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Age of Empires 4

Mehr als alter Wein in neuen Schläuchen

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Kategorie: Games

Das Zeitalter der Echtzeitstrategiespiele brach Mitte/Ende der 1990er Jahre an, als PC-Spieler mit Dune, Command & Conquer, Starcraft und Age of Empires mit Maus und Tastatur nicht nur einzelne Einheiten, sondern ganze Armeen in Schlachten führen konnten. Dabei gab es schon früh große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Spielen. Viele waren eher actionorientiert, und es galt, im Minutentakt feindliche Angriffe abzuwehren, um am Schluss mit einer Übermacht Soldaten die gegnerische Basis zu überrennen. Age of Empires dagegen beschäftigte seine Spieler erst einmal mit einem komplexen Techbaum, der freigeschaltet werden wollte, und einem stetig fortschreitenden Aufstieg über verschiedene Zeitalter. Am Ende überrannte man zwar meist auch hier die gegnerische Basis, doch bis zu diesem Punkt hatten wir gut gepanzerte Soldateneinheiten erforscht und unsere Stadt entwickelt. Sogar ein Sieg ohne Vernichtung des Gegners ließ sich erringen, indem wir alle im Spiel befindlichen Relikte eroberten oder ein Weltwunder bauten.

Große Fußstapfen

Der bis heute erfolgreichste zweite Teil der Age-of-Empires-Reihe erhielt Ende 2019 ein umfassendes Remake mit aufwendigen Animationen, vielen neuen Funktionen sowie einer brandneuen KI. Dazu bietet Age of Empires 2 die wohl größte Kampagnenansammlung eines Strategietitels überhaupt. Doch leider hat das Spiel auch eine große Schwäche, denn der Techbaum¹ der zahlreichen Völker ähnelte sich sehr. Minimale Abzweigungen wie die Ausbildung bestimmter Eliteeinheiten im letzten Zeitalter oder die Möglichkeit, Steinwälle anstatt Holzwälle bauen zu können, änderte letztlich nur wenig an der Spielführung der unterschiedlichen Völker.

Acht individuelle Völker

Doch was bei einem Remake ein zu großer Eingriff gewesen wäre, bietet die optimale Vorlage für den sehnsüchtig erwarteten vierten Teil. Age of Empires 4 versucht, das beliebte Age-of-Empires-Gameplay beizubehalten, es aber mit interessanten Neuerungen zu verknüpfen.

Frei nach dem Motto Manchmal ist weniger mehr, können wir in Age of Empires 4 vorerst nur noch zwischen acht Völkern wählen. Dafür spielt sich jedes Volk völlig unterschiedlich und zwar von der allerersten Minute an.

Zur Auswahl stehen Chinesen, Mongolen, Engländer, Franzosen, das Heilige Römische Reich, Rus, das Delhi Sultanat und die Abbasid Dynastie. Basierend auf ihrem historischen Kontext starten und entwickeln sich die Fraktionen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Starteinheiten, Bau- und Forschungsbedingungen. Während die Mongolen aufgrund ihrer Nomadenhaftigkeit erst einmal gar keine Farmen und Kornfelder bauen können, setzen die Engländer auf eine starke Verteidigung und müssen sich im Dunklen Zeitalter verstärkt auf genau den Bau von Feldern spezialisieren. Später bekommen sie besondere Mauern und Türme sowie fähige Langbogenschützen, während die mobilen Mongolen berittene Bogenschützen rekrutieren können und mit dem Khan eine besondere Aufklärungseinheit erhalten, die die Armee verstärkt.

Strategisch durch die Zeitalter

Selten ist es ratsam, sich gleich zu Spielbeginn auf den Weg zum Feind zu machen. Zum einen würde es dem Spiel den eigentlichen Spaß nehmen, das eigene Volk über die Zeit zu einer mächtigen Streitmacht zu entwickeln, zum zweiten sind alle Armeen zu Beginn noch relativ verwundbar und wenig auf Konfrontation ausgelegt. Insgesamt gibt es vier Zeitalter: das dunkle Zeitalter, die Feudalzeit, die Ritterzeit und die Imperialzeit. Jede Fraktion muss für den Aufstieg in ein neues Zeitalter bestimmte Ziele erfüllen. Meistens handelt es sich dabei um sogenannte Wahrzeichen, die darüber hinaus noch einen unterstützenden Zweck erfüllen. Beim Bau sollten wir ein besonderes Augenmerk auf die Anordnung der Bauwerke setzen, denn durch bestimmte Konstellationen werden diese effektiver. Findige Micromanager können Geistliche, Beamte und Wissenschaftler für bestimmte Einsatzorte ausbilden, um den Bauwerken einen zusätzlichen Boost zu verleihen.

Die Kriegsführung wird im späteren Verlauf des Spiels um einiges taktischer. So können wir Einheiten dann auch auf Burgmauern und Türmen stationieren – und Burgmauern sind tatsächlich notwendig. Vorbei sind die Zeiten, in denen Feinde an Hütten nicht vorbeikamen. Nun spazieren sie einfach daran vorbei, wenn wir keine Mauern bauen. Im Gegenzug werden für die Belagerer nun die passenden Belagerungswaffen wichtig.

Ein Markenzeichen der Age-of-Empires-Reihe ist der Aufbau einer eher übersichtlichen Streitmacht. Anstatt wie in Total War ganze Bataillone mit Hunderten Soldaten in ein gigantisches Scharmützel zu schicken, befehligen wir hier nur einzelne Einheiten, die wir in Formationen in überschaubar große Schlachten schicken. Aufbau und Entwicklung finden auf derselben Karte statt wie die Schlachten. Das Bevölkerungslimit liegt bei 200 Einheiten.

Pädagogisch wertvoll

Age of Empires 4 bietet zwar nicht so viele Kampagnen wie der zweite Teil, der mit Dawn of the Dukes sogar noch dieses Jahr eine neue Erweiterung erhielt, dafür wagt Relic Entertainment einen interessanten Schritt und spielt damit sogar Geschichtslehrern in die Hände. Anstatt die Geschichte berühmter Persönlichkeiten irgendwie fiktional zu erzählen, inszenieren die Entwickler wichtige historische Ereignisse in einer umfangreichen Dokumentation mit eingebauten Filmszenen. Dazu zählen Ereignisse wie der Aufstieg der Normannen und der Hundertjährige Krieg, deren wichtigste Schlachten wir nachspielen können. Wer weiß, vielleicht gehört Age of Empires 4 in ein paar Jahren zum Lehrplan in manchen Schulen.

Der erste Eindruck erweckt Nostalgie bei Kennern des populären zweiten Teils und übernimmt viele Elemente, entwickelt sie aber auch weiter. Noch immer ist Age of Empires eher bunt und farbenfroh und die Einheiten sind im Vergleich zur Umgebung viel größer, als sie realistisch sein sollten. Manch einer hätte einen grafischen Sprung zu mehr Realismus vielleicht begrüßt, doch gerade weil der vierte Teil der bekannten Linie so treu bleibt, wird er viele Fans der alten Teile abholen und mit seinen neuen individuelleren Fraktionen begeistern können. Auch neuen Spielern, denen Total War zu kompliziert und langwierig ist, bietet das Vier-Zeitalter-System mit seinen Forschungsbäumen genug Abwechslung für spannende Gefechte, ohne dabei zu simpel und redundant zu wirken.

Fussnote

1 Eine schematische Darstellung der erforschbaren Technologien und ihrer Abhängigkeiten untereinander.

 

Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2021. 

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