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Arn

Geschichten aus dem unerzählbaren Reich

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Kategorie: Literatur

Die Menschen aus Nayrda sind überwiegend Seefahrerinnen und Seefahrer, die von ihrer Hochburg Tortuga neue Handelsplätze und -routen ausfindig machen, um sie möglichst als Erste erschließen und ausbeuten zu können. Arn, ein Waisenjunge aus Puerto Antiguo, ist von dem Traum erfüllt, die bekannten Grenzen der Welt zu verschieben und das unerzählbare Reich zu entdecken.

Arn ist ein unbekümmerter und verspielter Halbwüchsiger auf stetiger Entdeckungsreise in einer phantastischen und auch gnadenlosen Welt. In der von der Seefahrt dominierten Gesellschaft ist er „ein fliegender Fisch“, dessen Blut schon früh mehr Salzwasser als Blut aufweist. Dabei führt ihn seine Risikobereitschaft, anfangs als Schiffsjunge und später als Kapitän, immer wieder zum Ausloten seiner Grenzen, die, einmal überschritten, ihm seine Sterblichkeit und eine Endlichkeit der Dinge zeigen. So trifft er auch in höchster Lebensgefahr erstmals auf Ehzalá von den Nayl, die als Meeresgeschöpf ihm und allen Menschen eine unmissverständliche Warnung ausspricht: Dringt nicht in unser Reich, in unsere Welt, ein.

Arn jedoch lässt diese Begegnung nicht mehr los. Vielmehr beflügelt sie zunehmend seinen Drang, unberührte Orte und unbekannte Lebewesen zu entdecken und wird letztendlich zur Triebfeder, das unerzählbare Reich zu finden. Eine geheimnisvolle, aus Holz und Nayl-Fleisch geflochtene Seekarte des Inselreichs der Jadetränen bringt ihn schließlich seinem Traum näher. Den Traum nach einer neuen Welt. Einer Welt mit neuen Regeln, neuen Bauwerken und neuen Wundern.

Seefahrer- und Entdecker-High-Fantasy

Házael González Einführungswerk entführt die Lesenden in eine neue Phantastik-Welt, die aufgrund des karibischen Backrounds sehr schnell vertraut erscheint. Die Vorlage für die Welt von Arn ist zwischen den großen Entdeckern zur See und der goldenen Zeit der Piraten zu finden. Ein Mix aus Abenteurern, Händlern, Piraten und Freibeutern bildet die Welt der Menschen und gibt der Geschichte einen männerdominierten, rohen und düsteren Anstrich. Die soziale Hierarchie teilt sich ganz klar in Gewinnende und Verliererende. Komplettiert wird dieser Teil der Fantasy-Welt durch einen „mashup“ von Völkern und Figuren, wie z. B. Elfen, Zwergen oder Meerfrauen, die bereits aus anderen Erzählwelten bekannt sind, aber bei Gonzáles eigenständige Interpretationen darstellen.

In der Hauptfigur Arn kristallisieren sich viele idealistische Elemente, die gerne den bekanntesten Entdeckern und Pionieren der Menschheitsgeschichte zugeschrieben wurden, wie z. B. Ferdinand Magellan oder Vasco da Gama. Arn steht symbolisch für den Drang der Menschheit über die bekannten Grenzen hinaus zu gehen, aber auch für einen moralischen Kompass, dem unbelastete Neugier, Liebe und Idealismus innewohnt. So ist er in der Lage, Bündnisse einzugehen, Menschen und Lebewesen für sich zu gewinnen und eine (un)menschliche Schaffenskraft zu entwickeln. Die Kehrseite der Medaille ist die Fallhöhe für Arn, dessen Erfolg und Toleranz gegenüber anderen Völkern viele Neider anzieht.

Kritik in Doppel-D

In erster Linie ist Arn eine Abenteuer- und Liebesgeschichte, aus der erzählerisch und zeichnerisch eine Mischung aus Fantasy- und Erotic-Graphic-Novel resultiert. Der Zeichenstil von Raulo Cáceres stammt stilistisch aus der Kategorie der Undergroundcomics. Die Bilder sind durchgängig schwarz-weiß, mit sehr hohem Kontrast und zudem extrem detailreich. Dabei wechselt das Layout von Einzelbilderfolgen zu chaotisch anmutenden Verwebungen und Überlagerungen der Bilder, sodass man die entsprechenden Textboxen und ihre Reihenfolge öfter mal von rechts nach links oder von oben nach unten suchen muss.

Viele Darstellungen wirken, wie direkt aus einem Pirates of the Caribbean-Film entsprungen und auch manche Zeichnungen kommen Jack Sparrow verdächtig nahe. Das kann natürlich aber auch, aufgrund der Omnipräsenz der Filmreihe, nur meine Einbildung sein. Den liebenswerten Gauner sucht man allerdings vergeblich. Die Hauptfigur Arn entspricht in Aussehen und Verhalten eher einer neuaufgelegten Errol-Flynn-Darstellung aus den 30ern und 40ern. Auch liebenswert, aber doch ziemlich eindimensional.

Leider meint es auch diese Welt nicht gut mit Frauen, abgesehen vielleicht von den starken Charakteren Ehzalá und Marina del Mar. Überhaupt scheinen alle Frauen nur mit Doppel-D-Oberweite zu existieren. Das finde ich persönlich schade, wenn sich Autor und Zeichner so viel Mühe machen eine abwechslungsreiche und fantasievolle Welt zu kreieren, mit unterschiedlichen Völkern und Charakteren, aber bei Frauen dann auf eine Doppel-D-Schablone zurückgreifen.

Fazit

Arn hat eine gute und nachdenkliche Geschichte und das Setting finde ich persönlich unheimlich befreiend, da es nicht den glattgebügelten Fantasy-Charakter hat. Alles ist etwas schroffer, dunkler oder freizügiger. In vielen Details ist die Graphic Novel, mit kleinen Abstrichen, einfach gut gelungen. Arn ist ein Buch zum mehrfachen Lesen und Betrachten. Besonders die großen Zeichnungen über eine Seite oder über die Doppelseite haben sehr viele kleine Szenen eingebettet, sodass man sich auch mal für einige Minuten im Bild verlieren kann.

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