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Der unmögliche Mord

... und andere phantastische Kriminalfälle

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Kategorie: Literatur

In Der unmögliche Mord und andere phantastische Kriminalfälle hat die Kulturwissenschaftlerin Tanja Karmann 17 Kurzgeschichten zusammengestellt, die auf unterschiedlichem Weg Kriminalgeschichten mit dem Phantastischen verbinden. Dabei decken die Autoren mit ihren Geschichten fast die gesamte Bandbreite der Phantastik ab: Von Urban Fantasy über Endzeit, Cyberpunk oder verschiedenen Spielarten des Horrors ist für jeden etwas dabei.

Phantastik und Krimi ist eine Mischung, die sich bewährt hat. Beispielsweise die Amazon-Serie Carnival Row hat erst kürzlich bewiesen, dass diese Liaison viel Potential bietet. In Der unmögliche Mord probieren sich etablierte Autoren an den unterschiedlichsten Kombinationen aus, sodass man bei der Lektüre zwischen dem einen oder anderen bekannten Element viel Neues entdecken kann.

Als Eventmanagerin, Buchhändlerin und Pressesprecherin ist Tanja Karmann tief im Literaturbetrieb verwurzelt und bringt somit die besten Voraussetzungen mit, um eine gelungene Auswahl an Texten für eine genreübergreifende Anthologie zusammenzustellen. Dass das 240-Seiten starke Taschenbuch im Conte-Verlag erschienen ist, ist auch kein Zufall, denn der Verlag hat ein umfangreiches Repertoire an Kriminalliteratur. Die beteiligten Autoren haben sich allesamt bereits einen Namen gemacht, wobei das Horror- und Fantasy-Schwergewicht Markus Heitz und die Kriminalautorin Isabella Archan als besonders prominent herausstechen.

 

Kosmischer Horror und Totem-Kult im Schrebergarten

Die Geschichten, die ihren Weg in die Anthologie gefunden haben, sind sehr unterschiedlich und lassen sich kaum zusammenfassend beschreiben. In vielen Texten geht es um den mal mehr, mal weniger klassischen Privat-Ermittler wie man ihn seit den Anfängen der Detective Novels kennt, aber auch Verbrecher und Opfer kommen zu Wort. Am Anfang jeder Geschichte tut sich eine neue Welt auf, und am Ende bleibt immer der Wunsch bestehen, mehr darüber zu erfahren. Insgesamt sind die Texte alle hervorragend geschrieben, aber einige Geschichten sind mir besonders in Erinnerung geblieben:

Titelgebend ist die Geschichte von Markus Heitz. Heitz entwirft dafür einen ungewöhnlichen, fast schon kauzigen Protagonisten, der als magischer Berater der Polizei in einer Welt ermittelt, in der vor vielen Jahren die Magie erwacht ist – ganz nebenbei ist er Elvis-Imitator und leidenschaftlicher Rock n‘ Roll-Fan. Der Protagonist mit dem selbstgewählten Namen Alvis Lee Cave ermittelt in einem Mordfall, der sowohl allen Regeln der Physik als auch der Magie zu spotten scheint. Dabei bekommt es Alvis mit einem altem Volksglauben und unheiligen Ritualen zu tun. Clever, mit viel Humor und der gewohnten Portion Spannung stellt Heitz die Frage: Was wäre, wenn jeder Aberglaube plötzlich wahr wäre? Leider lädt Heitz’ Geschichte nicht gerade zum Miträtseln ein, da wichtige Ermittlungsschritte zwischen zwei Zeitsprüngen passieren. Das fehlt aber kaum, denn durch Heitz’ detailverliebten und direkten Stil wird man als Leser auf 27 Seiten in eine ganz eigene Welt gezogen, von der man sich sofort mehr wünscht.

Mit bissigem Humor erzählt auch Alex Jahnke in Totem von einem ungewöhnlichen Freundschaftsdienst. Jahnkes Geschichte beginnt zunächst sehr bürgerlich mit einem Ermittler, der von seinem Lieblingskneipenwirt darum gebeten wird, ihm in einem Streit mit einem Vereinskollegen beizustehen. Skurril wird es erst, als sich nach und nach herauskristallisiert, dass es sich bei dem Verein nicht nur um eine Wilder-Westen-Reenactment-Gruppe handelt, die eine Westernstadt in einem Schrebergartenclub aufbaut, sondern dass die beiden Streithähne auch im echten Leben einem indianischen Totem-Kult anhängen. Die Geschichte macht besonders Spaß, da sie das Phantastische in eine so gut bürgerliche und alltägliche Kulisse wie eine Schrebergartensiedlung setzt.

Spannend ist auch Isabella Archans Beteiligung an der Anthologie: Die Autorin und Schauspielerin hat sich bis jetzt vor allem durch die Veröffentlichung von Kriminalromanen hervorgetan. Ihr neuster Roman Die Alpen sehen und sterben ist zwar ein Loblied an den Eskapismus, spielt aber wie alle anderen Werke der gebürtigen Grazerin in einem realen Hier und Jetzt. In ihrer Kurzgeschichte Staub erzählt sie die bittersüße Geschichte einer alternden menschlichen Frau und ihres ewig jungen vampirischen Geliebten. Die beiden tragischen Hauptfiguren geben durch ihren fatalen Plan, die Ewigkeit zu überlisten, einem Ermittlerteam Rätsel auf. Dabei erzählt Archan ihre Geschichte so empathisch und intelligent, dass es zu hoffen gilt, dass dies nicht ihr letzter Ausflug in die Phantastik war.

Mein persönlicher Favorit ist jedoch Der tiefe Schlaf von Erik R. Andara. Die Geschichte beginnt nach altbekanntem Muster und lockt Liebhaber der Literatur Noir schnell in ihre Falle: Ein heruntergekommener Detektiv, der einen Auftrag von einer geheimnisvollen Schönheit erhält. Während die Handlung genretypisch fortgesetzt wird, sind es die Umstände, die die Geschichte zu etwas Besonderem machen. Die Figuren leben nicht etwa im heruntergekommenen Chicago der 40er, sondern in einer Welt, der sich ein alter schlafender Gott aus der Tiefe offenbart hat. Die schöne Auftraggeberin selbst gehört zu einer neuen Kaste Menschen, die durch ihren unbeschreiblichen Gott verändert wurden. Die cthulhulesquen Ereignisse, in die der namenlose Detektiv verstrickt wird, scheinen über den Verstand gewöhnlicher Sterblicher hinaus zu gehen und machen neugierig auf die Verbindung zwischen kosmischem Horror und düsteren Roman Noir.

 

Cover ohne Bezug

Etwas gewöhnungsbedürftig ist hingegen das Cover: Ein schwarzer Engel mit lila Punkten auf der Stirn starrt den Betrachter aus gelben Augen an, hinter ihm eine giftgrüne Wand, vor der er für einen „Mugshot" platziert wurde. Weder taucht dieses Wesen in einer der Geschichten auf, noch lässt sich wirklich erklären, worum es sich dabei handelt. Besonders die lila Punkte auf seiner Stirn wirken im Vergleich zu dem restlichen düsteren Look drollig und runden das verwirrende Gesamtbild ab.

 

Fazit

Alles in allem ist Der unmögliche Mord eine vielfältige und abwechslungsreiche Zusammenstellung spannender, lustiger und teilweise etwas skurriler Geschichten. Wenn man bei der Lektüre der Anthologie enttäuscht wird, dann nur, weil es so schnell vorbei ist. Bei so mancher kurzweiligen Geschichte habe ich gehofft, dass sie lediglich der Auftakt zu einer ganzen Romanreihe ist.

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