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Crime-Letters

Kriminalfälle für den Briefkasten

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Für Rätselfans sind die letzten Jahre ein wahres Paradies gewesen. Lässt man die physischen Escape-Rooms außen vor, können wir uns zwischen zahlreichen Brettspiel- und Buchadaptionen von Rätsel- oder Krimispielen entscheiden. Immer mehr Anbieter haben im Zuge von Covid-19 neue, kreative Wege gefunden, um Rätsel direkt zu uns nach Hause zu bringen. Neben vielen digitalen Angeboten haben die Crime-Letters einen klassischeren Weg gewählt. Statt digital kommen die Rätselmaterialien hier direkt auf dem Postweg zu uns nach Hause. Ein Konzept, das dank hochwertiger Umsetzung auch unabhängig von Kontaktreduzierung überzeugen kann ...

Schon vor dem eigentlichen Spielbeginn zeigt sich, dass in den Crime-Letters viel Liebe zum Detail steckt. So erhalten wir noch vor den eigentlichen Rätselbriefen eine "offizielle" Registrierungsurkunde unseres Detektivbüros. Richtig los geht es dann aber erst eine Woche später, wenn der erste der prall gefüllten Rätselbriefe zu uns kommt. Diese Briefe enthalten ein ausführliches Anschreiben und ein kleines Gimmick, das wir zum Rätseln benötigen. Schon die ausführlichen Anschreiben können überzeugen. Obwohl sie bis zu sieben Seiten umfassen können, wird das Lesen dank stimmungsvollem Schreibstil nicht langweilig, wozu auch das hochwertige Material und die Gestaltung mit Details wie Kaffeeflecken oder Kugelschreibernotizen beiträgt. Je nach Verfasser*in wurden die Briefe nicht nur in anderer Schriftart gehalten und auf anderem Papier gedruckt, sondern selbst die Umschläge variieren passend. Kommen dann noch Details wie die namentliche Ansprache unseres Detektivbüros hinzu, macht es einfach Freude, die Briefe zu öffnen und mit dem “authentischem” Material zu arbeiten. Bedenkt man das Porto für die Briefe, ist damit auch der Preis mit etwa 20€ pro Monat gerechtfertigt. Lediglich das Abomodell mit einer 3-monatigen Mindestlaufzeit ist ein kleines Hindernis, da wir so nicht einfach hereinschnuppern können.  

Die Monster unter der Stadt

Der Mai – ein Kriminalfall dauert etwa einen Monat und umfasst vier Rätselbriefe und eine Auflösung – stand ganz im Zeichen eines mysteriösen Geheimlabors in der Kanalisation Dysturbias. Adressiert von einem eigenartigen Forscher, der eine Leiche gefunden haben will und von Mutationen und Wolfsmenschen spricht, machen wir uns im ersten Fall: Die Monster unter der Stadt auf, um dem Geheimnis der Leiche nachzugehen. Dabei entfaltet sich ein dichtes Geflecht aus einer Handvoll wiederkehrender Personen, deren Verbindungen und Motiven wir nur langsam auf die Schliche kommen. Das Beziehungsnetz und die einzelnen Charaktere sind ebenso überzeugend gestaltet wie die beschreibenden Texte. Alexander Diener hat hier einen sehr solide entworfenen Kriminalfall geschrieben, der trotz des sonderbaren Einstiegs plausibel und spannend ist, aber leider auf den letzten Metern an der Auflösung scheitert. Dazu aber später mehr ...

Aus Spaß am Rätseln

Nachdem die ausführlichen Anschreiben gelesen sind, kann es ans Rätseln gehen. Dabei variieren Art und Schwierigkeit der Rätsel merklich. Mal gab es ein schnelles Erfolgserlebnis, mal brauchte es mehrere Ansätze, Fleiß und Hilfe von befreundeten Detektiven. Besonders das hochwertige und abwechslungsreiche Material konnte dabei überzeugen. So kommen etwa ein professionell gestalteter Speiseplan, eine Postkarte und ein Stadtplan zum Einsatz. Dadurch, dass wir nur ein Rätsel pro Woche lösen müssen, ist außerdem Raum für etwas komplexere Aufgaben und auch für viel Mutmaßen über das große Ganze, was die Rätselbriefe von üblichen Escape-Room-Szenarios abhebt.

Leider lassen die Briefkrimis allerdings im Unterschied zur Konkurrenz auch Komfortfunktionen wie eine Hinweis-Funktion oder Lösungseingabe vermissen. Dadurch wissen wir nicht immer mit Sicherheit ob wir zur richtigen Lösung gekommen sind. Und auch die Folgebriefe geben uns keine direkte Lösung oder erklären den Lösungsweg, sondern nehmen einfach an, dass wir schon erfolgreich gewesen sein werden. Das kann etwas unbefriedigend sein, zumal wir die Gesamtlösung vermutlich auch erraten können, wenn wir nur die Briefe lesen und die Rätsel übergehen. Sicher, die Rätsel geben uns zusätzliche Indizien mit an die Hand, aber wirklich notwendig sind sie für die Lösung nicht und erwecken daher manchmal den Eindruck uns nur zu beschäftigen. Zwar setzen wir uns so tiefer mit der Geschichte auseinander und suchen nochmal in den Briefen nach Hinweisen, aber im Endeffekt knobeln wir nur aus Freude am Rätsel und nicht um zur Lösung oder zum nächsten Brief zu gelangen. Hier können wir in der Zukunft auf eine etwas engere Verbindung zwischen Rätsel und Fall hoffen.

Jeder Umschlag kommt ist mit hochwertigen Printmaterialien gefüllt. Alkohol, Waffe und Geldbündel leider nicht inklusive.

Wie kam die Leiche in die Kanalisation?

Das große Mysterium ist es, die Geschichte hinter der Leiche in der Kanalisation zu lösen. Nach dem vierten Rätselbrief können wir einen etwaigen Mörder und Tatverlauf per Homepageeingabe an das Crime-Letters-Team schicken, um mit etwas Glück als besonders erfolgreich in die Ruhmeshalle aufgenommen zu werden, bevor der fünfte Brief die Lösung verrät. Das ist eine nette Idee, den Verlauf in freier Form ausführlich aufzuschreiben ist aber etwas ungewöhnlich und eine Reihe an Multiple-Choice-Fragen hätte hier sicher etwas mehr Struktur gegeben.

Mit dem letzten "Rätsel" führen wir also die anderen Briefe und Aufgaben detektivisch zusammen. Und tatsächlich haben wir uns viel Zeit genommen alle bisherigen Briefe zu sichten, die Rätsel durchzugehen und intensiv zu diskutieren, wie es zum fraglichen Ereignis kam. So zeichnete sich ein außerordentlich detailliertes Bild des gesamten Falls ab, der die Ereignisse noch lange in Erinnerung hält. Statt, dass sich die Puzzlestücke zusammengefügt haben, mussten wir allerdings so lange puzzeln und schieben, bis wir einen Hergang gefunden hatten, der am wenigsten Widersprüche erzeugt hat, von dem wir aber bis zuletzt nicht überzeugt waren. Den Briefen ist also gelungen, was sie wollten: Uns in einen Kriminalfall hineinzuziehen und echte Detektivarbeit zu simulieren.

Die offizielle Lösung konnte uns jedoch nicht überzeugen und hinterlässt leider einen mehr als faden Beigeschmack. Obwohl unsere Lösung in die richtige Richtung ging, gab es auch nach der offiziellen Auflösung kein Aha-Moment für uns, dass die Teile zusammengefügt hätte. Schlimmer noch. Einige Details der Todesumstände lassen sich schlicht und ergreifend nicht aus den zur Verfügung stehenden Informationen rekonstruieren und nur spekulativ ergänzen. Das mag echter Detektivarbeit entsprechen, ein gutes Krimierlebnis lebt aber eben auch davon, dass es am Ende 'klick' macht. Mit "Unter der Stadt" war die Lösung zwar nicht unplausibel oder gar falsch, aber die richtige Lösung gleicht am Ende etwas einem Glücksspiel. Das ist deswegen besonders schade, da die eingeführten Personen, Konflikte und Interessen viel mehr Potential bereit gehalten hätten. Hier ist nur zu hoffen, dass dem nächsten Fall nicht auch auf den letzten Metern die Puste ausgeht.

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