X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Emotiondancer

Utopie meets Science-Fiction

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

Kaja lebt in einer Welt, in der alle Menschen emotional durch das Cybernet miteinander verbunden sind. Diese Weiterentwicklung hat es vollbracht, dass Gewalt und Kriege von der Bildfläche verschwunden sind, denn jeder fühlt die Emotionen der Personen im Umfeld – und scharf darauf, Schmerz und Leid zu spüren, ist niemand.

Daher ist Kaja ein Problem: Sie hat unkontrollierbare negative Gefühlsausbrüche, die nicht nur allen Menschen in ihrer Nähe Schaden zufügen, sondern die ihr auch die eigenen Erinnerungen nehmen.  

Weit weg von der Zivilisation fühlte Kaja sich lange Zeit sicher – sicher vor den Emotionen anderer. Aber sie war sich auch sicher, so niemandem mit ihren Gefühlsausbrüchen Schmerzen zuzufügen. Als sie bei einem Terraforming-Einsatz ihr kybernetisches Bein verliert und einen Trip zum Arzt unternehmen muss, um es zu ersetzen, passiert natürlich eine emotionale Katastrophe. Abgesehen von Leid, Schmerz, Schuldgefühlen und Gedächtnisverlust bringt dieser Vorfall Kaja aber eine Hoffnung auf Heilung. Sie darf nach Skyscrape reisen, um sich medizinisch untersuchen zu lassen.  

Die Untersuchungen verlaufen leider sehr ernüchternd, die Menschen scheinen Angst vor dem zu haben, was Kaja, oder wer Kaja ist. Nur noch durch die Hilfe der berühmt-berüchtigten Slider aus Skyscrape verspricht sich Kaja endlich Antworten. Die begabten Hacker sollen ihr helfen, mehr zu verstehen, doch das, was sich hinter den Geheimnissen verbirgt, ist gefährlicher als jede negative Gefühlsexplosion …   

SpinOff zu Cyberempathy 

Emotiondancer ist ein SpinOff zum 2018 erschienenen Roman Cyberempathy – für den ich hier gerne auch noch einmal eine Leseempfehlung ausgebe. Dementsprechend habe ich mich auf Emotiondancer gefreut, denn das generelle Setting und die Welt von Cyberempathy hatten mir sehr gut gefallen. Prinzipiell ist es nicht nötig, den Vorgänger-Band zu kennen, das Buch kann storytechnisch durchaus für sich alleine stehen. Allerdings würde ich dennoch dazu raten, Cyberempathy vorneweg zu lesen. Ab einem gewissen Punkt in der Geschichte treten bekannte Charaktere wieder ins Romanrampenlicht ein und ich hatte den Eindruck, dass die Story einfach “verständlicher” im Sinne von “runder” ist, wenn man ein gewisses Vorwissen zu den Weltgeschehnissen und -eigenheiten sowie den Charakteren hat. Hätte mir dieses Know-How gefehlt, so würde der Roman ab diesem Zeitpunkt einen gehetzten Eindruck erwecken und viele kleine Fragen zur Welt aufwerfen. Diese minimalen fehlenden Informationen sind für die Story nicht wirklich wichtig, aber ein paar mehr Hinweise auf die Geschehnisse aus Cyberempathy hätten dem Buch nicht geschadet.  

   

Emotionen im Fokus 

Emotionen und Erinnerungen spielen in der Geschichte um Kaja eine große Rolle. Von dem einen viel zu viel, von dem anderen viel zu wenig, ist in ihrem Leben nichts so wirklich im Gleichgewicht. Sie setzt viel ein, um eine für sie akzeptable Art von Normalität zu kreieren, die ihr ein Überleben sichert, ohne dabei andere Menschen zu verletzen. Freiwillig hätte Kaja sich nicht überwunden, etwas an ihrem Status Quo zu verändern, doch letztlich half ein Unfall nach – in Kombination mit der ureigenen Sehnsucht zu wissen, wer sie eigentlich ist.  

Vieles wird zunächst nicht explizit thematisiert, allerdings schwirren die Fragen um den Sinn eines Lebens, die Seele einer Person, von Einzigartigkeit, Träumen und Hoffnungen unterschwellig in der Geschichte mit, ehe sie zum Ende des Buches hin wie eine Erkenntnis ausformuliert werden können. Man könnte auch soweit gehen und dies mit Kajas Charakterentwicklung im Laufe der Geschichte gleichzusetzen. In dieser durch und durch vernetzten Welt ohne einen Hauch von emotionaler Privatsphäre Antworten zu finden, ist wesentlich schwieriger, als man meinen sollte und macht auch den Reiz des Roman-Universums mit aus.  

 

Fazit 

Emotiondancer von E. F. v. Hainwald ist ein im Cyber- / Solarpunk angesiedelter Roman, der sich “trotz des Daseins als SpinOff” nicht verstecken muss. Die Hardcover-Ausgabe ist nebenbei – wie immer beim GedankenReich Verlag – wunderschön und ein totaler Hingucker, auch das Layout des Buches ist passend gestaltet und stimmig zur Story.  

Kaja ist eine junge und interessante Hauptfigur, die den Lesenden als standhafter Charakter durch die utopische Welt der vollständigen Gefühlsvernetzung führt. Unterstützt von alten Bekannten aus Cyberempathy vergrößert sich die Geschichte um Kajas Schicksal zunehmend. Aus einer vermeintlichen Krankheit wird ein gesellschaftskritisches Problem in dieser schönen neuen Welt aufgezeigt, die ohne Krieg und Gewalt auskommt, dafür andere Mittel und Wege kennt, durchzusetzen, was die Einflussreichen für richtig halten. Für mich ist Emotiondancer eine lang erwartete und schöne Rückkehr in die Welt des Cybernets und nach Skyscrape, die durchaus auch für “Neulesende” geeignet ist.  

Weitere Artikel: