich meist sogar unter den Gelegenheitskäufen, die sich in unser aller Anfangszeiten ansammeln.

Gerade zu Beginn muss es nicht eine komplette Rüstung sein oder das teure Kettenhemd. Stattdessen sollte man lieber eine solide und authentische Basis schaffen und am richtigen Ende sparen. Eine gut passende Hose mit Wams oder für kämpfende Charaktere erst einmal ein schicker Helm bereichern meist schon auf Anhieb ungemein.

Da unser Erscheinungsbild einen gewissen Standard erfüllt, ist die Ausstattung dafür sicherlich kein günstiges Leinenhemd-und-Hose-Konzept. Dennoch greifen wir einander unter die Arme, geben Tipps zum Selbermachen und Modden. Zudem unterstützen wir Schneider und allerlei begabte Handwerkskünstler, indem wir unsere Ausstattung bei ihnen anfertigen lassen.

ZW: Nehmt Ihr aktuell neue Mitglieder auf und wenn ja, was muss man dafür tun?

Anton: Bei Familienmitgliedern haben wir aktuell einen Stopp eingelegt. Da wir geografisch weit voneinander entfernt wohnen, müssen wir erst einmal mit den jetzigen Spielern in den Familien-Groove kommen. Das stetige Wachstum ist zwar wünschenswert, jedoch stellt es uns vor einige Herausforderungen logistischer und menschlicher Art. Das Wichtigste ist, dass sich die Waage innerhalb der Gruppenstruktur hält. Hier gilt genau das Gleiche wie für einen Ritter ohne Gefolge: ohne Bedienstete wirkt die Darstellung käsig.

Wir suchen aktuell vor allem nach Personen, die gerne Bedienstete oder Söldner im Dienst der Familie spielen wollen. Hierbei ist es durchaus möglich, sich mit einer bereits bestehenden Ausrüstung anzuschließen.

ZW: Welche Arten von Cons besucht Ihr?

Anton: Das The Witcher-Setting zieht uns natürlich am meisten an, wir reisen aber als Familie auch gerne in andere Settings wie Aldradach, Mitraspera oder Bogenwald.

ZW: Was würdest Du Spielern raten, die auf Cons gerne mit der Familie Groll in Kontakt kommen möchten? Einfach ansprechen?

Anton: Die Expertisen unserer verschiedenen Familienmitglieder sind facettenreich. Wir wollen damit ein Angebot bieten, bei dem die meisten einen Zugang finden können. Ob Handel, künstlerisch wertvolle Buchhaltung, Handwerk oder Fechten, für jeden dieser Bereiche gibt es bei uns einen Ansprechpartner. Wer sich das Ganze einmal anschauen will, hat sogar die Möglichkeit, eine in-time Lehre bei uns zu beginnen, die Spielspaß und sogar brauchbare handwerkliche Kniffe beinhaltet.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Frühjahr 2020

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