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Die vielen Leben des Harry August

Wiedergeboren, um die Menschheit zu retten

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Kategorie: Literatur

Harry August wird im Jahr 1919 geboren, doch wenn er Jahrzehnte später stirbt, kann er sicher sein, dass sein nächster Atemzug ihn zurück zu seiner Geburt führt: Harry ist gefangen in einer Zeitschleife, durch die er sein Leben nach jedem Tod aufs Neue erleben kann – mit all dem Wissen, welches er sich angeeignet hat. Doch als dieser Umstand ihm die Bürde auferlegt, die Vernichtung der Menschheit aufzuhalten, wird sein „Dahinleben" schlagartig zielgerichteter und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. 

Harrys Leben beginnt stets auf die gleiche Art und Weise. Er wird im Waschraum einer Bahnhoftoilette geboren, während seine Mutter ihr Leben lässt, und wird so als Ziehsohn von Harriet und Patrick August aufgenommen. Er wächst in bescheidenen Verhältnissen als Gärtnersohn auf, im Schatten des Herrenhauses Hulne, in dem sein leiblicher Vater residiert und den unehelichen Sohn zeitlebens verleugnet. 

Die ersten Wiedergeburten sind für jeden neuen Kalachakra, also Menschen, die in einer Zeitschleife leben, keine leichte Zeit. So kommt es dann auch nicht selten vor, dass Selbstmord, Wahnsinn und Verzweiflung Teil dieser Lebenszyklen sind. Auf der Suche nach Antworten geht Harry in seinen Leben verschiedenen Professionen nach – wird Arzt, Professor, Wissenschaftler oder religiöser Pilger. Erst mit der Entdeckung des Cronos Club findet Harry andere Kalachakra, die, ebenso wie er, immer wiedergeboren werden. Daher ist der 78-jährige Harry nur wenig verwundert, als ein kleines Mädchen an seinem Sterbebett auftaucht und ihn bittet, dem Cronus Club seiner Zeit eine Nachricht zu senden: Der Untergang der Welt steht bevor und nur Harry kann ihn verhindern. 

800 Jahre Lebenserfahrung in einem Buch

Auch wenn das Buch stets zwischen den Jahren 1919 und der Jahrtausendwende spielt, so umfasst es doch etwa 800 Lebensjahre des Protagonisten Harry August, aus dessen Sichtweise der Roman geschrieben ist. In seinen Beschreibungen der Lebenszyklen geht er jedoch nicht chronologisch vor, was zu Beginn durchaus Verwirrung stiften kann. Einschneidende Erlebnisse und Erfahrungen schildert Harry dabei ebenso wie kleinere Intermezzi und persönliche Ereignisse: Sei es ein nachmittäglicher Ausflug mit Freunden oder wiederkehrende, aber unterschiedlich geführte Gespräche mit seinen Vätern. 

So verstreicht der erste Teil des Romans nur langsam, obschon bereits auf der ersten Seite die Warnung vor dem Weltuntergang das Buch einleitet. Zwar sind die geschilderten Lebensabschnitte zum Teil unterschiedlicher Natur und für sich genommen daher einzigartig und lesenswert, doch fragt man sich, wann denn nun endlich der rote Faden aufgegriffen wird und so die Rettung – und Handlung – beginnt. Harrys Reisen durch seine Leben machen dem Leser nämlich erst zu einem späteren Zeitpunkt klar, dass diese „Exkursionen“ ein essentieller Bestandteil späterer Geschehnisse sind. 

Durch all diese verknüpften Feinheiten, die Harrys Charakter formen, zeichnet sich ein klares Bild seiner Persönlichkeit, sodass die Stringenz der Geschichte unerwartet und rasant zunimmt: Mit dem Einsetzen der Erkenntnis, was die Welt zugrunde richten wird, greift bald schon ein Zahnrad in das andere. Zwar ist es oberste Regel des Cronos Clubs, nicht in die Geschehnisse der Weltordnung einzugreifen, doch wie soll die Menschheit ohne beherztes Engagement vor dem Untergang bewahrt werden? Harrys Entscheidungen fordern sowohl Weitsicht als auch die Bereitschaft, mit dem Feuer zu spielen. 

Fazit

Mit einem wunderbaren Erzählstil schildert Claire North in Die vielen Leben des Harry August die Geschichte stetiger Wiedergeburten. Dabei zeigt sie ebenso auf, dass Entscheidung einer einzelnen Person weitreichende Konsequenzen haben können und mit Bedacht gehandelt werden sollte. Nebenbei werden durch das Eingreifen in die Zeitachse kontinuierlich „Gegenwartsszenarien“ kreiert, die, je nach Blickwinkel des Betrachters, utopische oder dystopische Züge aufweisen.

Auch wenn der Roman anfangs vermeintlich den roten Faden vermissen lässt und dadurch der Lese-Elan etwas absinkt, ist die Geschichte um Harry Augusts Schicksal dennoch sehr unterhaltsam, da sie viele Facetten aufgreift: Die vielen Leben von Harry August mögen in vielen unterschiedlichen Bahnen verlaufen, bilden jedoch allesamt ein großes Ganzes, das eine mitreißende Story um das Schicksal der Menschheit webt. Ein Schicksal, das in den Händen eines einzelnen Mannes liegt. 

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