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Die versteckte Apotheke

Über Zaubertränke der besonderen Art

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Kategorie: Literatur

1791 in London: Nella ist als Tochter einer Apothekerin aufgewachsen und hat nach dem Tod ihrer Mutter deren Geschäft übernommen. Doch nicht nur das – sie hat es um ein ganz spezielles Angebot erweitert. Frauen in Not, wie auch immer diese aussehen mag, erhalten bei ihr ganz besondere Arzneien, um sie von ihren Problemen zu befreien. London in der Gegenwart: Caroline verbringt die Reise anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages allein in der Stadt, da sie kurz vor ihrem Abflug aus den USA erfahren hat, dass ihr Mann Andrew sie betrogen hat. Doch sie lässt sich die Zeit allein nicht lang werden. Am Ufer der Themse findet sie ein Glasfläschchen, das sie mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit, deren Spuren bis in die Gegenwart reichen.

Es kann die unterschiedlichsten Gründe haben, warum man anderen etwas Schlechtes wünscht. Nellas Apotheke wird von Frauen aufgesucht, die von den Menschen, die ihnen am wichtigsten sind, verraten, betrogen oder hintergangen wurden. Und keine weiß wie Nella, wie weh das tut, wie tief sich der Schmerz eingräbt, wie schwer es fallen kann, zu vergeben und zu vergessen. Das Schicksal hat sie gezeichnet, und sie hat Rache geschworen. Und so nutzt sie das Wissen über die Kraft der Pflanzen. Doch nicht, um damit zu heilen, sondern im Gegenteil. Um Hilfestellung zu leisten, wenn es darum geht, sich von einem Übel zu befreien.

Nellas Apotheke und Carolines Geschichte

Nella führt die Apotheke im Geheimen, im Verborgenen und allein. Bis eines Tages ein junges Mädchen im Auftrag seiner Herrin bei ihr auftaucht. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, dessen Spuren bis in die moderne Gegenwart reichen, in der Caroline über ein angespültes Glasfläschchen mit der Vergangenheit in Kontakt kommt. Sie begibt sich auf Spurensuche, stellt Nachforschungen an, schleicht des Nachts durch die Gassen Londons. Und findet dabei nicht nur mehr über die Geschichte einer geheimen Apotheke heraus, sondern findet auch mehr zu sich selbst, zu ihrer eigenen Kraft und Wahrheit.

Schicksalhafte Handlung

Ganz besonders nahegegangen ist mir die Geschichte aufgrund ihrer weiblichen Charaktere. Caroline erschien mir am Anfang etwas schwächlich, übertrieben weich und im Schatten ihres Mannes stehend. Doch sie macht eine so tolle Entwicklung durch, geht ihren eigenen Weg, trifft eigenständige und selbstbestimmte Entscheidungen. Den Handlungsstrang sie und Andrew betreffend fand ich stellenweise etwas überzogen, vielleicht hätte es nicht ganz so viel Dramatik sein müssen, vor allem in der zweiten Hälfte des Buches. Aber es wird deutlich, wieso sich die Handlung diesbezüglich so entwickeln sollte: Weil es auch in der Gegenwart Schicksale gibt, die mit Schmerz und Enttäuschung verbunden sind. So scheint es, als würde sich die Geschichte immer und immer wieder selbst wiederholen.

Als Leser*in reist man zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, lernt die Figuren und vor allem ihre Schicksale immer mehr und besser kennen. Ganz besonders Nella ist mir dabei so sehr ans Herz gewachsen. Nicht nur ihr Handeln wird so nachvollziehbar beschrieben, sondern vor allem auch ihre Motivation dahinter. Dazu kommen Zweifel, Unsicherheiten, Ängste. Ich konnte jede ihrer Empfindungen so gut nachfühlen, weil die Autorin ihre Figuren so nahbar gezeichnet hat.

Besondere Spannung kommt in der Vergangenheit auf, als Nellas großes Geheimnis sich zu offenbaren droht. Und in der Gegenwart wird es zunehmend spannender, je mehr Spuren Caroline entdeckt, die sie näher und näher zu der geheimen Apotheke führen. Bis alles in einem großen Höhepunkt gipfelt, der zusätzlich mit einigen nicht vorhergesehenen Wendungen überzeugen kann.

Handlungsort London

London als Handlungsort wird dabei vor den Augen des Lesenden lebendig, ganz egal, ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart. Die Autorin hat viel Mühe darauf verwendet, ihre Leser*innen in die britische Hauptstadt mitzunehmen. Die Themse, die British Library, eine kleine Apotheke in einer Seitengasse – jede Ecke der Stadt wird so anschaulich beschrieben, dass man sich als Leser*in fühlt, als wäre man vor Ort. Und dabei spürt man die teils düstere Atmosphäre, die über der Stadt liegt. Denn vieles spielt sich im Geheimen ab, im Verborgenen. Als Leser*in kommt man sich fast wie ein Spion vor, der Zeuge von etwas wird, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

Nicht alle offenen Fragen werden am Ende bis ins kleinste Detail beantwortet. Und so bleibt es dem Lesenden überlassen, ob er an Magie, Zaubertränke, die Heilkraft der Natur oder die der Liebe glauben möchte.

Ich muss zugeben, dass ich aufgrund des Covers ein etwas anderes Buch erwartet hatte. Es kommt fast ein wenig kindlich daher, wirkt auf den ersten Blick wie das Cover eines Jugendbuches. Aber ganz im Gegenteil: Ich wurde mit Die versteckte Apotheke mitgenommen auf eine spannende, tiefgründige und berührende Reise in das Leben zweier Frauen, die mit den Karten spielen, die das Schicksal ihnen ausgeteilt hat, und dabei allerlei Mut, Stärke und Eigenwillen beweisen.

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