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Das alte Haus am Nordrand

Eine Geisterhaus-Geschichte, die eigene Wege geht

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Kategorie: Literatur

Der österreichische Autor Erik R. Andara hat sich mittlerweile innerhalb der deutschsprachigen Horror-Szene einen Namen als Schöpfer atmosphärisch-dichter und alptraumhaft-verworrener Weid Fiction vom Feinsten gemacht. Mit seinem neuem Buch „Das alte Haus am Nordrand" betritt Erik Andara erstmals das Genre der Haunted-House-Geschichten, und er tut dies mit einer meisterhaften Mischung aus subtilem Horror und psychologischer Tiefe.

Die Protagonistin, Valentina Martin, befindet sich zu Beginn der Geschichte an einem Wendepunkt ihres Lebens. Nach einem gewalttätigen Streit mit ihrem Exfreund, der sie nicht nur aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, sondern auch finanziell ruiniert hat, erhält sie überraschend eine Nachricht vom Notar ihres verstorbenen Vaters. Dieser hat ihr eine Eigentumswohnung am nördlichen Rand von Wien hinterlassen. Valentina zieht kurzerhand in das alte Haus ein, doch schon bald häufen sich unheimliche Ereignisse, die darauf hindeuten, dass etwas Dunkles und Übernatürliches das Gebäude zu seinem Sitz erkoren hat.

Während Valentina versucht, sich dem düsteren Wirken des Hauses zu entziehen und seine Geheimnisse zu lüften, wird sie unwissentlich immer tiefer in seinen gefährlichen Bann gezogen. Sie begegnet Menschen und Wesen, die ebenfalls von der mysteriösen Macht des Hauses betroffen sind, und versucht verzweifelt, einen Ausweg aus der bedrohlichen Situation zu finden. Dabei verschwimmen für sie zunehmend die Grenzen zwischen Realität und Albtraum, Magie und Rationalität, Diesseits und Jenseits.

 

Fesselnd, tiefgehend und vielfältig

Andaras Erzählstil ist von einer fesselnden Intensität geprägt. Er verwebt geschickt die realen Probleme und Ängste seiner Protagonistin mit den übernatürlichen Elementen der Geschichte, wodurch eine atmosphärisch Dichte und packende Handlung entsteht. Besonders gelungen ist die Verknüpfung zwischen Valentinas persönlichen Herausforderungen – dem Verlust ihrer Wohnung, finanziellen Schwierigkeiten und der Konfrontation mit ihrem gewalttätigen Exfreund – und der düsteren Bedrohung durch das alte Haus, was sich sowohl in der Handlung als auch der Erzählperspektive niederschlägt. Dies verleiht der Geschichte eine zusätzliche emotionale Tiefe und macht Valentinas Kampf gegen die dunklen Mächte umso mitreißender.

Die Vielfalt der Nebenfiguren und die Rückblenden in Valentinas Beziehung zu ihrem Vater fügen weitere Nuancen und Facetten zu der Geschichte hinzu. Im Laufe der Handlung lässt Andara Charaktere zu Wort kommen, die ebenso wie seine Protagonistin von der übernatürlichen Macht verfolgt werden – und dabei gleichzeitig auch alle mit ihren eigenen, ganz persönlichen Dämonen zu kämpfen haben.

Hervorzuheben ist, dass Andara sich auch vor aktuellen gesellschaftlichen Themen nicht scheut und einen differenzierten und empathischen Einblick gibt: Kriegsflüchtlinge, die hin- und hergerissen sind zwischen der Freude, die eigene Familie schützen zu können und dem, was sie opfern mussten, um dem Konflikt in der Heimat zu entkommen. Ein älterer Witwer, der Gendernormen bricht und mit seiner verstorbenen Frau Elke die einzige verbündete Seele verloren hat, die er zu haben glaubte. Oder den jungen Lebemann Idris, der in seinem ruralen türkischen Heimatdorf immer wieder aufgrund seiner gelebten Bisexualität in Konflikte verwickelt wird.

Diese Figuren sind allesamt glaubwürdig und nachvollziehbar gezeichnet, und ihre Geschichten tragen dazu bei, die Welt von Das alte Haus am Nordrand noch lebendiger, vielseitiger und greifbarer zu machen.

Im Gegensatz zu früheren Werken geht Anadara diesmal deutlich mehr auf den Ursprung seines jenseitigen Antagonisten ein, und wählt mit einer prähistorischen Macht einen spannenden, unverbrauchten Ansatz. Einprägsam war vor allem das Motiv des freundlichen Hundes, der immer wieder als Führer aus dem Jenseits auftritt.

Andara schafft es außerdem geschickt, über auftretenden Nebenfiguren und Andeutungen Bezüge zu seinen früheren Werken wie Die Erloschenen herzustellen, ohne die Handlung zu überfrachten oder Wissen vorauszusetzen, das nicht jeder Leser hat. Es entsteht der Eindruck eines zusammenhängenden Kosmos und einer eigenen, sich langsam aufbauenden Mythologie.

 

Fazit

Insgesamt ist Das alte Haus am Nordrand ein fesselnder und intensiver Roman, der Fans von psychologischem Horror begeistern wird und gleichzeitig mit Genrenormen bricht. Mit seiner packenden Handlung, den vielschichtigen Charakteren und der gelungenen Verbindung von Realität und Übernatürlichem ist dieses Buch eine absolute Empfehlung für alle, die sich gerne auf themenschwere und atmosphärische Schauergeschichten einlassen. Für mich persönlich ist es bisher mein Lieblingswerk von Erik R. Andara, was an den spannenden Perspektivwechseln und der in sich rund wirkenden Handlung liegt.

Das alte Haus am Nordrand ist nicht im regulären Handel erhältlich, sondern wird auf Anfrage über den Underground-Verlag White Train vertrieben. Bestellungen und Fragen zum Versand erfolgen unter luxfactum@hotmail.com

Das Produkt wurde kostenlos für die Besprechung zur Verfügung gestellt.

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