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Brautsee

Alte Legende in neuem Gewand

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Kategorie: Literatur

1633: Die 16 jährige Trine ist unsterblich in den eher mittellosen Knecht Fridtjof verliebt. Spätestens nach ihrem ersten Kuss will sie keinen anderen mehr als ihn, selbst wenn er ihr nichts bieten kann als ein einfaches Leben. Doch Trines Vater hat andere Pläne und sieht seine Tochter im Haus des gut situierten Velten, dessen Vater der Verlobung bereits zugestimmt hat.

Von allen frauenfreundlichen Göttern verlassen

Völlig überrumpelt und verzweifelt sucht Trine nach Hilfe,doch sie scheint von allen guten Geistern verlassen. Ihre beste Freundin ist gefangen zwischen Neid und Missgunst und der Umstand, dass Friedtjof den alten Göttern zugetan ist, trägt auch nicht gerade zu ihrem Mitgefühl bei. Auch der Pfarrer will Trine nicht an der Seite eines Heiden sehen und weist sie energisch in ihre – und dem Frauenbild der damaligen Zeit angepassten – Schranken. Selbst der Umstand, dass Velten als Frauenprügler bekannt ist, kann den Geistlichen nicht davon abhalten, auch die zweite Proklamation zu verkünden und Trines Schicksal damit zu besiegeln. Da Trines Vater zudem am Antoniusfieber erkrankt ist und nicht mehr lange zu leben hat, sieht sich die junge Halbwaise nahezu auf sich allein gestellt. Einzig Friedtjof und seine verkannten Götter stehen mitfühlend an ihrer Seite.

Zwangsehe oder Glaubenswechsel?

Für die Nacht vor der Eheschließung hat sich das verliebte Pärchen einen kecken Plan überlegt, dessen Umsetzung jedoch nicht so einfach ist, wie es zunächst scheint. Zum Gelingen braucht es nicht nur Glück, sondern auch eine gehörige Portion Mut. Trines einzige Rettung und all ihre Hoffnung hängen am seidenen Faden und als sie sich selbst von ihrem Gott verlassen fühlt, schickt sie ihr verzweifeltes Flehen nicht mehr in den Himmel, sondern richtet es direkt nach Norden – gen Walhalla. Aber ob der Wechsel vom Katholizismus zum nordischen Glauben sie noch zu retten vermag, steht bis zur letzten Sekunde in den Sternen.

Nichts für Feministinnen?

Als ich den Klappentext des Buches las, dachte ich mir:„Diese Geschichte kann Dich nicht glücklich machen …“ Verstärkt wurde dieses Gefühl bis zum letzten Viertel des Buches, bis zu dem ich der Handlung mit erhöhtem Blutdruck und puterrotem Gesicht folgte. Zwar sollte man meinen, dass ich nach sechs Staffeln Game of Thrones gut genug abgehärtet sei, doch besonders der Umstand, dass es sich bei Legenden immer auch um eine wahre Begebenheit gehandelt haben könnte, lässt das Blut doch nochmal in Wallung geraten. Auf meine Kosten bin ich dennoch gekommen, da das Frauenbild durch die Hauptfigur Trine in ein heroisches Licht gerückt wird. Das 16jährige Mädchen akzeptiert die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage nicht, sondern kämpft für ihre Interessen und Rechte. So wurde ich schnell über die thematische Konfrontation hinweggetröstet, dass eine eventuell historisch belegte Trine und vermutlich viele, viele Frauen zu mittelalterlichen Zeiten tatsächlich als sowas wie Hochzeitswaren gehandelt wurden.

Fazit

Es ist nicht allein die Behandlung der Frauenrechts-Thematik,die für mich das Buch schlussendlich zu einem Lesevergnügen gemacht hat, sondern auch der Umstand, dass hier eine historische Legende zu einem Roman mit modernen Fragepunkten umgewandelt wurde. Es ist die Mischung aus regionalen Zeitzeugnissen (wenn auch spekulativ), heute immer noch anzutreffenden Konflikten und emotional angereicherter Spannung, die aus Brautsee mehr macht, als eine leichte Leselektüre. Als weiteres Schmankerl kann man den Ort des Geschehens jederzeit besuchen und sich die Handlung mit der eigenen Phantasie und den Worten der Schriftstellerin vors innere Auge führen.

Brautsee
Lucia S. Wiemer
(Papierverzierer Verlag, 2016)
128 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3-95962-323-0
Webseite: http://www.papierverzierer.de/brautsee.html

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