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EXODUS #42

Das Science-Fiction-Urgestein im Wandel der Zeiten

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Kategorie: Literatur

Bereits seit vielen Jahren ist EXODUS ein fester Bestandteil der deutschen Phantastik und Science-Fiction und beglückt Fans der genannten Genres ein- bis zweimal pro Jahr. Enthalten sind in den Ausgaben stets erstveröffentlichte Kurzgeschichten, die allesamt von diversen Künstler*innen illustriert werden, sowie eine umfangreiche "Galerie" in der Heftmitte, die das Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers detailliert vorstellt. Das Gesamtpaket wird abgerundet durch lyrische Beiträge und die ein oder andere Karikatur.

Ein Mensch, der als Arzt auf einer Raumstation voller ihm fremder Aliens arbeitet und nach bestem Wissen und Gewissen ihre Probleme behandeln soll; eine Zukunft, in der Bienen ausgestorben sind und sowohl ihre biologischen Nachzüchtungen als auch ihre mechanischen Ersatzroboter sich als gefährlicheres Problem herausstellen als zunächst gedacht; eine Welt, in der die Schwerkraft immer weiter zunimmt und ihre Bewohner zu zerquetschen droht. Wie gewohnt sind die Beiträge des aktuellen EXODUS-Hefts abwechslungsreich, kurzweilig und hochwertig. Science-Fiction-Fans können hier nichts falsch machen und dürfen sich auf die Lektüre freuen.

Der erste Blick ins Heft

Mit Ausgabe 42, erschienen im März 2021, steht das Heft erneut vor einem Wandel. Nach Fabian Tomaschek quittiert nun auch Olaf Kemmler seinen Dienst als Herausgeber. Hans Jürgen Kugler rückt auf den Posten nach und unterstützt nun René Moreau und Heinz Wipperfürth tatkräftig bei der Gestaltung des Magazins. Das Team Moreau und Kugler konnte unter anderem bereits an den Hirnkost-Anthologien Der Grüne Planet und Pandemie sein Geschick unter Beweis stellen; das Magazin bleibt also in guten Händen.

Der Wechsel in der Herausgeberschaft ist jedoch nicht das Einzige, was beim ersten Durchblättern durch das Heft auffällt: Fünf der zwölf Beiträge sind von Autorinnen verfasst. Zwar sieht die Frauenquote bei den Illustrator*innen im Heft nicht ganz so rosig aus; nichtsdestotrotz ist die Entwicklung sehr positiv.

Hier ein kurzer Eindruck meiner fünf Highlights aus dem Heft:

Lisa Jenny Krieg: "Notizen zur Beobachtung von Schildkröten nach einer Bruchlandung"

Nach dem Absturz ihres Raumschiffs findet die Protagonistin sich auf einer ihr fremden, völlig verlassenen Insel wieder. Die Sonne brennt auf sie herab; Wasser gibt es kaum. Ihre einzigen Weggefährten sind zahlreiche seltsame Schildkröten, die den Strand bewohnen. Während sie Pläne entwickelt, ihr zerstörtes Schiff zu reparieren, bemerkt die Protagonistin, dass die Schildkröten intelligenter sind als zunächst vermutet. Kriegs Kurzgeschichte kommt in Form von zahlreichen Tagebucheinträgen daher, welche die Protagonistin während ihrer Zeit auf der Insel in einem kleinen Notizbuch verfasst. Schnell entwickelt die Erzählung einen Sog, der die Lesenden bis zum Schluss nicht mehr loslässt.

Christian Endres: "Alte Schule"

Displays, Nanobots, Hologramme – die Welt der Zukunft wird von intelligenter Technologie dominiert und der gläserne Mensch ist Realität geworden. Martin ist in dieser Welt ein lebender Anachronismus, scheut er doch alles Digitale. Während seine Umwelt den alten Mann als seltsamen Kauz belächelt, beobachtet Martin in aller Ruhe sehr genau, was um ihn herum geschieht. Die Erzählung ist ebenso ruhig wie der alles beobachtende Martin, wartet am Ende aber mit einem interessanten Twist auf.

Nicole Rensmann: "Tatjanas Entscheidung"

Tatjana erwacht vor drei roten Holztüren. Hinter der ersten Tür ragt eine Betonwand empor, die zweite verbirgt ein Labyrinth und die dritte führt auf einen Wolkenpfad. Schnell versteht die Protagonistin: Sie ist aufgrund eines Bugs (einer Software-Störung) in einem Virtual-Reality-Spiel gefangen. Diese Erzählung folgt dem Prinzip von "Choose Your Own Adventure"-Spielbüchern und lässt die Lesenden entscheiden, durch welche Tür Tatjana gehen soll. Natürlich lässt sich das im Rahmen einer Kurzgeschichte nur begrenzt umsetzen; es ist dennoch spannend, wie jede Tür ein anderes Ende verbirgt.

Gabriele Behrend: "Alles eine Frage der Einstellung"

Behrends Beitrag nimmt den Begriff "Einstellung" wörtlich: Eine Gruppe von Hausandroiden, ursprünglich jeweils einem festen Aufgabenbereich zugewiesen, entwickelt ihre ganz eigenen Dynamiken, als die menschlichen Hausbewohner in den Urlaub verreisen und sie für einige Zeit allein lassen. Die Geschichte ist eine humoristische Perspektive auf die KI-gesteuerte Welt von morgen. Die Autorin hat ihren Beitrag selbst illustriert.

Moritz Greenman: "Blinde Könige"

"Blinde Könige" ist düstere Dystopie über Tech-Konzerne, die zu mächtig werden. Rein dialogisch verfasst, erzählt der Beitrag die Geschichte des Wissenschaftlers William Gomes, der in einem Gefecht gefangen genommen wurde und nun unter Folter verhört wird. Das Besondere an dieser Kurzgeschichte ist ihr Stil, der keinerlei Eindrücke der erzählten Welt vermittelt; die Lesenden müssen sich die Handlungsvorgänge ausschließlich aus teilweise sehr kurzen Dialogschnipseln zusammenstückeln.

Illustrationen und Galerie

Die Illustrationen zählen stets zu den Highlights einer jeden EXODUS-Ausgabe. Sie schmücken jeden Beitrag und tragen damit viel zur Stimmung der jeweiligen Erzählung bei. So wird das Lesen der Ausgabe stets zu einem multimodalen Erlebnis. Unabhängig davon, ob einem der Stil der jeweiligen Illustrationen gefällt: Es ist absolut begrüßenswert, dass EXODUS mit jedem Heft verschiedenen Künstler*innen eine Plattform bietet und in der Galerie eine Person samt Werk umfassend vorstellt. In Ausgabe 42 haben neun Künstler*innen dem Heft ihren ganz eigenen Anstrich verpasst. Die Bilder reichen von psychedelischen, farbenfrohen Kunstwerken (Oliver Engelhard) über Fotocollagen (Uli Bendick) bis hin zur phantastischen Computergrafik (Mario Franke), um nur einige Beispiele zu nennen.

Mit dem Belgier Simon Lejeune stellt EXODUS in der Galerie einen besonderen Künstler vor, der unter anderem Plattencover, Kunstkonzepte für Computerspiele und eigene Comics kreiert. Seine Illustrationen sind eine wilde und doch stimmige Mixtur aus Biologischem und Mechanischem. Zurecht dürften einige der Lesenden bereits in der Umschlaggestaltung des Hefts Ähnlichkeiten zu den Werken von H. R. Giger und Philippe Druillet erkennen. Doch Lejeune hat seinen ganz eigenen Stil, macht seine Inspirationen zwar deutlich, erschafft jedoch niemals stumpfe Kopien seiner Vorbilder.

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