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EXODUS #46

Heterogene Sci-Fi mit kleineren Schwächen

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Kategorie: Literatur

Wer sich mit dem Genre Science-Fiction und insbesondere seinen deutschen Bezügen befasst, kommt am Magazin EXODUS nicht vorbei. Ein Urgestein der deutschen Sci-Fi-Szene, liefert das Heft zuverlässig zweimal im Jahr neue Kurzgeschichten und Illustrationen und stellt zudem eine Künstlerin oder einen Künstler im Rahmen einer umfangreichen Galerie ausführlicher vor. Die 46. Ausgabe von EXODUS besticht bereits durch ihre eigentümliche Umschlaggestaltung von Horst Rellecke. Die 14 enthaltenen Kurzgeschichten von u.a. Aiki Mira, Andreas Eschbach, Uwe Post und Uwe Hermann bieten einen heterogenen Stil- und Themenmix.

Die breite Mischung, die in dieser Ausgabe enthalten ist, dürfte dieses Mal nicht allen Science-Fiction-Fans gefallen. Während einige Erzählungen eher in Richtung Space Opera oder Quest-Narrativ (Lisa Jenny Kriegs "Die Todbringerin", Andreas Eschbachs "Das Tor zur Goldenen Stadt") tendieren, schlagen andere einen Technologie-betonten Weg ein, der gelegentlich in Techno-Babble kulminiert (Scipio Rodenbüchers "Ritter, Tod und Teufel", Christian Hornsteins "Humanicity"). Sie haben allerdings fast alle gemein, dass sie in eine dystopische Richtung tendieren. Hier hätte das Heft von etwas mehr Abwechslung profitiert.

Hier meine drei Highlights der Ausgabe:

Aiki Mira: "Hier leben nur die Enkel von Elon Musk"

Die Erde wird von einer Pandemie verseucht; einige wenige Menschen können es sich leisten, auf den Mond umzuziehen. Diese Reichen und Privilegierten – eben die metaphorischen "Enkel von Elon Musk" – mögen die Seuche hinter sich gelassen haben, aber sie sind nach wie vor abhängig von Lieferungen von der Erde. Aus der Ich-Perspektive erzählt, beschreibt die Kurzgeschichte, wie eine dieser Personen per Videochat Kontakt zu einigen Überlebenden auf der Erde hält.

Es ist nicht die Handlung, die "Hier leben nur die Enkel von Elon Musk" zu einer lesenswerten Erzählung macht, denn die ist im Grunde genommen zweitrangig. Es sind vielmehr die Implikationen, die in der Geschichte stecken: die Trennung zwischen arm und reich; die Tatsache, dass trotz aller Privilegien und Vorzüge auch diese Menschen zum Tode verurteilt sind, wenn es "die Anderen" nicht mehr gibt; der subtile Hinweis, dass die Reichen zwar auf dem Mond verweilen, dort aber kein Terraforming stattfindet – diese Menschen produzieren und kreieren nichts, sondern warten schlicht auf ihre Lieferungen und telefonieren derweil mit anderen.

Uwe Post: "Der Flaschenwal"

An einem Strand wird ein Wal angespült – ein Wal, der scheinbar Plastikflaschen ausscheidet. Als die Kinder Rübe, Jorn und Mangi das Tier entdecken und ihrem Vater davon erzählen, verlässt dieser gemeinsam mit ihnen und gepackten Koffern das „blaue Land“ – das Land der Klimawandel-Leugner – und reist zum „grünen Land“, in dem die Menschen hinter hohen Mauern geschützt vor Naturkatastrophen und den Leugnern leben.

Posts Kurzgeschichte beschreibt eine dystopische Welt nach dem Klimawandel, ohne diese Welt sonderlich fremdartig oder außergewöhnlich erscheinen zu lassen. Das ergibt Sinn, denn schließlich wird die Geschichte aus den Augen der Kinder erzählt, die nur dieses Leben kennen. Dieser Perspektive ist es auch geschuldet, dass sich den Lesenden erst zum Schluss so wirklich erschließt, was genau eigentlich in der Story vor sich geht.

Uwe Hermann: "Die End-of-Life-Schaltung"

Als der 105-jährige Heinrich, der an Demenz erkrankt ist, von seinem Sohn einen Roboter als Begleiter zur Seite gestellt bekommt, ist er zunächst wenig begeistert. Er fühlt sich bevormundet, besteht weiter auf seine Selbstständigkeit und lässt sich nur missmutig auf den neuen Haushaltsgesellen ein. Doch mit der Zeit werden die beiden zu einem eingespielten Team, bis Heinrich schließlich feststellt, dass nicht nur er, sondern auch sein Roboter "Blechkasten" von der gemeinsamen Zeit profitiert.

Hermanns Geschichte ist nicht unbedingt innovativ; sowohl Handlung als auch die Aussage dahinter hat es schon viele Male gegeben. Aber das ist ein Teil des Charmes dieser Kurzgeschichte, die auf bewährte Tropes setzt und damit eine herzerwärmende Geschichte erzählt.

Die Galerie

In dieser Ausgabe führt Prof. Dr. Wolfgang Pippke durch das künstlerische Schaffen des Westfalen Horst Rellecke. Allgemein bekannt für seinen Glaselefant, der inzwischen das Wahrzeichen der Stadt Hamm ist, hat Rellecke nicht nur beeindruckende Architektur, sondern auch Bilder, Plastiken, Computersimulationen, Lichtinstallationen und viele weitere künstlerische Werke geschaffen. Der Untertitel der Galerie – "ein Kunstschaffender im Spannungsfeld von Kosmos, Natur, Architektur und Technik" – trifft den Kern der Bilder genau, denn an keiner Stelle lassen einen die Bilder eben diese Verknüpfungen und Spannungen vergessen. Dadurch laden sie zum Verweilen, Entdecken und Nachdenken an.

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