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E-Tot

Das Leben nach dem Upload

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Kategorie: Literatur

Paul ist tot. Das ist aber nicht so schlimm, denn dank e-tot.de lebt er digital auf einem der vielen e-tot-Server weiter. Quasi ein Paradies in Pixelform; wäre da nicht permanent Werbung, oder Spaß zu haben so teuer, dass man sich auch im Tod noch eine Arbeit suchen muss. Denn der e-Tod ist schließlich ein Abo-Modell.

So schön es eigentlich ist, nach dem Tod nicht zu sterben, so viele neue Aspekte bringt das Ganze mit sich. Als e-Toter hat man zwar einige Probleme weniger, klar, z. B. die Angst vor dem Tod, das Kapitel ist schließlich abgeschlossen. Aber auch viele neue Probleme entstehen aus dieser Situation, die das Leben als digital simulierter Mensch nicht wie ein Paradies erscheinen lassen. Billigserver glänzen nicht mit 4K, Werbung ist immer noch so nervig wie bei jedem YouTube-Video und wenn du dir einen Virus oder eine Malware einfängst, muss nicht etwa dein Laptop neu aufgesetzt werden, sondern gleich dein ganzes Ich. Und das kostet nicht zu knapp. Wann war noch gleich dein letztes Backup … ?  

Paul arrangiert sich mit seinem neuen Leben, bingewatched Serien und meldet sich bei dem Fußballverein SV Südfriedhof an, um ein bisschen Anschluss im digitalen Jenseits zu bekommen. Soweit, so gut. Aber irgendwie hat Paul das Gefühl, dass etwas nicht stimmt; mit ihm nicht stimmt. Seine Erinnerungen sind schließlich bloß Daten auf einem Server, die sich leicht verändern oder gar löschen lassen ...  

Sci-Fi mit schwarzem Humor 

E-Tot ist unglaublich launig geschrieben, mit einer schönen Portion schwarzem Humor und nicht wenigen popkulturellen Anspielungen, die ins "digitale Setting" transportiert worden sind. Wir starten mit Paul, dem Neu-Toten auf dem Server gruft07, der auch unser Hauptprotagonist ist. Aber die Story ist vielschichtig – jedes Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Person und ihres (e-)Lebens verfasst. Das ist gerade für den Einstieg in eine neue Buchwelt für den ein oder anderen ein erschwerter Start. Der sollte aber nicht abschrecken lassen: Denn es ist – wie schon bei der Netflix-Serie DARK – alles miteinander verbunden.  

Anfangs war ich daher verwundert. Ich hatte bei dem Klappentext des Buches keine "Kurzgeschichtensammlung" mit dem Oberthema "Upload" erwartet. Die Szenen waren aber so gut, amüsant und auch spannend, dass es meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan hat. Als endlich der A-ha-Effekt eingesetzt hat, dass die Fäden alle zu einem größeren Ganzen gehören, wurde das Buch noch spannender und spaßiger zu lesen. Komplex, aber clever.   

Ein Vergleich mit der amazon-Serie Upload liegt natürlich nahe; die Thematik ist recht ähnlich. Aber während die Serie des "großen A" eher oberflächlich beim Storytelling bleibt, ist das Buch von Uwe Post vielschichtiger und greift die Themen anders auf. Gerade wenn es um das Recht an den eigenen Daten geht oder die Rechte von E-Toten im Allgemeinen. Thematiken, die im Buch gar nicht in aller Fülle ausgebreitet werden müssen, um nach dem Lesen zum Denken anzuregen. Teils im fiktiv-ethischen Raum (Rechte von E-Toten), aber auch fürs nicht digitale Reallife (Recht an den eigenen Daten). Technik- und Computerethik sind generell interessante Felder – E-Tot ist da ein unterhaltend-reizvoller Einstieg in diese Thematik.   

Fazit 

Uwe Posts E-Tot – Das Leben nach dem Upload war nach langem wieder ein Buch, was ich in einem Schwung weglesen konnte. Die kurz gehaltenen Kapitel aus der Sicht unterschiedlicher Personen kreieren eine (e-)Welt, die nicht nur komplex, sondern auch irgendwo real ist. Vom sorglosen Leben ob der Aussicht eines digitalen Weiterlebens bis hin zu Malware-Befall, Serverkomplikationen und enervierend unhilfreichen Hilfehotlines. So würde ich mir unsere Welt mit einen E-Tot-System vorstellen. Auch eine Adaption des Digitalen ins Buchformat ist gut gelungen: am Ende jeden Kapitels findet sich eine Werbung, ein Tutorial-Hinweis, eine Pressemittelung, News oder Tweets. Immer passend zum Inhalt des Kapitels, personalisierte Inhalte sei Dank. 😉  

Wer die Thematik um einen Upload nach dem Tod interessant findet, kann sich bei E-Tot in einem spannenden Buch wiederfinden, das mit teils satirischem Humor ein eingängiges Szenario erschafft, das zum Nachdenken anregt. Falls man nicht zwischen den Zeilen philosophieren möchte, ist es aber auch dann noch ein unterhaltsames Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle. 

 

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