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Cixin Liu: Die wandernde Erde

Eine bildgewaltige Science-Fiction-Story

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Kategorie: Literatur

Die Sonne steht kurz vor ihrem Ende und droht, als roter Riese einen Großteil unseres Planetensystems zu verschlucken. Für die Erde gibt es nur einen einzigen Ausweg: Sie muss das Sonnensystem verlassen und eine neue Heimat finden. Forschende entwickeln einen waghalsigen Plan, um den Planeten mittels tausender gigantischer Fusionstriebwerke aus dem Orbit der Sonne zu schieben und auf die lange Reise nach Proxima Centauri zu bringen. Es beginnt ein kostspieliges Unterfangen, das mehr 100 Generationen dauern und der Menschheit unglaubliches abverlangen wird.

Der Name Cixin Liu dürfte insbesondere Science-Fiction-Fans ein Begriff sein. Der chinesische Schriftsteller erreichte hierzulande Bekanntschaft durch seine drei Trisolaris-Romane. Wie diese Erzählungen ist auch „Die wandernde Erde“ Hard Science-Fiction und erkundet erneut die Grenzen unseres bisherigen naturwissenschaftlichen Verständnisses. Welcher Kraftaufwand und welche Technologien wären nötig, um die Rotation der Erde zu stoppen? Was wären die physikalischen Folgen einer wandernden Erde? Was für astronomische, politische und persönliche Konsequenzen hätte es, wenn unser blauer Planet seine Heimat verlassen müsste? Diesen und vielen weiteren Fragen stellt sich sowohl die Kurzgeschichte als auch deren Adaption als Graphic Novel durch Christophe Bec und Stefano Raffaele.

Eine Menschheit, wie wir sie nicht wiedererkennen

Zwischenmenschliche Bindungen, Kunst und Philosophie, ein Leben, das nicht einem einzigen Zweck verschrieben ist – all dies sucht man vergebens in dieser Erzählung. Die Bedrohung durch die Sonne erweckt den kollektiven Fluchtreflex der gesamten Menschheit und alle Ressourcen werden auf den Plan verwendet, den blauen Planeten aus dem Sonnensystem zu bewegen. Kein Opfer wird dafür gescheut: Gebirgsketten werden abgetragen, um die Fusionstriebwerke zu befeuern; die Menschheit muss sich unter die Erdoberfläche flüchten und jeden Tag damit rechnen, von einem Lavastrom getötet zu werden; selbst der Flug durch einen Meteoritengürtel wird in Kauf genommen. Das einzelne Menschenleben ist nur das wert, was dieser Mensch für die Flucht der Erde besteuern kann. All dies erleben die Lesenden von Die wandernde Erde durch die Augen des namenlosen Erzählers, der während der Bremsjahre – der Phase, in der die Rotation des Planeten ausgebremst wird – zur Welt kommt.

Liu schrieb seine Kurzgeschichte „Die wandernde Erde“ einige Jahre vor den Trisolaris-Romanen. Das merkt man der Erzählung an einigen Stellen auch an: Sie wirkt gehetzt und plump. Es ist absolut unglaublich, wie viele entscheidende Momente einer Reise, die über 100 Generationen andauern soll, ein einzelner Mensch erlebt; ebenso unglaublich ist, wie schnell katastrophische Ereignisse in der Erzählung aufeinanderfolgen. In der Graphic Novel Die wandernde Erde wird genau diese Schwäche etwas entzerrt. Bec und Raffaele setzen auf große und großzügige Illustrationen, die einen beim Lesen schnell vergessen lassen, wie hanebüchen kurzgefasst der Zeitrahmen der Vorlage eigentlich ist. Somit entwickelt die Erzählung schnell einen Sog und die Graphic Novel lässt sich kaum noch aus der Hand legen.

Die Zeichenstil

„Bildgewaltig“ ist wohl das erste Wort, dass beim ersten Durchblättern in den Sinn kommt. Die wandernde Erde setzt nicht nur auf Illustrationen, die sich über eine Doppelseite erstrecken – mal im schmalen Panorama, mal ganzseitig – sondern enthält gleich zwei vierseitige (!) Zeichnungen, die mittels Faltseiten im Buch enthalten sind. Dieser Schwerpunkt auf großen Panels und Illustrationen wird der Thematik der Geschichte gerecht und zieht das Auge immer wieder in den Bann.

Kühles Blau und warmes Orange dominieren die verschiedenen Bilder – klassische Science-Fiction-Ästhetik lässt grüßen. Detailreicher Realismus zeichnet den Stil der Graphic Novel aus. Die Betonung dieses Comics legt stets auf der Darstellung von Technologie und astronomischen Zuständen; passend zur Handlung sind die Zeichnungen der Charaktere nur grade so weit ausgearbeitet, um deren Emotionen und Aktionen verständlich zu machen. Der Betonung liegt hier eindeutig nicht auf individuellen Menschenschicksalen, sondern auf der Reise der Erde.

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