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Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten

Wayfarer-Reihe 1

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Kategorie: Literatur

Mit Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten legte Becky Chambers 2014 den Grundstein für ihre Wayfarer-Reihe, die mittlerweile bereits 3 Romane umfasst. In ihrer humorvollen Space Opera erzählt sie von der bunt gemischten Crew der Wayfarer, die in einen abgelegenen Winkel des Universums aufbricht, um einen Raumtunnel anzulegen. Was zunächst nach einem Routineauftrag klingt, bringt schnell mehr Probleme mit sich, als Captain Ashby gedacht hätte, und verlangt nach schwerwiegenden Entscheidungen.

Der Weltraum nahm schon immer einen ganz besonderen Platz im Leben von Becky Chambers ein: Die Autorin wuchs als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers auf. Ihr Traum, einen Science-Ficition-Roman zu schreiben, wäre 2012 an ihren finanziellen Mittel fast gescheitert, doch dank 53 Unterstützerinnen und Unterstützer auf Kickstarter gelang es ihr, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren und gleichzeitig Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten fertigzustellen. Im Jahr 2019 ist die kalifornische Redakteurin und Bienenzüchterin eine feste Größe in der internationalen Science-Fiction-Szene.

Auf Reisen mit der Wayfarer

In ihrer humorvollen Space Opera erzählt Chambers in kurzen Episoden die Geschichte der Crew der Wayfarer. Der zusammengewürfelte Haufen um Captain Ashby verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Bohren von Wurmlöchern, mit denen man auf kürzestem Weg durch die Galaxis reisen kann. Als die GU, eine Allianz, in der sich etliche außerirdische Völker zusammengeschlossen haben, eine neue Spezies aufnehmen will, wird die Crew der Wayfarer damit beauftragt, einen Tunnel zu dem Gebiet des unbekannten Volks zu bohren. Bevor sie jedoch ihren Bohrer anwerfen können, müssen sie zunächst ein Jahr lang den leeren Raum durchqueren, um von dort aus mit ihrer Arbeit zu beginnen. Der Roman begleitet die Crew auf ihrem langen Weg durch das Universum, durch die vielen Probleme, Streitigkeiten und Abenteuer, die das liebenswerte Team durchzustehen hat. Jedes der episodenhaften Kapitel legt dabei den Fokus auf ein anderes Crewmitglied, ein wenig wie in einer Fernsehserie.

Im Fokus der Geschichte stehen dabei häufig der menschliche Captain Ashby, seine Verwaltungsassistentin Rosemary und der kleinwüchsige Tech Jenks. Ashby ist bekennender Pazifist und nicht verlegen, seine Crew auch mal um Rat zu fragen oder sich Fehler einzugestehen. Er ist bereit, jeden für das zu akzeptieren und zu respektieren, was er ist, selbst wenn Ashby nicht immer versteht, was seine Crew umtreibt. Rosemary flüchtet vor ihrer Vergangenheit und den schwerwiegenden Fehlern eines geliebten Familienmitglieds, die ihre Leben in Trümmer geschlagen haben. Eine besondere Faszination übt die reptiloide Pilotin Sissix auf sie aus, die aus einer Gesellschaft mit völlig anderen Konventionen stammt. Jenks führt schon seit Jahren eine Beziehung mit Lovey, der KI, die das Schiff steuert, und hadert mit der Entscheidung, ob er ihr ein Leben in einem androidischen Körper ermöglichen soll oder ob das Risiko zu groß ist.

Im Fokus der Geschichte stehen die Ziele, Wünsche und Sorgen der Crew, wobei die privaten Konflikte oft geschickt mit der von Chambers entworfenen Gesellschaftsvision verwoben werden. Zugleich zeichnet die Autorin aber auch eine spannende und realistische Zukunftsvision, die Freude auf alles macht, was noch kommen mag.

Fremd und zugleich ganz nah

In der Crew gibt es aber auch fremdartige Lebensformen, die Chambers vielschichtig und spannend konzipiert hat. Beispielswiese gibt es da Dr. Koch, dessen richtigen Namen Menschen nicht einmal aussprechen können. Die robbenartige Spezies des weisen Alien wechselt je nach Alter das Geschlecht. In einem grausamen Krieg hat sie sich fast selbst ausgelöscht, bis die Einsicht letztendlich zu spät kam. Die Erlebnisse haben den Blick des gutmütigen Wesens auf die Welt grundliegend geändert. Der Navigator der Wayfarer sind Ohan, ein Wesen, das sich infolge einer Krankheit selbst nicht als eine, sondern zwei Personen wahrnimmt. Zugleich hat diese Infektion aber auch ihr Verständnis von Zeit und Raum so grundliegend geändert, dass sie fähig sind, Berechnungen anzustellen, die mit dem menschlichen Geist nicht einmal in ihrem Konzept greifbar sind. Erst durch Ohans Fähigkeiten ist es der Wayfarer überhaupt möglich, Wurmlöcher zu erschaffen.

Der Roman legt zwar häufig den Fokus auf die menschliche Sicht, zeigt sie jedoch nicht als Eroberer-Spezies, sondern nur als ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Die Menschen sind unbedeutend und kämpfen noch immer um ihren Status in der Allianz. Chambers’ Aliens sind liebenswerte, runde Charaktere, bei denen jeder Leser in all der Fremdartigkeit trotzdem etwas Vertrautes findet. Sissix und die anderen Aliens erinnern Ashby, Rosemary und die anderen Menschen dabei immer wieder liebevoll daran, dass das zwanghafte Tragen von Kleidern und das Unterdrücken der eigenen Gefühle schrullige Eigenartigkeiten sind, die man ausschließlich von den haarlosen Primaten kennt. Chambers verrät in einem Artikel auf tor.com, dass ihre eigene, über den ganzen Globus verstreute Familie sie dazu inspiriert hat, über kulturelle Missverständnisse und die Liebe zu jemandem, der ein wenig anders ist als man selbst, zu schreiben.

Ein langer Weg

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten finanzierte Chambers 2012 über Kickstarter, bis sie den Roman 2015 bei Hodder & Stoughton veröffentlichen konnte. Mittlerweile gibt es zwei Fortsetzungen: Zwischen zwei Sternen handelt von der Technikerin Pepper, einem Nebencharakter aus Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten, und einer KI, deren Schicksal ebenfalls mit dem der Wayfarer-Crew verbunden ist. Unter uns die Nacht erzählt von dem Leben auf einem Schiff der Exodus-Flotte, einem Kolonieschiff der Menschen, die nicht mehr zu der zerstörten Erde zurückkehren können und nun im Exil im All leben. Im Zentrum der Geschichte steht Tessa, die Schwester von Captain Ashby. Für ihre Romane wurde Chambers bereits unter anderem für den Hugo Award (Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten) und den Arthur C. Clarke Award (Zwischen zwei Sternen) nominiert.

Fazit

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten ist eine großartige, liebenswerte Space Opera, die einen die Welt um sich herum völlig vergessen lässt. Mit viel Liebe fürs Detail und dem nötigen wissenschaftlichen Know-How hat die Autorin eine spannende Zukunft entworfen, die nicht perfekt ist, aber Hoffnung macht. Beim Lesen baut man schnell eine Beziehung zu den interessanten, vielschichtigen Figuren auf und fiebert bei jeder neuen Herausforderung mit der Crew mit.

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