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Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer

Post-Apokalypse im Ruhrgebiet

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Kategorie: Literatur

Es ist die Zeit nach der großen Flut und Duisburg liegt nun am Meer. Die Geschwister Mara und Ben leben allein inmitten dieser neuen, feindseligen Welt; Ben kann sich kaum mehr an die Zeit vor der Flut erinnern. Als die beiden von Noahs Schiff und der Aussicht auf ein besseres Leben erfahren, brechen sie den Gefahren trotzend voller Hoffnung nach Dortmund auf.

Es kam, wie es kommen musste. Die Welt ist dank eines rapide steigenden Meeresspiegels vor die Hunde gegangen. Halt hat die Flut quasi erst am Ruhrgebiet gemacht, das jetzt – am Ende der Welt – am Meer gelegen ist. So idyllisch diese Vorstellung von einem mitteldeutschen Strandleben vielleicht erscheinen mag, die Realität schiebt ihr einen Riegel vor. Die Zivilisation ist an den Wassermassen zerbrochen und mit ihr all ihre Annehmlichkeiten wie Strom, trockene Kleider am Leib oder einfach ein sicherer Unterschlupf.  

Mara und Ben kämpfen sich im überfluteten, von Starkregen gebeutelten Duisburg von Tag zu Tag durch, denn jeder ist sich in dieser Welt selbst der Nächste. Das Essen ist stets knapp und freundlich gesinnte Menschen noch viel seltener anzutreffen als eine Matratze zum Schlafen. Selbst eine simple Erkältung kann in dieser nasskalten Stadt ein schnelles Todesurteil sein. Nur bei Sophie gibt es für die beiden Kinder einen sicheren Anlaufpunkt, wo sie von Zeit zu Zeit Hilfe erhalten können und Ben sich Bücher ausleihen darf. Von Sophie erfahren die Kinder auch von Noah und seinem Schiff, das in Dortmund ablegen soll und die Geschwister in eine bessere Welt bringen kann. Oder zumindest in eine nicht ganz so schlimme und weniger nasse Welt.  

Doch der Weg von Duisburg nach Dortmund gestaltet sich dank der Wassermassen nicht so einfach; Teile der Autobahn sind zwar noch intakt, doch die Flut hat sich das meiste Land angeeignet, zu Meer, zu See oder zu Sumpf umgewandelt. Ohne ein Boot, ausreichend Proviant und eine gehörige Portion Glück ist das Schicksal von Mara und Ben auf der Reise mehr als ungewiss … 

Post-Apokalypse direkt vor der Haustür 

Mara und Ben sind die Hauptcharaktere der Story – und dabei keine typischen für ein postapokalyptisches Szenario. Kinder sind nicht gerade die toughen muskelbepackten Einzelkämpfer oder die schießwütigen Prepper, die man wohl oft als erstes vor seinem geistigen Auge sieht bei einer Geschichte, die das Überleben nach einer Katastrophe beschreibt. So richtig Kind konnten die beiden aber auch nicht sein, da kam schließlich die Flut dazwischen. Mara hatte noch die Schule besucht und kennt die "heile Welt" aus erster Hand, im Gegensatz zu ihrem jüngeren Bruder Ben, doch das Leben schreibt oft andere Geschichten. Geschick, Vorsicht, Fürsorge und eine gehörige Portion Glück sind eher die Eigenschaften, die Mara und Ben als Hauptcharaktere auszeichnen.  

Passend zu dem gezeichneten Gesamtbild ist auch der Schreibstil: hier findet keine blumige Adjektiv-Parade statt. Zügig und zielführend schreitet der Autor im Text voran, ohne dass man als Leser das Gefühl hat, etwas zu verpassen. Diese relativ nüchterne Erzählweise ist sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack, doch passt sie ausgesprochen gut in das Buchkonzept und kreiert so eine passend dystopische Stimmung, während man mit Mara und Ben gemeinsam durch das Ruhrgebiet streift. Ein überflutetes Ruhrgebiet ist auch abseits der steigenden Meeresspiegel kein abwegiges Szenario. Apropos: Die Folgen des Bergbaus in der Region würden – ohne die stetig stattfindende Wasserhaltung – schon heute dafür sorgen, dass wir dort an einer Seenplatte Urlaub machen könnten. Ob man das dann auch wollen würde, steht auf einem anderen Blatt.

Fazit 

So trist und düster das Bild der Welt im Roman Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer auch ist, so schön geschrieben hat Sascha Pranschke die Geschichte um das Schicksal der beiden Geschwister Ben und Mara in dieser dystopischen, nicht mehr allzu fernen Zukunft. Und das auch noch hier um die Ecke im Ruhrgebiet.  

Bei einem Abschnitt der Reise der Hauptcharaktere fiel mir leider ein typisches "Filmverhalten" ins Auge, was ich persönlich negativ empfinde; wenn es um das Bewerten einer anderen Gesellschaft bzw. Gruppe geht, wird oftmals kurzsichtig und fast zerstörerisch gehandelt, siehe The Walking Dead und jede Gemeinschaft, der sie sich anschließen. Aber in seiner Gesamtheit ist das kleine Buch ein lesenswerter Exkurs in eine klimaverwandelte Welt vor unserer Haustür, die zum Lesen – und auch Reflektieren – einlädt. Die Kombination der Charaktere und des Stils machen das Buch für mich zu einer Leseempfehlung für Dystopie-Freunde.  

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