X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

EXODUS #47

Zukunftsvisionen und jede Menge K.I.

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

Zweimal im Jahr erscheint das deutsche Magazin EXODUS, das stets mit einer breiten Palette an Science-Fiction-Kurzgeschichten und -Kunstwerken aufwartet. Dabei sind die Geschichten meist so unterschiedlich, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. In der vorliegenden Ausgabe #47 legt das Heft einen inhaltlichen Schwerpunkt auf das Thema K.I., der in vielen (aber nicht allen) der 13 Erzählungen in den Vordergrund tritt – und auch in der Vorstellung des Künstlers Ingo „Krimalkin" Lohse thematisiert wird.

EXODUS #47 ist wieder einmal kurzweilig, spannend und heterogen. Dadurch stellt das Heft unter Beweis, aus wie vielen Perspektiven sich das Thema Künstliche Intelligenz beleuchten lässt. Mal dystopisch (bspw. Michael Schneiberg, Die Frau in der Wand), mal humorvoll (bspw. Peter Schattschneider, Genesis Reloaded), mal nüchtern und nachdenklich (bspw. Yvonne Tunnat, Trauergeschäfte): So vielfältig wie die Alltagsbereiche, die K.I. bereits jetzt maßgeblich mitformt, sind auch die enthaltenen Kurzgeschichten. Doch nicht alles dreht sich in dieser Ausgabe um K.I. Einige Erzählungen werfen den Blick auch weit in die Zukunft, und imaginieren ein Universum, in dem die Menschheit weitere Planeten kolonisiert hat (bspw. Norbert Stöbe, Irgendwann, vielleicht). Das verbindende Element, das sich somit durch alle Erzählungen zieht: Was wird einmal aus uns werden?

Hier meine drei Highlights der Ausgabe:

Michael Schneiberg: Die Frau in der Wand

Die Erde hat die technologische Apokalypse durchlebt. Künstliche Intelligenz ist inzwischen verboten und sämtliche Überreste davon müssen gemeldet werden, um anschließend zerstört zu werden. Nicht mehr zu einzudämmen ist dagegen die weltweite Kontamination mit selbstreplizierenden Nanobots, die wie „ein medialer Schimmepilz“ sämtliche Oberflächen überziehen und Menschen mit einer permanenten Licht- und Lärmkulisse bombardieren. Doch die Menschen haben überlebt und gehen – wenn auch stark eingeschränkt – weiter ihrem Alltagsleben nach. So auch Fabian, der eines Tages jedoch eine Geisterstimme in seiner Wohnung vernimmt. Obwohl er sich bewusst ist, dass es sich bei Lisa, wie sich die Stimme vorstellt, aller Wahrscheinlichkeit nach um verbotene Technologie handelt, beginnt er, Gefühle für seine körperlose Mitbewohnerin zu entwickeln.

Schneibergs Erzählung ist ein fulminanter Auftakt, der die Grundstimmung für dieses EXODUS-Ausgabe festlegt. Äußerst düster, aber an manchen Stellen doch humorvoll, verrät die Kurzgeschichte nie zu viel über ihre Handlungswelt und lässt damit den Lesenden freies Spiel für eigene Interpretationen.

Yvonne Tunnat: Trauergeschäfte

Auch der Tod ist ein Geschäftsmodell – das wissen wir bereits heute. Was aber, wenn wir Robotik und Künstliche Intelligenz dazu nutzen könnten, niemals von den Geliebten Abschied nehmen zu müssen? Genau diesen Gedankengang verfolgt Trauergeschäfte. Als es zu einem tödlichen Unfall eines Kindes kommt, erscheint ein routinierter Handelsvertreter nahezu gleichzeitig mit den Ersteinsatzkräften. Sein Ziel: Der Mutter noch in dieser akuten Schockphase einen nahezu perfekten Nachbau ihres Sohnes zu verkaufen, damit sie ihre Trauer nicht verarbeiten muss.

Tunnat vermag es, auf wenigen Seiten die Emotionen sowohl der Frau als auch des Geschäftsmanns nüchtern und dennoch nachvollziehbar zu vermitteln. Hier geht es weniger um Handlung, als um die Gefühlswelt der Charaktere – und wie sich die Möglichkeiten der modernsten Technologie darauf auswirken können.

Victor Boden: Der Garten

Die Menschheit hat auf einem Eisplaneten eine Kolonie errichtet. Doch nicht nur haben die Siedler mit massiven Versorgungsproblemen und den ohnehin lebensfeindlichen Umständen zu kämpfen, sondern sie entdecken auch drei meteoriten-ähnliche Aliensteine, die bewusstseinsverändernde Zustände auslösen können. Als erste Kolonisten voller Verzückung damit beginnen, Teile des Gesteins zu dünnen Kontaktlinsen zu schleifen, spaltet sich die Gesellschaft. Auf der einen Seite stehen die Kolonisten, die weiter ihren Ursprungsauftrag durchzuführen versuchen, und auf der anderen Seite die Erleuchteten, die irgendwo auf dem Planeten eine paradiesische Oase vermuten.

Es ist weniger die Handlung von Der Garten, die derart in ihren Bann zu ziehen weiß, sondern vor allem das Worldbuilding und die düstere Atmosphäre des Eisplaneten. Boden entwirft eine greifbare Welt ohne Hoffnung – und selbst hier versuchen die Menschen, zu überleben.

Die Galerie

Die Heftmitte zieren die Kunstwerke von Ingo „Krimalkin“ Lohse. Seine Bilder fallen durch ihre Heterogenität sowohl in Stil, Farbwahl als auch Technik aus. Lohse nutzt mal Buntstifte, mal Fineliner und greift gelegentlich auch zu digitalen Mitteln. Dadurch fehlt der Galerie zwar ein Stück weit die Kohärenz und der Wiedererkennungswert, wie es bei vergangenen Vorstellungen der Fall war, stellt gleichzeitig aber das weitgefächerte Können Lohses unter Beweis.

Besonders ist auch die Vorstellung des Künstlers. Anders als in den vergangenen Heften wird die Galerie nicht von einem biografischen Aufsatz angeführt, sondern von einem Interview, dass Herausgeber René Moreau mit Ingo Lohse führte. Dadurch erhält der Künstler selbst das Wort und kann seine Sicht auf Themen wie K.I. direkt vermitteln.

Weitere Artikel: