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Das Buch, das Dich findet

Ein jugendliches Wechselspiel zwischen Wunsch und Realität

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Kategorie: Literatur

Merelies Freundin Alina hat eine harte Zeit. Nach dem Tod ihres Bruders denkt sie darüber nach, wie viel Sinn ihr Leben noch macht. Als sie plötzlich verschwindet, befürchtet die Polizei das Schlimmste. Der Seraph-Preisgewinner-Roman Das Buch, das Dich findet konfrontiert Leser*innen gnadenlos mit den Konsequenzen der eigenen Wünsche und der damit einhergehenden „Betriebsblindheit" und einer Entscheidung, sich dem Leben mit all seinen Aspekten hingeben zu wollen.

Nachdem Alinas Bruder David bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, bricht auch der Lebenswille der Mutter – sie ertränkt ihre Sorgen in Rotwein und scheint zu vergessen, dass sie noch ein zweites Kind hat. Der Vater hat sich sowieso selten um Alina gekümmert und die scheint mit David nun auch ihren letzten Ankerpunkt verloren zu haben. In Merelie – einem Goth-Mädchen aus der Schule – hat sie eine Gesprächspartnerin gefunden, mit der sie sorgenfrei über das Thema Tod und Sinn des Lebens sprechen kann. Dennoch verschwindet dieser leise Wunsch nicht, für immer einzuschlafen. Kein Wunder, dass die Polizei vom Schlimmsten ausgeht. Aber Merelie, die bei ihren Großeltern aufwächst, ist sich sicher – da steckt etwas anderes als Suizid hinter Alinas Verschwinden. Gemeinsam mit Elias, ihrem besten Freund, versucht sie, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Bis sie plötzlich selbst in einem seltsamen Wachtraum zwischen Phantasie und Realität erwacht und mit ihrem sehnlichsten Wunsch konfrontiert wird: Ihre Mutter zu finden.

Entwicklungsaufgaben für Jung und Alt

In Merelie, Alina und Elias werden wir als Lesende mit verschiedenen Problematiken konfrontiert, die im Leben alltäglich vorkommen: Verlust, Unsicherheit und Beziehungen. Alle drei Aspekte sind dabei in den jeweils eigenen Handlungssträngen miteinander verwoben, obwohl sie einzeln für sich bearbeitet werden. Denn jede*r der drei Jugendlichen hat eine eigene Ausgabe von Das Buch, das Dich findet erhalten, das mit einer sehr persönlichen Widmung genau die Sehnsüchte anspricht, die sie am meisten bewegen. Während Alina ohne die Gesellschaft ihres Bruders keinen Sinn im Leben mehr findet, sucht Merelie nach ihrer Mutter und damit nach Antworten auf die Fragen, wer sie ist und warum sie von ihrer Mutter weggegeben wurde. Elias steht sinnbildlich für die Beziehungen und Freundschaften und wie diese sich positiv auf die oben beschriebenen Thematiken auswirken können. Als Eckpfeiler unseres Soziallebens schließen sie die Lücken, die Schicksalsschläge in unser Leben reißen.

Das Buch, das ich gefunden habe

Aufgeteilt sind die Kapitel jeweils in die Geschichten der drei Jugendlichen, die sich abwechselnd in der realen und der fiktiven Realität abspielen. Beide Realitäten sind miteinander verwoben und wirken aufeinander ein, obwohl die Protagonist*innen einzeln voneinander agieren müssen. Die Symbolik dahinter, dieses gegenseitige Beeinflussen völlig unabhängig voneinander geglaubter Handlungen, ist eine wirklich künstlerisch umgesetzte Finesse des Buchs, die beim erstmaligen Lesen noch gar nicht bewusst wird, sondern erst in der Reflexion der Geschehnisse ihre Blüten entfaltet. Sie lässt aus einem einfach gehaltenen Jugendroman mit wiederkehrend geglaubten Motiven und Geschichten jedoch etwas ganz Besonderes werden, das in den Lesenden den Wunsch aufkommen lässt, sich mit anderen über die Geschehnisse auszutauschen, was wiederum eine wünschenswerte Eigenschaft literarischer Werke ist.

Das Rahmenwerk

Cover und Aufmachung des Buches verweisen auf die Geschichte und ziehen die Lesenden sofort beim ersten Blick ins Buch hinein. Wiederum eine bildhafte Interpretation, die im Handlungsstrang fortgesetzt wird. Die Sprache ist einfach gehalten, sodass das Lesen zu einem kurzweiligen Vergnügen wird, das Freiraum für den Fokus auf die unterschwelligen Inhalte ermöglicht. Zum Ende des Buchs gibt es ein kleines philosophisches Reflexionsangebot, das die eigene Realität mit einem Augenzwinkern in Frage stellt und zum Schmunzeln und/oder Nachdenken anregt.

Fazit

Das Buch, das Dich findet hat den Seraph-Preis wirklich verdient. Auch wenn es auf den ersten Blick ein Jugendroman mit bekannten Elementen zu sein scheint, entdeckt man in der Retrospektive die Feinheiten, die unterschwellig wirken und die Lesenden auch im Nachhinein noch beschäftigen. Das Zusammenspiel aus Verlust und der Wiederentdeckung wertvoller Lebensinhalte, die symbolisch hintergründig unterstrichen werden, machen das Werk zu einem lebendigen Produkt. Fast, als wären wir hier wirklich auf ein magisches Buch gestoßen, dass mit eigenem Willen und eigenen Intentionen ein ganz eigenes Ziel verfolgt.

Für Jung und Alt eine klare Leseempfehlung, egal, ob als Unterhaltungslektüre oder um sich tiefergehend mit den angesprochenen Thematiken beschäftigen zu wollen.

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