Alles in Rain White sträubt sich gegen die Traditionen ihrer und auch anderer Märchenfamilien und doch muss sie den schlafenden Prinzen küssen, der seit Jahrhunderten auf den alles entscheidenden Kuss wartet, um aufzuwachen und die Magie zurück in die Welt zu bringen.
In Ever & After von Stella Tack begleiten wir Rain White auf ihrem Abenteuer rund um den schlafenden Prinzen. Alles in ihr sträubt sich, wenn sie an ihren 18. Geburtstag denkt. Denn an diesem Tag muss sie, wie alle anderen weiblichen Nachfahren von Märchenfiguren vor und nach ihr, den schlafenden Prinzen küssen. Es heißt, dass es eines Tages jemandem gelingen soll, ihn aus seinem Schlaf zu wecken und er dann der Welt die verlorene Magie zurück bringen wird.
Dass ausgerechnet sie es sein wird, hat kaum jemand kommen sehen und mit seinem Erwachen rückt das Ende der Welt wie man sie kennt näher. Denn die Welt ist kein Märchenbuch, in welchem ein Kuss einem das Happyend beschert, im Gegenteil: dieser Kuss ruft unzählige Probleme und lebensgefährliche Aufgaben hervor.
Ever & After kann mit einer Vielzahl von Charakteren aufwarten. Zuallererst wäre natürlich Rain White zu nennen, die als Nachfahrin von Schneewittchen in eine Familie voll von Tradition hineingeboren ist, davon aber einfach genug hat. Im Gegensatz zu ihrer Großmutter glaubt sie nicht an die alten Geschichten rund um den schlafenden Prinzen und ganz sicher ist sie sich darin, dass nicht sie es ist, die dazu erwählt wurde ihn zu wecken. Im Laufe der Geschichte versucht sie sich in dem durch den erweckten Prinzen heraufbeschworenen Chaos zu behaupten und gleichzeitig ihre Gefühle für Edward Cinderbe, einem Nachfahren von Cinderella und Cole, einem geheimnisvollen jungen Mann unbekannter Herkunft, zu sortieren.
Was wäre ein Abenteuer ohne Freunde? Zu Rains Begleitern auf ihrer Reise gehören unter Anderem ihr Cousin Avery Hunter und ihre beste Freundin Holly. Beide Figuren sind sehr gut beschrieben und die Interaktionen zwischen den drei Freunden sind nachvollziehbar und glaubhaft.
So ein hübsches Buch war mein erster Gedanke, als ich Ever & After (in meinem Fall die limitierte Auflage mit farbigem Buchschnitt) in Händen hielt. Das Cover ist relativ schlicht gehalten, kann aber vollends überzeugen. Der Buchschnitt wertet die Optik direkt noch einmal auf.
Wie aber sieht es zwischen den Buchdeckeln aus?
Die Geschichte ist aus der Perspektive von Rain White geschrieben und punktet mit einem wunderbaren, amüsanten Schreibstil, der einem das Eintauchen in den Roman leicht macht. Das Wirrwarr in Rains Gedanken während ihres teilweise albtraumhaften Abenteuers ist gut ausgearbeitet und verständlich wiedergegeben. Wer hier allerdings ein nettes Märchen erwartet und kein Fan von blutigen Kämpfen ist, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen, denn ab dem Punkt, an dem der Prinz erwacht, geht die Geschichte in die Vollen. Da wird es durchaus auch mal brutaler und blutiger.
Ansonsten sei noch angemerkt, dass mir keinerlei den Lesefluss störende Rechtschreib- oder Übersetzungsfehler aufgefallen sind.
Eine Welt, in der Märchenfiguren tatsächlich existierten, bis heute Nachfahren von ihnen leben und diese aufgrund ihrer Vorfahren kleine und große Berühmtheiten sind, klingt schon mal sehr märchenhaft. Dass in dieser Welt dann auch noch die Magie aufgrund einiger Differenzen der Götter verloren ist und damit die einstigen Günstlinge der Götter - die Märchenfiguren - nicht mehr so mächtig wie einst sind, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Die Geschichte um den schlafenden Prinzen wird im Laufe des Romans häppchenweise aufgeklärt und in einem nachvollziehbaren Zusammenhang zu den Abenteuern von Rain seit dem Moment des Kusses gestellt. Ebenso verhält es sich mit der weiteren Entwicklung der Welt. Das Chaos, welches durch die Wiederkehr der Magie entsteht und die damit hervorquellenden Gefahren, stellen Rain und die Welt um sie herum vor eine immens große Herausforderung.