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Das gefälschte Siegel: Die Neraval-Sage 1

Ein trotziger Prinz, ein trinkender Fälscher, eine junge Magierin und ein verliebter Steinerner Wächter on tour.

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Kategorie: Literatur

Das Land Neraval befindet sich in Gefahr, denn ein einst besiegter Dämon hat sich womöglich aus seinem Gefängnis befreit. Seit Tausenden von Jahren ist er in einer bewachten und versiegelten Schriftrolle gebannt. Als Kevron dann aber das gefälschte Siegel bestätigt, ist klar, dass es erneuert werden muss. Dazu ist nur die Zauberin Ililiané in der Lage, die zu den weit entfernt lebenden Alfeyn gehört. Wild entschlossen, das mythische Volk aufzusuchen, wählt der junge Prinz Tymur seine Begleiter: Kevron, Lorcan und Enidin. Dabei steckt Kevron tiefer drin, als ihm eigentlich lieb ist, Lorcan könnte sich nichts unangenehmeres vorstellen, als mit seinem alten Freund Tymur zusammen zu sein, und Enidin will so schnell wie möglich die Akademie verlassen.

Kev Kaltnadel hatte eigentlich schon aufgegeben. Der Wein war seine Geliebte und die Paranoia sein steter Begleiter. Als dann Prinz Tymur in seiner Wohnung auftaucht und ihm ein Angebot unterbreitet, das er nicht abschlagen kann, beginnt sich sein Leben unverhofft zu ändern. Dabei weiß der Prinz genau, wann er bei Kevron welche Strippen zu ziehen hat. Diese Eigenschaft durfte Lorcan zu Beginn seines Lebens als Steinerner Wächter kennenlernen, während sich der junge Prinz mit ihm anfreundete und ihn um den Finger wickelte. Fast genauso angetan wie Lorcan ist die junge Magierin Enidin von Tymur. Sie bekommt von dem Prinzen die Möglichkeit, ihre wahre Größe zu zeigen und dabei gleichzeitig seine Nähe zu genießen. Auf ihrer gemeinsamen Reise zu den Alfeyn beginnt der Schein des Prinzen Tymurs langsam zu bröckeln, und die einstigen Versprechungen und Erwartungen mit ihm ...

Kennt man doch, oder?

Der heruntergekommene Fälscher wird von dem jungen redegewandten Prinzen aufgepäppelt und in seine Dienste berufen, eine alte Freundschaft wird von Geheimnissen geplagt und auf die Probe gestellt und eine ambitionierte Magierin schwärmt für den Prinzen — oder anders gesagt: ein aufgedrehter Prinz begibt sich mit einem zwielichtigen Schurken, einem mürrischen Krieger und einer von sich selbst überzeugten Magierin auf Reisen. Kennt man doch, oder? Nein, kennt man so tatsächlich nicht. Der erste Band der Neraval-Sage scheint vor Klischees zu wimmeln, aber nur auf den ersten Blick. Auch wenn es sich bei den Gefährten um klassische Fantasy-Figuren handelt, schafft es die Autorin, den Leser nicht nur zu unterhalten, sondern auch den Spannungsbogen aufrecht zu halten. 

Die dabei entstehenden Überraschungseffekte sorgen immer wieder für frischen Wind und lassen die Handlung nicht einschlafen. Besonders die Charakterentwicklung hat mich staunen lassen; verfällt man am Anfang in Resignation und hat mit den typisch erscheinenden Charakterzügen abgeschlossen, wird man im Laufe des Lesens immer wieder eines Besseren belehrt.

Unverhofft kommt oft

Maja Ilisch spielt geradezu mit der Aufmerksamkeit des Lesers. Gerade wenn die typischen Charaktere anfangen, die Nerven zu strapazieren, werden sie durch Eigenschaften und Meinungen aufgebrochen, mit denen man nicht gerechnet hätte. Immer wieder werden Szenen eingebaut, die den Leser stutzen, aber auch aufmerksamer werden lassen. Der Prinz bleibt dabei ein Mysterium: die drei Begleiter werden für den Leser transparenter, was auf die jeweiligen Innensichten zurückzuführen ist. Diese bleibt bei Tymur aus, wodurch er sich auf eine gewisse Art und Weise außerhalb der Gruppe befindet. So entsteht ein Spannungsverhältnis, das Leser und Reisegefährten auf gewisse Weise zusammenschweißt. 

Auch wenn einem die Story zunächst altbekannt vorkommt, wird man immer wieder von unerwarteten Geheimnissen und Verwandlungen überrascht. Als Leser wird man dabei immer misstrauischer gegenüber der Gruppe, besonders gegenüber den Prinzen.

Schwache Schale, starker Kern

Die gemeinsame Reise und die Interaktionen zwischen den Gefährten bilden den Kern der Erzählung. Die Beziehungen untereinander und vor allem zu Tymur werden in den Vordergrund gestellt. Die eigentliche Rahmenhandlung, die Schriftrolle mit dem gebannten Erzdämon zu den Alfeyn zu bringen, schwebt jedoch unbestimmt im Hintergrund. Die unmittelbare Gefahr, die von dem Dämon ausgeht, wird zwischendurch von einem Teil der Charaktere thematisiert, bleibt aber insgesamt eher nebensächlich. Das Gleiche gilt für das Volk der Alfeyn. Sie bleiben rätselhaft und sind nur als unbestimmte Masse präsent, wobei zwar konkrete Einzelfiguren genannt werden, aber immer mit Betonung auf die Gleichheit zu den anderen Alfeyn. Dieser Mangel an Informationen führt zu einer Ungewissheit des Lesers. Was nämlich genau bei den Alfeyn geschehen soll, ist unklar, genauso wie die Konsequenzen, die die eventuelle Flucht des Dämons mit sich trägt. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in der Gruppe wider, vor allem, weil nicht alle Begleiter den wahren Grund für die Reise kennen. Nach dem ersten Band der Saga bleibt ein unsicheres Gefühl bezüglich der Welt der Alfeyn und des Dämons zurück.

Und jetzt?

Maja Ilisch hat es geschafft, meine Neugier durch Das gefälschte Siegel ordentlich anzufachen. Die unerwarteten Charakterentwicklungen und das so gut wie gar nicht vorkommende Verlieren in ein klischeehaftes Erzählen tragen zu einem aufregenden Leseerlebnis bei. Die Autorin meistert es, die Spannung genau so aufrechtzuerhalten, dass man das Buch zwar nach einem Kapitelende weglegen kann, der Reiz des Weiterlesens aber trotzdem bestehen bleibt. Dadurch ist eine entspannende genauso wie eine aufregende Lektüre gegeben, die perfekt im Alltag zu genießen ist, und diesen gleichzeitig für den Moment vergessen lässt. 

Die meiner Meinung nach schwache Rahmenhandlung bietet Potenzial, in den folgenden Bänden ausgebaut zu werden. In dieser Hoffnung bleibt nach dem interessanten Einstieg und einem grandiosen Cliffhanger nun das Warten auf den zweiten Band der Neraval-Saga.

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