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Blick in die Glaskugel gefällig?

Das nächste große Ding in der Phantastik

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Kategorie: Literatur Veranstaltungen

Alle, die von Büchern (Filmen, Spielen, Serien …) im Bereich der Phantastik leben, hätten sie sicher gerne auf dem Schreibtisch: die magische Glaskugel oder den sprechenden Zauberspiegel, die ihnen preisgeben, was bei den Fans als nächstes angesagt sein wird und was sich ihre Leser daher im Buchregal wünschen.

Diese magischen Instrumente wurden zwar auch nicht versteckt im Putzschrank auf der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr gefunden, aber das „Phantastik Autoren Netzwerk“ (PAN) gab die Frage nach „dem nächsten großen Ding in der Phantastik“ einfach an diejenigen zurück, die die Geschichten lesen und erleben wollen: das Publikum.

Zum passenden Panel in einer der ruhigeren Ecken der trubeligen Messehallen erschienen einige Fans und sprachen in lockerer Runde mit Autorin Isa Theobald, die bei PAN aktiv ist, über ihre Kriterien für den Kauf eines Buches sowie ihre Themenwünsche und kamen mit Isa in Diskussionen darüber, was sie als Zielgruppe der Geschichten mögen und was gar nicht.

„Den Bedarf des Lesers zu erfassen, ist schwierig, nur intuitiv“, nahm Isa die Publikumsverlage etwas in Schutz, die tatsächlich häufig nur mehr davon machen, was sich schon einmal gut verkauft hat – ein Kritikpunkt der Fantasyfans war ganz klar das Thema „Einheitsbrei“ des Angebots. Wenn sich einmal ein glitzernder Vampir gut verkauft hat, warum nicht ein ähnliches Konzept in etwas abgewandelter Form anbieten? Das ist tatsächlich der Weg, den viele Verlage gehen, auch wenn Isa voller Inbrunst sagt: „Vampire glitzern nicht!“

Eine Welle, die das Publikum fesselt, entsteht – meist in den USA – und schwappt dann in den deutschen Buchmarkt und wird weidlich geritten. Abziehbilder von Edward oder Katniss tauchen in der Folge auf und verkaufen sich meist auch sehr gut. Verlage machen nun einmal Bücher, die sie nicht liebevoll ins Regal stellen und abstauben, sondern in großem Stil verkaufen wollen. Dabei schießen sie oft an dem vorbei, was einige ihrer Leser wirklich suchen.

„Schon Cover, Titel und Klappentext sollten etwas Magisches haben“, meint eine der Zuhörerinnen und nennt damit die Kriterien, die innerhalb von Sekunden kaufentscheidend für ein Buch sind – so innovativ Plot und Charakter auf den vierhundert Seiten im Inneren auch sein mögen: Speeddating im Buchladen ist die Realität und innere Werte zählen beim ersten Aufeinandertreffen erst einmal nicht. Der Einheitsbrei bei den Covern wird an dieser Stelle wieder vom Plenum bemängelt. Was auch gar nicht geht, sind nach Meinung des Publikums – und auch Isas – lästige Aufkleber, die das Cover verschandeln, „Für Fans von Stephen King“ oder „Spiegel-Bestseller“ sind zwar gut gemeinte Argumente des Verlags für einen Kauf, stehen bei diesen Lesern aber nicht hoch im Kurs und werden schnellstens abgeknibbelt. Wieder ein Punkt, wo Ansichten des Publikumsverlags mit denen des Publikums kollidieren.

Bei den inneren Werten sind sich die Besucher des Panels aber ziemlich einig: nicht immer nur Weltrettungsplots, bitte, nicht nur Auserwählte sollten im Fokus stehen. Der Wunsch nach außergewöhnlichen Figuren ist hoch. Geschlossen wünscht man sich etwas „Ausgeflipptes“, etwas Neues. Wie sieht es dabei mit Liebesgeschichten aus, die bei den Verlagen hoch im Kurs stehen? Verneinendes Kopfschütteln beim Publikum. Die Vorstellungen von Romantik seien auch nicht wirklich romantisch. Was die großen Verlage langsam erkennen, ist, dass Serien, wie etwa auf Netflix, auch die Lesegewohnheiten langsam verändern. Die Zuschauer gewöhnen sich an die Spannungsbögen und Erzählweise dieses Mediums – ein Beispiel ist der Erfolg der The Witcher-Produkte durch die aktuelle Netflix-Serie – siehe ungeliebte Aufkleber auf den Romanen …

Aber was wird es nun thematisch sein, das nächste große Ding? Vampire, Zauberschüler und auch Dystopien sind gelaufen. Was geht als nächstes?

„Steampunk zum Beispiel ist nie zum Mainstream geworden, hat aber eine sehr intensive Community und ist eine aktive Nische“, schätzt Isa das Dampfzeitalter mit engagierten Vertretern wie Autorin Anja Bagus ein.

Isa selbst wünscht sich eine Piraten-Welle. „Da hätte ich sogar etwas in der Schublade“, lächelt sie. Bei den Diskussionsteilnehmern herrscht allerdings Ideen-Flaute bei diesem Aspekt. Generell schätzt Isa, dass sich die Tendenz zu dystopischen Geschichten auflösen wird. Schon im realen Leben herrschen mit Klimawandel und katastrophaler Politik zu viele Weltuntergangsstimmungen, sodass sich Leser und Konsumenten in Zukunft wahrscheinlich lieber in heile Welten flüchten werden – wie bereits zum Beispiel während der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert geschehen, als das Mittelalter zur Flucht in eine heile Welt hochgespielt wurde.

„Eskapismus, Utopien und nicht Dystopien könnten bald zum Thema werden. Welten wie in Star Trek, in denen alle Probleme der Menschheit schon gelöst wurden“, schaut Isa vorsichtig in die Glaskugel.

Aber ob die Welt schon bereit für diesen Gegenentwurf ist, steht auf einem anderen Blatt oder in einem anderen Buch.

Zu erfassen, was die Leser wollen, ist schwierig. Denn manchmal wissen sie es selbst noch nicht, bevor sie es nicht gelesen haben.

Einen Tipp gab es zum Abschluss aber für alle, die sich für Phantastik abseits der großen Verlage interessieren und das Besondere suchen: auf dem BuCon, der in Dreieich bei Frankfurt parallel zur großen Schwester stattfindet, präsentieren sich kleinere Verlage und Self-Publisher neben Größen des Genres wie Bernhard Hennen, Kai Meyer oder Markus Heitz. „BuCon ist nach Hause kommen“, schwärmt Isa. Der nächste findet voraussichtlich am 17.10.2020 statt.

„Das kreative Potenzial in Deutschland ist noch ungenutzt“, sagt Isa abschließend und ermutigt so alle, das „nächste große deutsche Ding in der Phantastik" zu schreiben und ein hungriges Publikum mit außergewöhnlichen Stoffen zu füttern.

Wie seht Ihr das, liebe Leserinnen und Leser?

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