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Berlingtons Geisterjäger I – Anderswelt

Auf den Pfaden von Geistern und ihren Jägern

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Kategorie: Literatur

Die spiritistische Gesellschaft Friends of the Departed kümmert sich um die kleineren und größeren Geisterprobleme Londons. Als im Jahr 1887 kurz nach Halloween zwei Männer spurlos verschwinden, machen sich die beiden Gesellschaftsmitglieder Fiona und Giselle gemeinsam mit dem Privatdetektiv Eliott Breeches, der Künstlerin Nica und dem jungen, wohlhabenden Lord Viktor Berlington auf die Suche. Dabei kommen sich nicht nur Fiona und Nica näher, auch Viktor lernt einen jungen Dandy namens Damian kennen und schnell liegt der Verdacht nahe, dass dieser ein doppeltes Spiel spielt und möglicherweise auch nicht ganz menschlich ist.

Während Viktor sich der stürmischen Liaison hingibt, finden seine Freunde statt der vermissten Männer zunächst einen Ritualkreis und mit ihm einen Übergang in die Anderswelt. Dort müssen sie sich mit dem düsteren Wesen Carmun auseinandersetzen und erkennen, dass nichts so ist wie es scheint …

Gelungener Genremix

Mit Berlingtons Geisterjäger I – Anderswelt legt Autorin Amalia Zeichnerin einen interessanten Genremix vor. Der Roman lässt sich primär dem Genre (Dark) Urban Fantasy zuordnen, kombiniert darüber hinaus jedoch Elemente aus Portal Fantasy, Steampunk und Gothic Horror. Hinzukommen je eine schwule und eine lesbische Liebesgeschichte, die dem Roman eine zusätzliche Inhaltseben verleiht. Auch Aspekte der keltischen Mythologie und Elemente der viktorianischen Ära sind gekonnt in die Handlung eingewoben.

Spannende Handlung mit leichten Längen

Mit dem Geheimnis um die beiden verschwundenen Männer und den Übergang der Protagonisten in die Anderswelt legt die Autorin eine spannende Haupthandlung vor. Leider dauert es jedoch beinahe 50 Seiten lang, bis das im Klappentext versprochene Verschwinden der beiden Männer zur Sprache kommt. Bis dahin zieht sich der Roman und dem Leser ist nicht ganz klar, wohin die Reise der Figuren gehen soll. Sobald die Haupthandlung jedoch einsetzt, jagt ein spannungsgeladener Höhepunkt den nächsten. Wurde zu Anfangs die Handlung in die Länge gezogen, erscheint sie nun zu komprimiert, da für jedes auftauchende Problem innerhalb der nächsten wenigen Seiten direkt eine Lösung parat liegt. Insgesamt wäre der Plot durchaus noch ausbaufähig gewesen und der Roman hätte gut und gerne noch 100 Seiten vertragen. Auch, um den Figuren mehr Raum zur Entwicklung zu bieten.

Multiperspektivisches Erzählen

Amalia Zeichnerin erzählt die Geschichte aus insgesamt sieben Perspektiven, wobei das Hauptaugenmerk auf den fünf Protagonisten liegt. Die beiden anderen Perspektiven tauchen nur jeweils einmal auf. Die Multiperspektive bietet dem Leser einerseits einen Einblick in unterschiedliche Handlungsschauplätze, andererseits fällt es schwer, eine Beziehung zu den einzelnen Figuren aufzubauen. Dies liegt zum einen daran, dass die einzelnen Abschnitte einer Erzählinstanz teilweise sehr kurz sind und innerhalb einer Seite die Perspektive wechselt, sodass der Leser kaum Zeit hat, sich auf eine Figur einzulassen. Zum anderen sind die einzelnen Abschnitte zwar mit den Figurennamen überschrieben, sodass stets klar ist, aus wessen Sicht das Geschehen beschrieben wird, allerdings gelingt es der Autorin nicht, den Figuren eigene Stimmen zu verleihen, sodass sie auf rein sprachlicher Ebene nicht auseinanderzuhalten sind.

Hier verschenkt die Autorin viel Potential, da die Charaktere eigentlich interessant und charakterlich unterschiedlich angelegt sind und Raum für eine innere Entwicklung bieten würden. Aufgrund der Erzähltechnik und da passagenweise hauptsächlich Handlung aneinandergereiht wird, ohne auf die Emotionen und Gedanken der Figuren einzugehen, bleiben sie jedoch eher blass. 

Flüssiger Erzählstil

Auch sprachlich ist der Roman Geschmackssache, da er einerseits durch einen flüssigen, gut verständlichen Stil besticht, aber andererseits doch gewisse Mängel aufweist. Auffällig ist besonders der – passend zu der Zeit um 1887 – eher gehobene Sprachstil der Figuren, in den sich jedoch hin und wieder umgangssprachliche Ausdrücke einschleichen, über die man beim Lesen stolpert. Auch benutzt die Autorin auffällig oft Umschreibungen mit dem Wörtchen „jetzt“ und es haben sich mehrfache falsche und doppelte Satzzeichen in den Text eingeschlichen – in dieser Hinsicht hätte dem Roman ein sorgfältigeres Lektorat und Korrektorat gutgetan, da auch hier Potenzial, das eindeutig vorhanden ist, verschenkt wird.

Fazit

Im Gesamten betrachtet ist Berlingtons Geisterjäger I – Anderswelt ein spannender Roman, der eine interessante Handlung und Elemente verschiedenster literarischer Stilrichtungen kombiniert. Jedoch wird durch die zu rasch und teilweise nicht komplett aufgelösten Handlungsstränge und die eher blass wirkenden Figuren Potenzial verschenkt. Auch die sich anbahnenden Liebesgeschichten werden eher nebenbei abgehandelt, was bei einem Fantasy-Steampunk-Mix durchaus in Ordnung wäre. Da der Roman aber auch als Gay/Lesbian Romance beworben wird, wäre auch hier etwas mehr Einblick in das Innenleben der Figuren wünschenswert gewesen.

Berlingtons Geisterjäger I – Anderswelt 
Amalia Zeichnerin
(CreateSpace, 2016)
268 Seiten, Softcover
Webseite: Berlingtons Geisterjäger bei Amalia Zeichnerin

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